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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sie noch etwas gesagt?«
    »Ja, sie hat gesagt: >Sie hatten sich zerstritten, Mrs. Mitcham; vor Menschengedenken, als sie noch ganz jung waren, und seitdem haben sie sich nie mehr gesehen.< Natürlich wußte ich das schon, denn ich war ja die ganze Zeit bei der gnädigen Frau gewesen, genau wie Miss Dorland.«
    »Einer jungen Dame wie Miss Dorland muß das alles wohl sehr nahegegangen sein, nicht wahr?«
    »Sicher. Sie ist eine junge Dame mit Gefühlen; nicht wie so manche, die man heutzutage so sieht.«
    Parker wackelte verständnisvoll mit dem Kopf.
    »Und dann?«
    »Dann ist Miss Dorland wieder fortgegangen, nachdem sie sich kurz mit mir unterhalten hatte, und bald darauf kam Nellie herein – das ist das Hausmädchen.«
    »Wie lange danach war das?«
    »Ach, einige Zeit. Ich hatte gerade meine Tasse Tee getrunken, die ich immer um vier Uhr trinke. Es muß also etwa halb fünf gewesen sein. Sie kam und wollte einen Cognac für den General haben, weil es ihm nicht gut ging. Die Spirituosen sind nämlich bei mir, und ich habe den Schlüssel dazu.«
    Parker ließ sich von seinem besonderen Interesse an dieser Neuigkeit nichts anmerken.
    »Haben Sie den General gesehen, als Sie ihm den Cognac brachten?«
    »Ich habe ihn nicht hinaufgebracht.« Mrs. Mitchams Ton ließ erkennen, daß Servieren nicht zu ihren Aufgaben gehörte. »Ich habe Nellie damit geschickt.«
    »Aha. Dann haben Sie den General also nicht mehr gesehen, bevor er fortging?«
    »Nein. Miss Dorland hat mir später berichtet, daß er einen Herzanfall gehabt hatte.«
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Mrs. Mitcham. Jetzt würde ich gern ein paar Fragen an Nellie richten.«
    Mrs. Mitcham drückte auf einen Klingelknopf. Zur Antwort erschien ein junges Mädchen mit frischem Gesicht und angenehmem Aussehen.
    »Nellie, dieser Polizeibeamte möchte von dir gern etwas über die Zeit hören, als General Fentiman hier war. Du mußt ihm sagen, was er wissen möchte, aber denk daran, daß er zu tun hat, und rede nicht so viel. Sie können sich hier mit Nellie unterhalten.«
    Damit segelte sie hinaus.
    »Ein bißchen unnahbar, wie?« flüsterte Parker, von Scheu ergriffen.
    »Ach, sie ist eine von der altmodischen Sorte, das kann man wohl sagen«, antwortete Nellie lachend.
    »Mich hat sie richtig eingeschüchtert. Nun, Nellie«, begann er wieder mit der gewohnten Floskel, »ich höre, Sie wurden geschickt, um einen Cognac für den alten Herrn zu holen. Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?«
    »Also, das war so. Wie der alte Herr so ungefähr eine Stunde bei der gnädigen Frau war, da ging die Klingel aus Lady Dormers Zimmer. Bei so was muß immer ich hinauf, und Schwester Armstrong schaute zur Tür raus und sagte: >Hol mal ein bißchen Cognac, Nellie, schnell, und sag Miss Dorland, sie möchte herkommen. General Fentiman fühlt sich nicht recht wohl.< Da bin ich also für den Cognac zu Mrs. Mitcham gegangen, und wie ich damit nach oben ging, hab ich an die Tür zum Atelier geklopft, wo Miss Dorland drin war.«
    »Wo ist das, Nellie?«
    »Das ist ein großer Raum im ersten Stock, genau über der Küche. Früher war's mal das Billardzimmer, mit einem Glasdach. Miss Dorland malt da und fummelt mit Flaschen und anderen Sachen herum, und als Wohnzimmer benutzt sie es auch.«
    »Fummelt mit Flaschen?«
    »Ja, lauter so'n Chemiezeug. Damen müssen ja irgendein Steckenpferd haben, denn arbeiten müssen sie ja nicht. Da gibt's immer was zum Aufräumen!«
    »Das glaub ich gern. Nellie, ich wollte Sie nicht unterbrechen.«
    »Also, ich habe Miss Dorland das von Schwester Armstrong ausgerichtet, und sie hat gemeint: >Ach Gott, Nellie, der arme alte Mann! Das war sicher zuviel für ihn. Gib mir den Cognac; ich nehme ihn mit. Und lauf du zum Telefon und ruf Dr. Penberthy an.< Also hab ich ihr den Cognac gegeben, und sie hat ihn nach oben gebracht.«
    »Einen kleinen Moment. Haben Sie gesehen, wie sie ihn nach oben gebracht hat?«
    »Also – nein, ich glaube nicht, daß ich sie hab raufgehen sehen – aber ich habe es eben angenommen. Ich bin ja runter zum Telefon gelaufen, und da hab ich also nicht direkt darauf geachtet.«
    »Eben – warum auch?«
    »Ich mußte natürlich erst Dr. Penberthys Nummer im Telefonbuch nachsehen. Da standen zwei Nummern, und zuerst hab ich es bei ihm zu Hause versucht, aber da hat man mir gesagt, er ist in der Harley Street. Wie ich noch versuchte, die zweite Nummer zu bekommen, rief Miss Dorland von der Treppe herunter nach mir. Sie fragte: >Hast du

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