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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Mädchen.«
    Ein Konstabler öffnete ihnen die Tür, und sie gingen zusammen hinaus. George stützte sich schwer auf Sheila, er zog die Füße nach.
    »Werfen wir mal einen Blick auf seine Aussage«, meinte Parker.
    Sie war mit unsicherer Handschrift geschrieben, mit vielen Klecksen und Streichungen, fehlenden oder da und dort wiederholten Wörtern: »Ich mache diese Aussage schnell, solange er schläft, denn wenn ich warte, erwacht er vielleicht und hindert mich daran. Sie werden sagen, daß ich von ihm angestachelt und verführt wurde, aber sie verstehen nicht, daß er ich ist und ich er bin. Ich habe meinen Großvater getötet, indem ich ihm Digitalin gegeben habe. Ich habe mich nicht mehr daran erinnert, bis ich den Namen auf dem Fläschchen sah, aber seitdem sind sie hinter mir her, und daher weiß ich, daß er es getan hat. Darum sind sie mir überallhin gefolgt, aber er ist sehr schlau und führt sie in die Irre. Wenn er wach ist. Wir haben die ganze Nacht getanzt, darum ist er müde. Er hat mir gesagt, ich soll das Fläschchen zerschlagen, damit ihr es nicht herauskriegt, aber sie wissen, daß ich der letzte war, der ihn gesehen hat. Er ist sehr listig, aber wenn ihr euch jetzt schnell an ihn heranschleicht, solange er schläft, könnt ihr ihn in Ketten legen und in den Abgrund werfen, und dann werde ich schlafen können.
George Fentiman«
    »Den Verstand verloren, der arme Teufel«, sagte Parker. »Wir können darauf nicht allzuviel geben. Was hat er zu Ihnen gesagt?« wandte er sich an den Polizeichef.
    »Er ist nur hereingekommen, Sir, und hat gesagt: >Ich bin George Fentiman und bin gekommen, um Ihnen zu sagen, wie ich meinen Großvater ermordet habe.< Ich habe ihn also verhört, und er hat ziemlich viel herumgeschwafelt und dann um Feder und Papier gebeten, um seine Aussage zu machen. Ich dachte mir, man sollte ihn festhalten, und habe beim Yard angerufen, Sir.«
    »Vollkommen richtig«, sagte Parker.
    Die Tür ging auf, und Sheila kam herein.
    »Er ist eingeschlafen«, sagte sie. »Das ist wieder die alte Geschichte. Er bildet sich nämlich ein, der Teufel zu sein. So war er schon zweimal«, fügte sie ruhig hinzu. »Ich gehe wieder zu ihm, bis die Ärzte kommen.«
    Der Polizeiarzt kam zuerst und ging hinein; dann, nach einer Viertelstunde, kam Penberthy. Er machte ein besorgtes Gesicht und begrüßte Wimsey nur ganz knapp. Dann ging auch er weiter ins Nebenzimmer. Die andern standen untätig in der Gegend herum, und nach einiger Zeit kam auch Robert Fentiman, den ein dringender Anruf in der Wohnung eines Freundes erreicht hatte.
    Kurz darauf kamen die beiden Ärzte wieder heraus.
    »Nervenschock mit deutlichen Wahnvorstellungen«, sagte der Polizeiarzt knapp. »Ist morgen wahrscheinlich wieder in Ordnung. Schläft das jetzt aus. Ist nicht das erstemal, wie ich höre. Na ja. Vor hundert Jahren hätte man gesagt, er ist vom Teufel besessen, aber wir wissen's besser.«
    »Ja«, sagte Parker, »aber halten Sie es auch für eine Wahnvorstellung, daß er behauptet, seinen Großvater ermordet zu haben? Oder hat er ihn unter dem Einfluß dieser teuflischen Wahnvorstellung tatsächlich ermordet? Das ist nämlich die Frage.«
    »Kann ich im Augenblick nicht sagen. Das eine ist möglich wie das andere. Warten wir lieber ab, bis der Anfall vorbei ist. Sie werden das dann besser beurteilen können.«
    »Sie glauben also nicht, daß er für immer – verrückt ist?« fragte Robert mit vor Sorgen schroffer Stimme.
    »Nein – glaube ich nicht. Ich halte es für einen sogenannten Nervenzusammenbruch. Das ist, glaube ich, auch Ihre Meinung?« fügte er, an Penberthy gewandt, hinzu.
    »Ja, das ist auch meine Meinung.«
    »Und was halten Sie von dieser Wahnvorstellung, Dr. Penberthy?« fragte Parker. »Hat er die Wahnsinnstat begangen?«
    »Er bildet es sich jedenfalls ein«, sagte Penberthy. »Ich kann unmöglich mit Sicherheit sagen, ob er zu dieser Einbildung einen konkreten Grund hat. Von Zeit zu Zeit bekommt er diese Anfälle und glaubt, der Teufel habe sich seiner bemächtigt, und es ist natürlich schwer zu sagen, wozu ein Mensch unter dem Einfluß einer solchen Wahnvorstellung fähig ist oder nicht.«
    Er mied Roberts gequälten Blick und richtete seine Worte ausschließlich an Parker.
    »Mir scheint«, sagte Wimsey, »wenn Sie entschuldigen, daß ich mich hier mit meiner Meinung aufdränge – mir scheint, daß es sich hier um ein Faktum handelt, das unabhängig von Fentiman und seinen Wahnvorstellungen geklärt

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