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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wie ich vorankomme.«
    Der Anwalt dankte ihm und verabschiedete sich. Wimsey blieb noch kurze Zeit grübelnd sitzen, dann läutete er nach seinem Diener.
    »Bunter, bitte ein neues Notizbuch. Schreiben Sie >Fentiman< darauf und halten Sie sich bereit, mich morgen in den Bellona-Club zu begleiten, ausgerüstet mit Kamera und allem Zubehör.«
    »Sehr wohl, Mylord. Ich nehme an, Eure Lordschaft haben einen neuen Fall an der Hand?«
    »Ja, Bunter – einen ganz neuen.«
    »Darf ich mir die Frage erlauben, ob es ein vielversprechender Fall ist, Mylord?«
    »Er hat schon seine Reize – und seine Tücken. Na ja. Dahin, eitle Sorge! Versuchen Sie das Leben aus der Distanz zu betrachten, Bunter. Nehmen Sie sich ein Beispiel am Bluthund, der mit dem gleichen unvoreingenommenen Eifer die Fährte eines Muttermörders oder einer Flasche Anisett verfolgt.«
    »Ich werde es beherzigen, Mylord.«
    Wimsey ging langsam an den kleinen schwarzen Stutzflügel, der in einer Ecke der Bibliothek stand.
    »Nein, heute abend keinen Bach«, sagte er leise zu sich selbst. »Bach ist für morgen, wenn die grauen Zellen zu arbeiten beginnen.« Unter seinen Fingern gestaltete sich schmeichelnd eine Melodie von Parry. »Sie gehen daher wie ein Schatten ... Sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird.« Plötzlich lachte er auf und stürzte sich in eine schrill disharmonische Etüde eines modernen Komponisten, gesetzt mit sieben Kreuzen.

4

Lord Peter spielt aus

    »Sind Sie auch ganz sicher, daß dieser Anzug richtig ist, Bunter?« fragte Lord Peter besorgt.
    Es war ein leichter Straßenanzug von tweedartiger Qualität und ein wenig auffälliger in Farbe und Muster, als Wimsey sich normalerweise gestattete. Er war für die Stadt nicht direkt ungeeignet, und doch verströmte er einen Hauch von Bergen und Meer.
    »Ich möchte ansprechbar wirken«, fuhr er fort, »aber um keinen Preis aufdringlich. Ich kann mir nicht helfen, aber ich meine, dieser Streifen unsichtbaren Grüns wäre vielleicht doch besser ein blasses Purpurrot.«
    Diese Äußerung schien Bunter unsicher zu machen. Es trat eine kurze Pause ein, in der er sich die Streifen in blassem Purpurrot vorzustellen versuchte. Doch mit der Zeit kam sein schwankendes seelisches Gleichgewicht wieder zur Ruhe.
    »Nein, Mylord«, sagte er bestimmt, »ich glaube nicht, daß Purpurrot besser wäre. Interessant – ja; aber, wenn ich mir den Ausdruck gestatten darf, entschieden weniger freundlich.«
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte Seine Lordschaft. »Sie haben sicherlich recht. Sie haben ja immer recht. Und es wäre so umständlich gewesen, ihn jetzt noch umzutauschen. Sie haben hoffentlich alle Spuren von Neuheit beseitigt? Ich kann neue Anzüge nicht leiden.«
    »Ganz bestimmt. Ich kann Eurer Lordschaft versichern, daß dieser Anzug in jeder Beziehung so wirkt, als ob er schon Monate alt sei.«
    »Dann ist es ja gut. Bringen Sie mir also meinen Malakka, den mit der Zolleinteilung – und wo ist meine Lupe?«
    »Hier, Mylord.« Bunter reichte ihm ein harmlos aussehendes Monokel, das in Wirklichkeit ein starkes Vergrößerungsglas war.
    »Und das Pulver für Fingerabdrücke ist in Eurer Lordschaft rechter Jackentasche.«
    »Danke. Das ist dann wohl alles, glaube ich. Ich gehe jetzt, und Sie kommen in ungefähr einer Stunde mit den Sachen nach.«
    Der Bellona-Club befindet sich im Stadtteil Piccadilly, nur wenige hundert Meter entfernt von Wimseys Wohnung, aus der man über den Green Park blickte. Der Portier begrüßte ihn mit erfreutem Lächeln.
    »Morgen, Rogers, wie geht's?«
    »Danke, Mylord, sehr gut.«
    »Wissen Sie zufällig, ob Major Fentiman im Club ist?«
    »Nein, Mylord. Major Fentiman weilt zur Zeit nicht bei uns. Ich glaube, er bewohnt das Appartement des verstorbenen Generals Fentiman, Mylord.«
    »Ah, ja – traurige Geschichte, nicht?«
    »Ja, sehr betrüblich, Mylord. Nicht sehr angenehm, wenn so etwas hier im Club passiert. Richtig schockierend, Mylord.«
    »Ja – aber schließlich war er schon sehr alt. Irgendwann mußte es wohl so kommen. Schon komisch, sich vorzustellen, wie alle da herumsitzen und keiner etwas merkt.«
    »Meine Frau war ganz entsetzt, als ich ihr das erzählte.«
    »Man möchte es fast nicht glauben, wie? Sitzt die ganzen Stunden da – es müssen ja etliche Stunden gewesen sein, wenn ich den Arzt richtig verstanden habe. Ich nehme an, der alte Herr ist um seine gewohnte Zeit hier hereinmarschiert, nicht?«
    »Oh, der General war pünktlich wie die Uhr.

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