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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schenkte Patricia ein Lächeln. »Meine Männer haben den Befehl, Miss Vasquez zu beschützen, koste es, was es wolle. Also bitte nicht ohne Erlaubnis weglaufen!«
    »Schon recht, Sir«, erwiderte Patricia leise. Takahashi – ein kleiner Halbjapaner mit sportlicher Statur, kurzem schwarzem Haar und großen, selbstsicheren grünen Augen – erwiderte Lakes Nicken. Takahashi war der Einzige in Zivil; er trug ein Baumwollhemd, Anorak und Denimjeans. »Befreiung«, hatte er beim Zelt erklärt. »Ich reagiere allergisch auf die eingefärbten Overalls.«
    Lake setzte den Laster in Bewegung. Carrolson hakte die Ausrüstung ab, die Farley von der Liste auf der Tafel vorlas.
    Der Laster war besetzt mit acht Passagieren – vier Militärpersonen und vier »Köpfen«, wie Carrolson die Wissenschaftler und Patricia nannte.
    Patricia blickte vor sich nieder. In ihrer Tasche steckte ein Brief von Paul, der ihr in der Schicht davor in der ersten Kammer ausgehändigt worden war.
    Liebe Patricia,
    wo immer Du sein magst, ich hoffe, es geht Dir gut. Das Leben hier ist langweilig – besonders wenn ich mir ausmale, wo Du jetzt sein magst, aber es geht schon. Ich halte Verbindung zu Deinen Leuten. Rita ist ein Schatz, und mit Ramon habe ich schon ein paar recht gute Gespräche geführt. Ich habe hinter Deinem Rücken viel über Dich erfahren. Hoffe, das stört Dich nicht. Meine Bewerbungen bei Prestor und Minton (zwei Software-Herstellern) wurden bearbeitet, wie ich erfahren habe, aber vorerst ist alles gestoppt, bis der Verteidigungshaushalt durch ist. Es ist die Rede von irgendeiner Verschleppungstaktik; womöglich geht monatelang nichts mehr.
    Doch genug davon. Ich vermisse Dich sehr! Rita hat mich gefragt, ob wir heiraten wollen, aber ich habe, wie es Dein Wunsch ist, nichts verraten. Ich möchte Dich heiraten! Das weißt Du. Es ist mir egal, auch wenn Du noch so seltsam bist. Du brauchst nur heimzukommen und zu nicken. Wir schaffen uns ein eigenes Heim. Sei nicht so stur diesmal. Genug davon! Du hast sicher Wichtigeres zu tun, und mein Zucken und Zappeln an der Leine – an der ich hänge wie ein Fisch am Haken – ist nur ein Ablenkungsmanöver. (Nun, Du weißt, ich finde keinen vernünftigen Schluss bei Briefen.) Ich liebe Dich. Es küsst Dich vielmals
    Paul
    Sie hatte eine lange Antwort getippt, ohne Unerlaubtes auszuplaudern, Carrolson zur Genehmigung vorgelegt und zur Beförderung auf die Erde mit dem nächsten OTV abgegeben.
    Erstaunlicherweise war ihr das Verfassen der Zeilen leichtgefallen. Sie sagte in ihrem Brief all das, was Paul ihrer Mei nung nach gern hören würde, all das, was gesagt werden musste für den Fall, dass Paul tatsächlich in wenigen Wochen tot wäre. Damit hatte sie sich freilich nicht abgefunden, denn in diesem Fall wäre sie längst nicht so ruhig wie im Moment gewesen.
    Lanier war inzwischen unterwegs zur Erde. Patricia beneidete ihn. Sie wäre lieber auf der Erde, um dort den Tod zu erwarten, als hier oben zu sitzen und dem entgegenzusehen, was sie wusste.
    Nein, das stimmte an sich gar nicht. Sie schloss die Augen und verwünschte sich. Sie trug eine ungleich größere Verantwortung als je zuvor. Sie musste die blöde Sorge und Verzagtheit und Angst abwerfen und anfangen, an der Abwendung des Unglücks zu arbeiten.
    Und – fast hasste sie sich dafür – sie arbeitete schon daran. Endlich hatte sich der Zustand eingestellt. Lösungen machten ihre Aufwartung, präsentierten sich wie Freier, hübsch in Formeln verpackt, und wurden zurückgewiesen, sobald sich ihre Unzulänglichkeit herausstellte.
    Takahashi schien ein intelligenter, gewissenhafter Bursche zu sein, aber da Patricia beim Zusammentreffen der Expedition nicht nach Plaudern zumute gewesen war, wusste sie wenig über ihn. Takahashi und Carrolson wären von jetzt an ihre nahezu ständigen Begleiter und Helfer, hatte Lanier gesagt.
    Die Straße endete fünfzig Kilometer vom Basislager entfernt. Der Laster rollte in eine flache Senke, und die gummiprofilierten Panzerketten quietschten schrill auf dem Boden. Beim Weiterfahren änderte sich nichts an dem Eindruck, dass der Korridor weitergehe. Die Südkappe wich allmählich zurück und verlor langsam an Wucht. Patricia war allerdings nicht wohl dabei, sich um die beste Sicht zu reißen, sodass sie unterwegs nicht viel mitbekam. Carrolson, Farley und Takahashi spielten auf einer Tafel Schach; Patricia sah gedankenverloren zu.
    »Halbe Strecke«, sagte Lake zwei Stunden später. Die Schach

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