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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Immer um Punkt zehn. >Guten Morgen, Rogers<, hat er immer gesagt, ein bißchen steif, aber freundlich. Und meist hat er dann noch gesagt: >Schöner Tag heute<, und manchmal hat er sich sogar nach meiner Frau und der Familie erkundigt. Ein feiner Mann, Mylord. Er wird uns allen sehr fehlen.«
    »Ist Ihnen aufgefallen, ob er an diesem Morgen besonders schwach und müde wirkte?« erkundigte Wimsey sich beiläufig, indem er eine Zigarette auf dem Handrücken aufklopfte.
    »Ich? O nein, Mylord. Ich bitte um Verzeihung, aber ich dachte, das wüßten Sie schon. Ich hatte an dem Tag keinen Dienst, Mylord. Man hatte mir freundlicherweise erlaubt, die Festtagsparade am Heldendenkmal zu sehen. Ein großartiger Anblick, Mylord. Meine Frau war ganz gerührt.«
    »Ach ja, natürlich, Rogers – das hatte ich vergessen. Ist doch klar, daß Sie da waren. Sie haben sich also vom General sozusagen gar nicht mehr verabschieden können. Aber die Parade am Heldendenkmal zu verpassen, wäre natürlich nicht angegangen. Dann hat sicher Matthews Ihren Dienst übernommen?«
    »Nein, Mylord. Matthews lag mit Grippe im Bett, leider. Weston hat den ganzen Morgen an der Tür gestanden, Mylord.«
    »Weston? Wer ist denn das?«
    »Er ist neu hier, Mylord. Hat die Stelle von Briggs übernommen. Sie wissen ja noch – Briggs' Onkel ist gestorben und hat ihm sein Fischgeschäft vermacht.«
    »Ach ja, stimmt! Wann kommt denn Weston zum Dienst? Ich muß ihn mal kennenlernen.«
    »Um eins wird er hier sein, Mylord, wenn ich zum Mittagessen gehe.«
    »Ah, gut, um die Zeit bin ich wohl noch hier. Hallo, Penberthy! Sie sind genau der Mann, den ich suche. Hatten Sie schon Ihre morgendliche Inspiration? Oder wollten Sie hier danach suchen?«
    »Immer direkt an der Quelle. Leisten Sie mir dabei Gesellschaft.«
    »Recht haben Sie, mein Lieber – eine halbe Sekunde, ich muß nur rasch noch meine Außenhülle abstreifen. Komme gleich nach.«
    Er warf einen unentschlossenen Blick zum Empfang, aber als er sah, daß dort schon einige Leute standen, die etwas wissen wollten, stürzte er sich unvermittelt in die Garderobe, wo ein fixer Londoner mit Sam-Weller-Gesicht und Beinprothese Dienst tat, der nur zu gern mit ihm über General Fentiman zu plaudern bereit war.
    »Wissen Sie, Mylord, das ist schon komisch, daß Sie mich danach fragen«, sagte er, nachdem Wimsey geschickt auf die Frage nach der genauen Ankunftszeit des Generals im Bellona-Club übergeleitet hatte. »Dr. Penberthy hat mich nämlich dasselbe gefragt. Richtig rätselhaft ist das. Ich kann nämlich die Tage, an denen ich den General nicht habe reinkommen sehen, an den Fingern einer Hand abzählen. Er war doch immer so ungeheuer pünktlich, der General, und weil er doch schon so ein alter Herr war, hab ich immer besonders darauf geachtet, daß ich da war und ihm aus dem Mantel helfen konnte und so. Aber bitte, gerade an dem Morgen muß er ein bißchen später gekommen sein, denn da hab ich ihn nicht gesehen, und ich hab noch um die Mittagszeit gedacht: >Der General muß wohl krank sein.< Aber wie ich hier rumgehe, sehe ich seinen Mantel am selben Haken hängen wie immer. Da muß ich ihn also verpaßt haben. Es sind ja an dem Morgen so viele Herren hier ein und aus gegangen, Mylord, weil doch Waffenstillstandstag war. Da waren so viele Clubmitglieder vom Land hier, die alle wollten, daß ich mich um ihre Hüte und Stiefel kümmere, Mylord, und so ist es dann wohl passiert, daß ich ihn nicht gesehen habe.«
    »Kann schon sein. Jedenfalls war er vor dem Mittagessen hier.«
    »O ja, Mylord. Um halb eins bin ich weggegangen, und da waren sein Mantel und Hut noch am Haken, weil ich sie nämlich gesehen habe.«
    »Das gibt uns zumindest einen terminus ad quem«, sagte Wimsey halb bei sich.
    »Bitte, Mylord?«
    »Ich wollte nur sagen, das zeigt, daß er vor halb eins hier angekommen ist – und später als zehn Uhr, meinen Sie?«
    »Ja, Mylord. Auf die Sekunde genau kann ich es nicht sagen, aber wenn er früher als Viertel nach zehn gekommen wäre, hätte ich ihn bestimmt gesehen. Danach hatte ich sehr viel zu tun, und da muß er dann hineingeschlüpft sein, ohne daß ich ihn gesehen habe.«
    »Aha – der arme Kerl! Trotzdem, er hätte sich bestimmt gewünscht, so ruhig aus dem Leben zu scheiden. Nicht der schlechteste Tod, Williamson.«
    »Ein sehr schöner Tod sogar, Mylord. Ich habe jedenfalls schon Schlimmeres erlebt. Und was ist jetzt? Alle sagen, so was ist ärgerlich für den Club, aber ich sage, was

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