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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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wahr?«
    »Ja.«
    »Es hat also niemand was aus dem Kleinen Tod gelernt?«
    »Scheint so.«
    Sie setzte sich unter einen toten Baum auf den Rand eines Pflanzbeckens aus Beton. »Wissen sie es drunten auf der Erde?«
    »Elf Leute wisse n’s – hier und drunten.«
    »Was unternehmen sie dagegen?«
    »Was in ihrer Macht steht«, erklärte Lanier.
    »Aber der Stein kann alles ändern. Er stellt die entscheidende Wende dar, nicht wahr?«
    »Das hoffen wir. In den nächsten Wochen müssen wir so viele Antworten wie möglich bekommen – auf Fragen wie alternative Zeitströme, Alternativwelten und woher der Stein gekommen ist. Kannst du uns helfen?«
    »Man muss wissen, warum der Stein hier ist und wie ähnlich die Welten sind, um feststellen zu können, o b’s auf der Erde zum Krieg kommt?«
    Lanier nickte. »Das ist sehr wichtig.«
    »Ich sehe keine Möglichkeit, darauf ausreichend detaillierte Antworten zu finden.«
    »Hoffman glaubt, wen n’s jemand kann, dann du.«
    Patricia nickte und wandte den Blick ab. »Okay. Kann ich Bedingungen stellen?«
    »Was für Bedingungen?«
    »Ich will, dass meine Familie evakuiert wird. Ich will, dass einige Freunde von mir aufs Land gebracht und geschützt werden. Geschützt wie die Generäle und Politiker.«
    »Nein.« Er ging langsam um den Baum herum. »Ich bin dir nicht böse, weil du darum bittest, aber … nein. Keiner von uns hat so was erbeten. Daran gedacht, ja.«
    »Hast du Familie?«
    »Einen Bruder und eine Schwester. Meine Eltern sind gestorben.«
    »Frau? Nein. Du bist Junggeselle. Eine Freundin, Verlobte?«
    »Keine feste Bindung.«
    »Dann kannst du leicht objektiver sein als ich«, sagte Patricia ärgerlich.
    »Du weißt, das hat damit nichts zu tun.«
    »Ich arbeite hier oben für euch und sehe zu, wie meine Eltern, mein Freund, meine Schwester und alle, die ich mag, umkommen in einer Katastrophe, von der ich weiß, dass sie passieren wird?«
    Lanier blieb vor ihr stehen. »Überleg mal, Patricia!«
    »Ich weiß, ich weiß. Es gibt Hunderte von Menschen an Bord des Steins. Wenn wir alle Bescheid wissen und Fragen stellen, dann bricht das große Chaos aus. Darum sind die Bibliotheken Sperrzone.«
    »Das ist ein Grund«, sagte Lanier.
    »Und damit die Russen nichts mitkriegen?«
    »Das auch.«
    »Wie schlau!« Ihr Tonfall war entgegen seiner Erwartung ruhig. Sie klang überlegt und wenn nicht gerade gelassen, so doch nicht sonderlich erregt. »Was ist, wenn ich Post von daheim bekomme?«, fragte sie. »Was ist, wenn ich nicht antworte?«
    »Spielt keine große Rolle, nicht wahr? Es sind nur mehr ein paar Wochen …«
    »Wie werde ich mich fühlen, wenn ich Briefe erhalte? Wie werde ich arbeiten können?«
    »Du wirst arbeiten«, sagte Lanier, »denn du weißt, wir können vielleicht was unternehmen, falls wir rechtzeitig Antwort bekommen.«
    Sie blickte vor sich auf den Boden mit dem dürren gelben Gras. »Es heißt, Shuttle-Landeplätze werden bombardiert. In dem Buch.«
    »Ja.«
    »Wenn das passiert, dann sitzen wir hier oben fest, nicht wahr?«
    »Ja, die meisten von uns. Wir werden bald sowieso nicht mehr runterwollen.«
    »Deshalb hat man begonnen, den Boden zu bestellen. Wir werden nichts mehr kriegen von der Erde für … wie lange?«
    »Wenn es einen Krieg gibt und der wie beschrieben ausfällt, dann für vielleicht dreißig Jahre.«
    »Ich … ich kann jetzt nicht in die Bibliothek zurück. Ist es erlaubt, wenn ich ’ne Weile hier draußen bleibe?«
    »Klar. Fahren wir zum Dinner in die erste Kammer. Und merk dir – ich muss schon ’ne ganze Weile mit diesem Wissen leben. Es gibt also keinen Grund, warum du das nicht auch könntest.«
    Ohne zu antworten, stand Patricia auf. Es zitterten ihr weder die Knie noch die Hände. Angesichts der Umstände war sie in ungemein guter Verfassung. »Gehen wir!«, sagte sie.

11
    Die Reisenden, die sich zwei Stunden nach Beginn der Frühschicht beim Laster versammelten, erinnerten in erster Linie an eine Gruppe Rucksackwanderer vor dem Aufbruch. Der Laster war nach dem Beladen sehr voll.
    Patricia setzte sich zwischen Takahashi und einen stämmigen Mohawk-Indianer namens Reynolds. Reynolds, ein Marinesoldat, war bewaffnet mit einem Apple und einer kompakten Maschinenpistole. Carrolson setzte sich neben den Fahrer, Lieutnant Jerry Lake der amerikanischen Navy, einen Naturburschen mit dunkelblondem Haar. Lake vergewisserte sich mit einem Blick zurück über die Schulter, dass alles in Ordnung war, nickte Takahashi zu und

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