Aerger im Bellona-Club
Informationen. Und für eine Frau stellen Sie nicht viele Fragen.«
»Ich danke für diese wenigen freundlichen Worte, Lord Peter.«
»Jetzt bin ich frei, meine kostbare Aufmerksamkeit Ihren Sorgen zu widmen. Was gibt's Neues? Wer ist in wen verliebt?«
»Ach, das Leben ist ein Jammertal. Kein Mensch ist in mich verliebt, und die Schlitzers hatten einen so schlimmen Krach wie noch nie und haben sich getrennt.«
»Nein!«
»Doch. Nur müssen sie aus finanziellen Gründen weiterhin dasselbe Atelier benutzen – Sie wissen doch, dieses große Zimmer über dem Pferdestall. Es muß ein bißchen schwierig sein, mit jemandem im selben Raum essen, schlafen und arbeiten zu müssen, von dem man getrennt lebt. Sie reden nicht einmal miteinander, und es ist ziemlich peinlich, wenn man einen von ihnen besucht und der andere so tun muß, als ob er einen nicht sehen und hören könnte.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, daß man das unter solchen Umständen durchhält.«
»Es ist nicht leicht. Ich hätte Olga ja hier bei mir aufgenommen, aber sie ist so furchtbar launisch. Außerdem will keiner dem anderen das Atelier überlassen.«
»Ach so. Aber existiert in diesem Spiel nicht noch ein Dritter?«
»Doch – Ulric Fiennes, der Bildhauer. Aber er kann sie wegen seiner Frau nicht zu sich nehmen, und er ist ja ziemlich von seiner Frau abhängig, weil seine Bildhauerei nichts einbringt. Außerdem arbeitet er an dieser kolossalen Gruppe für die Ausstellung, und die kann er nicht woandershin bringen, weil sie an die zwanzig Tonnen wiegt. Und wenn er mit Olga durchbrennt, sperrt seine Frau ihn aus. Bildhauer zu sein ist sehr unpraktisch. Wie wenn man Kontrabaß spielt; man ist durch sein Gepäck so behindert.«
»Stimmt. Dagegen könnten wir, wenn Sie mit mir wegliefen, die ganzen tönernen Schäfer und Schäferinnen in einer Handtasche mitnehmen.«
»Eben. Und was wir für einen Spaß hätten! Wohin fliehen wir?«
»Wenn wir sofort aufbrechen, schaffen wir es bis zum >Oddenino< und können anschließend ins Theater gehen – wenn Sie nichts anderes vorhaben.«
»Sie sind ein lieber Kerl, und von jetzt an sage ich Peter zu Ihnen. Sehen wir uns Zwischen zwei Stühlen an?«
»Das Stück, das nur mit Mühe durch die Zensur ging? Wenn Sie wollen. Ist es sehr obszön?«
»Sie werden schon keinen Schaden nehmen.«
»Nun gut, einverstanden. Aber ich warne Sie, ich werde Sie bei allen Zweideutigkeiten vernehmlich fragen, was das heißt.«
»Das ist so Ihre Art, sich zu amüsieren, wie?«
»O ja. Es macht die Leute rasend. Sie rufen dauernd >Pst!< und kichern, und wenn wir Glück haben, gibt's hinterher an der Bar einen herrlichen Krach.«
»Dann lasse ich es lieber nicht darauf ankommen. Nein, wissen Sie, was ich wirklich gern möchte? Wir sehen uns George Barnwell im >Elephant< an und gehen hinterher irgendwo Fisch mit Pommes frites essen.«
Darauf einigte man sich, und es wurde ein rundum gelungener Abend, der in den frühen Morgenstunden im Atelier von Freunden bei gegrillten Bücklingen endete. Als Lord Peter nach Hause kam, lag in der Diele ein Zettel auf dem Tisch:
»Mylord,
die Person von der >Spürhund-GmbH< rief heute an und sagte, er neige zu Eurer Lordschaft Ansicht, wolle aber die Zielperson weiterhin beobachten und sich morgen wieder melden. Die Sandwichs befinden sich auf dem Eßzimmertisch, falls Eure Lordschaft eine Stärkung zu sich nehmen möchten.
Gehorsamst,
Ihr
M. Bunter.«
»Silber auf der Zigeunerin Hand«, sagte Seine Lordschaft gutgelaunt und ließ sich ins Bett fallen.
11
Lord Peter zieht die Trümpfe
Der Bericht der »Spürhund-GmbH«, der dann kam, ließ sich mit den Worten zusammenfassen: »Es tut sich nichts, und Major Fentiman ist überzeugt, daß sich auch weiter nichts tun wird; diese Überzeugung wird von der >Spürhund-GmbH< geteilt.« Lord Peters Antwort lautete: »Beobachten Sie weiter, und noch in dieser Woche passiert etwas.«Seine Lordschaft sollte recht behalten.
Am vierten Abend berichtete die >Spürhund-GmbH< wieder. Der diensthabende Spürhund war um sechs Uhr abends ordnungsgemäß von Major Fentiman abgelöst worden und zum Abendessen gegangen. Als er eine Stunde später auf seinen Posten zurückkehrte, erwartete ihn beim Fahrkartenkontrolleur oben an der Treppe eine Nachricht. Sie lautete: »Habe soeben Oliver in ein Taxi steigen sehen. Folge ihm. Werde mich in der Imbißstube melden.
Fentiman.«
Der Spürhund mußte notgedrungen in den Imbißraum zurückgehen, um dort
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