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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gestattet in einer feinen, aber altmodischen Bar namens Polo Lounge mit den verstaubten Relikten der schlechten alten Zeit des Fernsehens. Gegen fünfzehn Uhr wurden zwei Suiten im Beverly Hills Hotel direkt gegenüber belegt. Die Suite, die er beziehen sollte, wurde von den Agenten gründlich untersucht und dann durch gegenseitiges Zunicken als unbedenklich erklärt.
    Endlich war ihm die Illusion von Privatsphäre vergönnt. Er ging unter die Dusche, legte sich aufs Bett und wäre beinahe eingeschlafen. Wie lange würde es dauern, sich ans zusätzliche Gewicht zu gewöhnen? Wie würde es seine Leistung beeinflussen?
    Die Frau, die um siebzehn Uhr hereinschneite, war unglaublich schön, überaus freundlich und ungeheuer – freilich nicht durch ihre Schuld – unbefriedigend. Er stufte seine Leistung als angemessen ein, trotzdem wollte keine rechte Freude aufkommen. Um zehn ging sie wieder.
    Lanier hatte sich noch nie einer Prostituierten bedient. Sein Trieb war, von einigen bemerkenswerten Ausnahmen abgesehen, weniger hartnäckig als bei anderen Männern.
    Um Viertel nach zehn klopfte es behutsam an seiner Tür. Er öffnete, und der Agent, der den Wagen vom Wüstenlandeplatz in die Stadt chauffiert hatte, machte Meldung über zwei Memoblöcke. »Miss Hoffman lässt schön grüßen«, sagte er. »Wir sind in der Tür gegenüber, falls Sie was brauchen.«
    Die Memoblöcke, die er vom Stein mitgebracht hatte und die wertvoller waren als Lanier selbst, waren im Panzerauto am selben Tag noch nach Pasadena gebracht worden. Sicher wurden die Blöcke in diesem Moment von der Präsidentenberaterin gesichtet.
    Er schaltete alle Lichter aus, legte sich aufs Bett, starrte an die Decke und überlegte, wie viele der alternden Managertypen in der Polo Bar das Callgirl in ihrem jungen Leben schon bedient hatte.
    Er hatte es nie leicht gehabt mit der Lust. Diesmal konnte von Lust keine Rede sein; es war vielmehr darum gegangen, dem Fleisch seine Schuldigkeit zu erweisen. Nach so vielen Monaten des Darbens – an sich war’s schon über ein Jahr – schien es einzuleuchten, dass der Körper Bedürfnisse hatte, die er nicht mehr an ihn weiterleitete.
    Das würde zumindest auf eine normale Veranlagung schließen lassen. Er hatte schon immer ein schlechtes Gewissen ob seiner Leidenschaftslosigkeit – falls dies das richtige Wort war. Schlechtes Gewissen und Dankbarkeit. Immerhin blieb ihm mehr Zeit zum Denken, ohne ständig abgelenkt oder gar abgedrängt zu werden.
    Diese »Leidenschaftslosigkeit«, hatte ihn auch Junggeselle bleiben lassen. Dabei war er durchaus das übliche Maß an Liebschaften eingegangen, wobei jedoch Arbeit und Ehrgeiz immer wieder die Oberhand gewannen. Aus Liebschaften waren meist Bekanntschaften geworden, die wiederum im Freundeskreis unter die Haube kamen.
    Typische Verhältnisse.
    Schlaf. Bedrückende Träume, schwer und dunkel. Er war Ka pitän eines riesigen Luxusdampfers auf einem schwarzen Ozean. Jedes Mal wenn er über die Seite blickte, um den Wasserstand zu beobachten, sank das Schiff ein bis zwei Meter. Am Ende des Traums geriet er in Panik. Die Schwerkraft der Erde zog das Schiff unter Wasser, und er war der Kapitän, und es war das schönste Schiff, das er je geführt hatte. Er verlor das Schiff, brachte es aber nicht über sich, es zu verlassen, indem er aufwachte …
    Am nächsten Morgen gegen acht ging Lanier, mit seiner Aktentasche bestückt, im Geleit von zwei frischen Agenten über den betonierten Hof des Jet Propulsion Laboratory. Er genoss den strahlenden Sonnenschein und empfand das größere Gewicht gar nicht mehr als lästig, sodass er geradezu enttäuscht war, den ganzen Tag in klimatisierten Büroetagen verbringen zu müssen. Die erste der zwei, vielleicht drei anberaumten Sitzungen sollte im VIP-Konferenzsaal stattfinden.
    Er schluckte eine Pille, um seine laufende Nase in den Griff zu bekommen, trank einen Schluck Wasser aus einem Messingbrunnen im neu angelegten Park und schlenderte gemächlich vorbei an den schwarzen Schaukästen, die JPL-Projekte vorstellten. Da wetteiferten Marsentwicklungsvorhaben mit Berichten übers Sonnensegel und einem Hologramm der vorgeschlagenen Proxima-Centauri-Sonde.
    Unerwähnt blieb die zweite Asteroidengürtelsonde ABE – Asteroid Belt Explorer –, die vor zwei Jahren gestartet worden war.
    Lanier und seine Schatten in grauem Anzug ließen sich aus Rücksicht auf seine Schwerkraftmüdigkeit beim Treppenstei gen Zeit und passierten die

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