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Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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mehr zugehen«, erwiderte sie. Olmy ergriff nach einer freundlichen Verbeugung ihre Hand und führte sie zu einer offenen ovalen Luke in der abgeflachten Nase des Gefährts.
    Innen war’s einigermaßen eng in dem Raum, der T-förmig nach hinten verlief. Die Wände waren abstrakt gewellte Formationen aus poliertem weißem Marmor. Olmy zog an einem weichen Spant und fuhr ihn aus zu einer Liege. »Bitte hinlegen.« Sie streckte sich auf der Liege aus. Das weiche Material härtete sich und umschmiegte ihren Körper.
    Der schmalköpfige, krummbeinige Frant kroch weiter hinten ins gewellte Weiß und nahm auf einer eigenen Liege Platz. In dem Patricia gegenüberliegenden Flügel zog Olmy einen Wandabschnitt heraus und setzte sich, wobei er sich an den Halsring fasste.
    Er schmiegte die Hand über eine Ausbuchtung vor sich, und die Wölbung schwoll zu einem Intaglio aus schwarzen Linien und roten Kreisen. Neben Patricia verblasste das Weiß bis zur Transparenz und bildete ein längliches, elliptisches Fenster. Die Ränder des Fensters blieben trüb wie Milchglas.
    »Wir brechen jetzt auf.«
    Die dritte Kammer glitt unter ihnen dahin. An der nördlichen Kappe erfüllte nüchternes Grau das Fenster.
    »Ich glaube, es wird dir wirklich gefallen, wohin wir gehen«, sagte Olmy. »Ich habe dich schätzen gelernt. Deine Persönlichkeit ist beachtlich. Ich wette, auch das Hexamon wird beeindruckt sein.«
    »Warum hast du keine Nase?«, fragte Patricia entrückt.
    Hinter ihnen gab der Frant ein Geräusch von sich wie ein zähneknirschender Elefant.

28
    Die russischen Truppen, die der zweiten Kammer zugeteilt waren, landeten auf einem zweihundert Meter breiten Geländestreifen, der den Fluss von der Südkappe trennte. Die Gruppen hatten sich an zwei Punkten zu beiden Seiten der Brücke gesammelt, die etwa drei Kilometer vom Ziel entfernt lagen. Die Kommunikationsverbindung zu der Gruppe auf der anderen Seite war gut.
    Mirskis Gruppe hatte Deckung gesucht in einem dichten Wald aus knorrigen Kiefern. Sie hatten festgestellt, dass die Brücke stark bewacht war; da mit Verstärkung zu rechnen war, mussten sie sofort zuschlagen. Zhiguli, der Schwertransporter sieben, hatte noch keine Ausrüstung abgeworfen, und ganze drei Viertel der dreißig Gruppen waren nicht vollzählig. Der Kampf im Bohrloch war tückisch gewesen, und von denen, die das Bohrloch überlebten, hatte einer von zwanzig den Wiedereintritt und den Freifall nicht überstanden.
    Die Gruppen waren auf Flexibilität eingestellt; überlebende Feldwebel scharten Versprengte zu neuen Gruppen zusammen. Mirski unterstanden nur noch 210 Mann, und die Hoffnung, mehr zu bekommen, war natürlich gering. Niemand wusste, wie viele in den anderen Kammern den Absprung überlebt hatten.
    Zwanzig zu Mirskis Bataillon gehörende SPETSNAZ hatten in der Stadt der zweiten Kammer Stellung bezogen und erstatteten per Funk Meldung, nachdem sie den Fluss durchschwommen hatten.
    Seit zwei Stunden waren sie nun in der Kammer. Die NATO -Truppen an der Brücke hatten keinen Angriff angestrengt; das bereitete Mirski Kopfzerbrechen. Er wusste, dass eine unverzügliche, vernichtende Offensive die beste Verteidigung gewesen wäre.
    Zwischen seiner Gruppe und dem Ziel lag der Wald und mehrere breite Betonfundamente, deren Zweck nicht ersichtlich war. Obwohl der Wald vorerst genügend Deckung bot, könnte er zur bösen Falle werden.
    General »Zev« – Generalmajor I. Sosnitski – hatte den Absprung in die zweite Kammer überlebt, sich bei der Landung allerdings ernsthaft verletzt und beide Beine gebrochen, nachdem sein Fallschirm in hundert Metern Höhe einen Riss bekommen hatte. Er wurde mit Medikamenten ruhiggestellt, in einer Lichtung versteckt und von vier Mann bewacht, auf die Mirski kaum verzichten konnte. Der politische Offizier Belozerski hatte – natürlich – überlebt und blieb in Geiermanier stets in der Nähe des Generals.
    Mirski hatte mit Sosnitski einen mehrwöchigen Lehrgang in Moskau besucht. Er achtete den Generalmajor. Sosnitski, der etwa fünfundfünfzig, aber fit wie jeder Dreißigjährige in den Ausbildungsregimentern war, hatte Gefallen gefunden an Mirski und war sicher verantwortlich für dessen rasche Beförderung auf dem Mond.
    Niemand mit höherem Rang als Oberst war neben »Zev« in die zweite Kammer gekommen. Im Endeffekt hieß das, dass Mirski nun das Kommando hatte. Garabedian hatte den Absprung überlebt, und das machte Mirski Hoffnung. Einen besseren Stellvertreter

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