Aerger im Bellona-Club
die nächste Meldung abzuwarten. »Aber die ganze Zeit, Mylord, ist der zweite Mann, den ich Ihren Instruktionen gemäß eingesetzt hatte, dem Major ohne dessen Wissen gefolgt.« Bald kam ein Anruf von der Waterloo Station: »Oliver im Zug nach Southampton. Ich folge.« Der Spürhund eilte zur Waterloo Station, wo der Zug jedoch schon abgefahren war, und fuhr mit dem nächsten hinterher. In Southampton erkundigte er sich nach einem Herrn, auf den die Beschreibung Fentimans paßte, und erfuhr, daß ein solcher Herr einen Zwischenfall inszeniert hatte, als das Schiff nach Le Havre gerade ablegen wollte, und auf Verlangen eines älteren Herrn, den er wohl in irgendeiner Weise belästigt oder angegriffen hatte, kurz und bündig hinausgeworfen worden war. Weitere Nachforschungen bei der Hafenbehörde ergaben, daß Fentiman jenem Mann gefolgt war, ihn im Zug belästigt hatte, vom Eisenbahnpersonal verwarnt worden war, sich sein Opfer auf der Gangway zum Schiff wieder gegriffen und versucht hatte, es an der Einschiffung zu hindern. Der fragliche Herr hatte seine Ausweispapiere vorgelegt, aus denen hervorging, daß er ein Unternehmer im Ruhestand war, der auf den Namen Postlethwaite hörte und in Kew wohnte. Fentiman hatte dagegen behauptet, der Mann heiße Oliver, Adresse und persönliche Verhältnisse unbekannt, und man benötige seine Aussage in einer Familienangelegenheit. Da Fentiman keinen Paß bei sich hatte und auch keine offizielle Befugnis besaß, Reisende anzuhalten und zu verhören, und da seine Geschichte wenig überzeugend klang und sein Wesen erregt schien, hatte die örtliche Polizei ihn festgenommen. Postlethwaite hatte seine Reise fortsetzen dürfen, nachdem er seine Adresse in England sowie sein Reiseziel angegeben hatte, das nach seinen Behauptungen, bestätigt durch die vorgelegten Papiere und Korrespondenz, Venedig war.
Der Spürhund begab sich zur Polizei, wo er einen wutschnaubenden Fentiman antraf, der die Polizisten wegen Freiheitsberaubung zu verklagen drohte. Der Spürhund konnte jedoch seine Freilassung erwirken, indem er für Fentimans Identität und gute Absicht bürgte und ihn zu dem Versprechen bewegte, sich friedlich zu verhalten. Dann belehrte er Fentiman, daß Privatpersonen nicht das Recht hätten, friedfertige Menschen anzugreifen oder gar festzunehmen, ohne ihnen etwas zur Last legen zu können, und wies ihn darauf hin, daß er sich richtiger verhalten hätte, wenn er Oliver, als dieser seine Identität leugnete, in aller Stille gefolgt wäre und sich mit Wimsey oder Mr. Murbles oder der »Spürhund-GmbH« in Verbindung gesetzt hätte. Er fügte hinzu, daß er nun seinerseits in Southampton auf weitere Anweisungen von Lord Peter warte. Ob er selbst nach Venedig nachreisen oder seinen Mitarbeiter schicken und nach London zurückkehren solle? Mr. Postlethwaites offenes Auftreten lasse vermuten, daß tatsächlich eine Verwechslung vorliege, aber Fentiman bleibe dabei, daß er sich bestimmt nicht geirrt habe.
Lord Peter hielt die Fernverbindung aufrecht und überlegte kurz. Dann lachte er.
»Wo ist Major Fentiman?« fragte er.
»Er wird nach London zurückkehren, Mylord. Ich habe ihm klargemacht, daß ich jetzt über alle notwendigen Informationen verfüge, um weitermachen zu können, so daß seine Anwesenheit in Venedig mich nur behindern würde, nachdem er der Zielperson jetzt bekannt sei.«
»Richtig. Nun, ich finde, Sie sollten Ihren Mann ruhig nach Venedig schicken, falls nämlich doch was dran ist. Und hören Sie zu ...« Er gab weitere Anweisungen, die mit den Worten endeten: »Und bitten Sie Major Fentiman, gleich nach seiner Rückkehr zu mir zu kommen.«
»Gewiß, Mylord.«
»Wie steht es nun mit den Worten der Zigeunerin?« meinte Lord Peter, als er Bunter die Neuigkeiten mitteilte.
*
Major Fentiman kam am Nachmittag zu ihm in die Wohnung und wußte sich nicht genug zu entschuldigen und zu entrüsten.
»Es tut mir so leid, alter Freund. Das war entsetzlich dumm von mir, aber mir ist der Gaul durchgegangen. Als ich hörte, wie dieser Kerl in aller Seelenruhe abstritt, mich oder meinen armen alten Großvater je gesehen zu haben, und als er auch noch mir nichts dir nichts seine Papiere vorzeigte – da haben sich mir die Haare aufgestellt. Natürlich sehe ich jetzt ein, daß ich einen Fehler gemacht habe. Mir ist völlig klar, daß ich ihm unbemerkt hätte folgen müssen. Aber woher hätte ich wissen sollen, daß er seinen eigenen Namen verleugnen würde?«
»Als er das
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