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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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doch nur nicht so ein Gauner gewesen wäre! Es ist schon ein Witz, nicht? Oder Ihre schöne ausgleichende Gerechtigkeit. Wenn Robert Fentiman ein ehrlicher Kerl gewesen wäre, hätte ich meine halbe Million bekommen. Ann Dorland hätte einen ordentlichen Mann gehabt, und ganz nebenbei wäre die Welt zu einer schönen Klinik gekommen. Aber weil nun Robert ein Gauner war – na bitte ...
    Ich hatte mich gegenüber der Dorland nicht so gemein benehmen wollen. Ich wäre anständig zu ihr gewesen und hätte sie geheiratet. Gewiß, sie ist mir ein bißchen auf die Nerven gegangen. Sie war so sentimental. Es ist schon wahr, was ich zu ihr gesagt habe – der Sex hat es ihr arg angetan. Das ist bei vielen so. Auch bei Naomi Rushworth. Darum habe ich ihr ja einen Heiratsantrag gemacht. Ich mußte mich schnell mit irgendwem verloben, und ich wußte, daß sie jeden nehmen würde, der sie fragte ...
    Es war so fürchterlich leicht, wenn Sie verstehen ... das war das Teuflische daran. Der alte Mann kam und gab sich ganz in meine Hände. Erzählte mir, daß ich nicht die Spur einer Chance auf das Geld hätte, und im selben Atemzug bat er mich um ein Medikament. Ich brauchte das Zeug nur in ein paar Kapseln zu füllen und ihm zu sagen, er soll sie um sieben Uhr einnehmen. Er hat sie in sein Brillenetui getan, um es nur ja nicht zu vergessen. Es gab nicht einmal einen Fetzen Papier, der mich verraten hätte. Und am nächsten Tag brauchte ich mir nur einen neuen Vorrat zu besorgen und das Fläschchen wieder aufzufüllen. Ich kann Ihnen die Adresse des Apothekers geben, der es mir verkauft hat. Leicht? – Es war lachhaft leicht ... die Leute geben uns so große Macht in die Hände ...
    Ich hatte nie die Absicht, mich so häßlich zu benehmen – das war reiner Selbstschutz. Es tut mir noch immer kein bißchen leid, daß ich den alten Mann umgebracht habe. Ich hätte mit dem Geld etwas Besseres anfangen können als Robert Fentiman. Er hat nicht für zwei Penny Grütze im Kopf und ist vollkommen glücklich da, wo er ist – obwohl er die Armee ja jetzt wohl verlassen wird ... Und Ann, die sollte mir auf eine Art dankbar sein. Immerhin habe ich ihr das Geld gesichert.«
    »Aber nur, wenn Sie ganz klar herausstellen, daß sie an dem Verbrechen nicht beteiligt war«, erinnerte Wimsey ihn.
    »Stimmt. Also gut. Ich bringe das alles für Sie zu Papier. Geben Sie mir eine halbe Stunde, ja?«
    »Geht in Ordnung«, sagte Wimsey.
    Er verließ die Bibliothek und begab sich in den Rauchsalon. Oberst Marchbanks war dort und begrüßte ihn freundlich lächelnd.
    »Ich bin froh, daß Sie hier sind, Oberst. Kann ich mich einmal kurz mit Ihnen unterhalten?«
    »Aber natürlich, mein lieber Junge. Ich hab's nicht eilig, nach Hause zu gehen. Meine Frau ist nicht da. Was kann ich für Sie tun?«
    Wimsey berichtete ihm mit leiser Stimme. Der Oberst war erschüttert.
    »Nun ja«, sagte er, »ich finde, Sie haben Ihr Bestes getan. Natürlich sehe ich die Sache mit den Augen des Soldaten. Es ist immer besser, reinen Tisch zu machen. Meine Güte! Wissen Sie, Lord Peter, manchmal glaube ich, der Krieg hatte einen sehr schlechten Einfluß auf manche unserer jungen Männer. Aber es ist natürlich nicht jeder von Grund auf Soldat, das ist der große Unterschied. Ich stelle jedenfalls ein allgemein nachlassendes Ehrgefühl gegenüber früher fest, als wir jung waren. Damals gab es nicht so viele Entschuldigungen für alles mögliche; es gab Dinge, die man tat, und Dinge, die man nicht tat. Heutzutage lassen sich die Männer – und leider auch die Frauen, muß ich sagen – in einer Weise gehen, die ich gar nicht begreifen kann. Ich kann einen Mann verstehen, der in der Hitze der Gefühle einen Mord begeht – aber Giftmord – und dann dieses brave, vornehme Mädchen in so eine zwielichtige Situation zu bringen – nein! Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Aber wie Sie sagen, ist zu guter Letzt doch noch der richtige Weg eingeschlagen worden.«
    »Ja«, sagte Wimsey.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte der Oberst und ging hinaus.
    Als er wiederkam, ging er mit Wimsey in die Bibliothek. Penberthy war mit Schreiben fertig und las sein Geständnis noch einmal durch.
    »Genügt das?« fragte er.
    Wimsey las es, und Oberst Marchbanks überflog mit ihm zusammen die Seiten.
    »Das ist in Ordnung«, sagte er. »Oberst Marchbanks wird mit mir zusammen als Zeuge unterschreiben.«
    So geschah es. Wimsey sammelte die Blätter ein und steckte sie in seine

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