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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sieht es schon wieder anders aus. Mein Gott, ja! Die Vorstellung, das alles einem Kerl zu hinterlassen, den er als Taugenichts ansah, muß ihm ein bißchen Angst gemacht haben.«
    »Es wundert mich, daß er nichts davon gesagt hat.«
    »Sie kannten meinen Großvater nicht. Ich wette, er hat insgeheim mit dem Gedanken gespielt, meinen Anteil Sheila zu geben, und wollte mich ein bißchen ausloten, um zu sehen, wie ich dazu stand. Dieser alte Fuchs! Nun, ich habe mich natürlich bemüht, mich von der besten Seite zu zeigen, denn gerade jetzt wollte ich es nicht riskieren, diese zweitausend von ihm zu verlieren. Aber ich glaube nicht, daß er mit mir zufrieden war. Wissen Sie«, fuhr George mit leicht verlegenem Lachen fort, »vielleicht war es ganz gut, daß er noch rechtzeitig die Kurve gekratzt hat, sonst hätte er mich womöglich mit einem Taschengeld abgespeist, wie?«
    »Ihr Bruder hätte doch in jedem Fall für Sie vorgesorgt.«
    »Das nehme ich an. Robert ist schon ein anständiger Kerl, wenn er mir auch ganz schön auf die Nerven geht.«
    »So?«
    »Er ist so dickfellig. So ein richtiger stumpfer Brite. Ich glaube, Robert würde ohne weiteres noch einmal fünf Jahre Krieg mitmachen und alles für einen Mordsspaß halten. Robert war ja schon immer sprichwörtlich dafür bekannt, daß ihn nie etwas erschüttern konnte. Ich weiß noch, wie er in so einem gräßlichen Loch bei Carency, wo die ganze Gegend mit Leichen zugedeckt war – puh – diese dicken, vollgefressenen Ratten gefangen hatte, für einen Penny das Stück, und dabei hat er noch gelacht. Ratten! Lebend und stinkend von dem, was sie gefressen hatten. O ja. Robert galt als hervorragender Soldat.«
    »Welch ein Glück für ihn«, meinte Wimsey.
    »Ja, er ist vom selben Schlag wie Großvater. Sie mochten sich ja auch. Aber immerhin, mir gegenüber hat Großvater sich anständig benommen. Eine Bestie, wie wir als Schuljungen sagten, aber eine gerechte Bestie. Und Sheila war ja sein großer Liebling.«
    »Jeder muß sie einfach gern haben«, sagte Wimsey höflich.
    Das Essen endete in freundlicherer Atmosphäre als es angefangen hatte. Als sie auf die Straße hinaustraten, blickte George Fentiman sich jedoch unruhig um. Ein kleiner Mann mit hochgeschlagenem Mantelkragen und weichem, bis über die Augen hinuntergezogenem Hut starrte in ein nahegelegenes Schaufenster.
    George ging auf ihn zu.
    »Hören Sie mal«, sagte er, »was zum Teufel soll das, daß Sie mir immer nachrennen? Hauen Sie ab, verstanden?«
    »Ich glaube, Sie befinden sich in einem Irrtum, Sir«, sagte der Mann durchaus ruhig. »Ich habe Sie noch nie gesehen.«
    »Ach nein, Sie haben mich noch nie gesehen! Aber ich sehe Sie beständig in meiner Nähe herumlungern, und wenn ich Sie noch einmal sehe, können Sie was erleben, was Sie nie vergessen, haben Sie mich verstanden?«
    »Hallo!« sagte Wimsey, der stehengeblieben war, um sich mit dem Portier zu unterhalten. »Was gibt's? – He, Sie, warten Sie mal einen Moment!«
    Aber bei Wimseys Anblick hatte der Mann sich wie ein Aal durch den brausenden Verkehr auf der Strand geschlängelt und war nicht mehr zu sehen.
    George Fentiman wandte sich triumphierend seinem Gefährten zu.
    »Haben Sie das gesehen? Diese kleine Laus! Ist abgehauen wie der Blitz, als ich ihm gedroht habe. Das war der Kerl, der mir seit drei Tagen immerzu nachschleicht.«
    »Bedaure«, sagte Wimsey, »aber das war nicht Ihr Heldenmut, Fentiman. Mein furchtbarer Anblick allein hat ihn verscheucht. Was habe ich an mir? Habe ich Jovis hohe Stirn, zum Drohn und zum Gebieten? Oder trage ich eine besonders abstoßende Krawatte?«
    »Er ist jedenfalls weg.«
    »Ich wollte, ich hätte ihn mir etwas genauer ansehen können. Ich habe nämlich so ein Gefühl, als ob ich seine lieblichen Züge schon einmal gesehen hätte, und das ist noch nicht einmal so lange her. War dies das Antlitz, Ziel den tausend Schiffen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ich kann nur eins sagen«, meinte George. »Wenn ich ihn noch einmal erwische, richte ich sein Gesicht so zu, daß seine eigene Mutter ihn nicht wiedererkennt.«
    »Tun Sie das nicht. Sie vernichten womöglich ein Beweisstück. Ich – Augenblick mal – ich habe eine Idee. Ich glaube, das muß derselbe Kerl sein, der sich beim Bellona-Club herumtreibt und Fragen stellt. O Hades! – und wir haben ihn laufenlassen. Und ich hatte ihn für Olivers Spitzel gehalten. Wenn Sie ihn noch einmal zu Gesicht bekommen, Fentiman, klammern Sie

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