Aeon
hätte er sich nicht wünschen können.
Mirski führte drei Gruppen zur vorderen Betonkonstruktion, die noch einen Kilometer von der Brücke entfernt war. Die Oberfläche des Fundaments war glatt, maß an die dreihundert Quadratmeter und bot keinerlei Deckung. Der zwei Meter hohe Beton bildete praktisch eine Mauer, hinter der sie aufrecht gehen konnten. Doch selbst dieser Schutz reichte nicht aus; Mirski machte sich Sorgen wegen der gekrümmten Kammer, die andere Einschusswinkel und Möglichkeiten bot. Verfügte der Feind über Laserwaffen oder kleinkalibrige Geschütze von zwanzig bis dreißig Kilometern Reichweite? Wenn ja, dann konnten seine Leute mühelos abgeknallt werden, wo immer sie sich auch versteckten.
Er richtete den Funk aufs südliche Bohrloch und suchte nach dem Antwortsender. Sobald er ihn gefunden hatte, übermittelte er eine Nachricht für Oberstleutnant Pogodin in der ersten Kammer und fragte, wie viele Leute er habe und wie seine Situation sei. Pogodin war mit »Nev« an Bord der »Chaika« gewesen.
»Ich hab vierhundert«, erwiderte Pogodin. »Nev ist vermisst. Oberst Smirdin ist schwer verwundet. Wird wahrscheinlich sterben. Haben zwei Lager besetzt und zehn Gefangene gemacht. Haben den Aufzugeingang in unserer Gewalt.«
Aus der vierten Kammer meldete Major Rogow hundert Mann in Position. Noch seien keine Ziele eingenommen. Starke Verteidigung der Tunnels. Er gedenke, seine Männer mit Plastikflößen, die sie in einer Freizeitanlage gekapert hätten, auf eine Insel überzusetzen. »Lev« habe den Zusammenstoß der Chevy mit Hindernissen im Bohrloch nicht überlebt. Oberst Eugen sei tot, und vom Bataillonskommandeur Oberstleutnant Nikolaew fehle jede Spur.
Ihr Kommando war in die Brüche gegangen.
Der Hass kam wieder hoch, schnürte ihm die Kehle zu und brannte in der Magengegend. »Ausschwärmen und angreifen!«, befahl er den Gruppenführern diesseits der Brücke. Er winkte mit den Armen und blieb hinter dem Beton, um die anderen Gruppen zu führen.
Ratternde Salven schlugen seinen Männern entgegen, als sie links und rechts von Mirski in Gruppen von zwanzig losstürmten und hinter Bäumen und anderen Fundamenten Deckung suchten. Es war nicht zu sagen, wie viele Laserwaffen eingesetzt wurden; sie waren lautlos und unsichtbar – außer in staubiger oder feuchter Luft. Er hob sein Funkgerät und sprach mit dem Führer der Gruppen auf der anderen Seite der Brücke.
»Feuer!«, sagte er. »Angreifen und verteilen!«
Dann ließ er drei weitere Gruppen vorrücken und diesmal zum Flussufer vordringen, wo sie sich hinter Bäumen und einem runden Fundament verschanzen sollten.
Mit seinem Fernglas konnte er die Gesichter der Verteidiger hinter ihren Plastikschilden ausmachen. Seine Männer hatten keine solchen Schilde; nur sein Fernglas war geschützt gegen Laserblindheit, falls die Verteidiger solche Systeme zum Einsatz brächten; so gut wie jede Laserkanone konnte umgeschaltet werden und ein Sperrfeuer blendender Lichtblitze ausschicken. Es gab eine ganze Reihe von Waffen, welche die NATO -Truppen haben und einsetzen könnten …
Die Verteidiger hatten parallel zur Brückenstraße in Reihen Sandsäcke aufgeschichtet. Nicht alle Positionen waren besetzt; falls seine Truppen zu den Reihen vorstoßen könnten, bevor sie ausreichend besetzt wären, könnten sie im Schutz der Sandsäcke die Brücke praktisch im Sturm nehmen …
Er stützte sich auf und suchte mit dem Fernglas die Reihen ab, duckte sich dann wieder und erteilte den Gruppen auf der anderen Seite Befehle. Plötzlich brach ein grässliches Knacksen los; Mirski sperrte die Augen auf und machte sich schon auf den Tod gefasst. Er hätte sich denken können, dass die Amis irgendeine tödliche Wunderwaffe aus dem Ärmel zaubern würden …
Wieder ertönte das Knarren, dem diesmal eine ungeheuer laute Stimme folgte. Es war Russisch mit starkem deutschem Akzent, aber verständlich.
»Kampf ist nicht erforderlich! Wir wiederholen, Kampf ist nicht erforderlich! Halten Sie Ihre gegenwärtige Position, aber kommen Sie nicht näher! Sie müssen zuhören. Auf der Erde hat ein verheerender nuklearer Schlagabtausch stattgefunden.«
Mirski schüttelte den Kopf und stellte das Funkgerät wieder an. Er durfte keine Zeit mit Zuhören vergeuden …
»Wir haben genügend Waffen und Leute, um Sie vernichtend zu schlagen. Das ist nicht erforderlich. Landsleute von Ihnen halten schon zu uns – die russischen Wissenschaftler nämlich. Ihre Kameraden
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