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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hinaufbrächte.«
    Das alles wurde schnell und mit so leiser Stimme dahingemurmelt, daß der Kriminalbeamte kaum mitkam.
    »Und dann haben Sie den Cognac sofort hinaufgebracht?«
    »Natürlich.«
    »So, wie Sie ihn Nellie aus der Hand nahmen? Oder haben Sie ihn zuerst noch auf den Tisch oder sonstwohin gestellt?«
    »Wie zum Teufel soll ich denn das noch wissen?«
    Parker konnte es nicht leiden, wenn Frauen fluchten, aber er gab sich alle Mühe, sich davon nicht beeinflussen zu lassen.
    »Sie erinnern sich also nicht – aber jedenfalls wissen Sie noch, daß Sie sofort damit hinaufgegangen sind? Sie haben nicht zuerst noch etwas anderes getan?«
    Sie schien sich zusammenzureißen und in ihrem Gedächtnis zu kramen.
    »Wenn es so wichtig ist – ich glaube, ich habe zuerst noch etwas abgestellt, was gerade kochte.«
    »Kochte? Auf dem Feuer?«
    »Auf dem Gasbrenner«, sagte sie ungeduldig.
    »Was war das?«
    »Ach, nichts – irgendwas.«
    »Tee, Kakao oder sonst etwas in der Art, ja?«
    »Nein – irgendwelche Chemikalien.« Sie sprach die Worte widerstrebend aus.
    »Machten Sie vielleicht chemische Experimente?«
    »Ja – ich habe da ein bißchen gearbeitet – zum Spaß – als Steckenpferd. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich habe den Cognac nach oben gebracht –«
    Ihr Bemühen, das Thema Chemie in den Hintergrund zu drängen, schien endlich ihre Unlust zu besiegen, mit der Geschichte fortzufahren.
    »Sie machten also chemische Experimente – obwohl Lady Dormer so krank war?« fragte Parker heftig.
    »Nur um mich mit etwas zu beschäftigen«, murmelte sie.
    »Was für ein Experiment war das?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Sie erinnern sich überhaupt nicht?«
    » Nein! « Sie schrie ihn fast an.
    »Na schön. Dann haben Sie den Cognac nach oben getragen?«
    »Ja – das heißt, man kann eigentlich nicht sagen, nach oben. Es ist alles auf derselben Etage, aber zu Tantes Zimmer muß man noch sechs Stufen hinaufgehen. Schwester Armstrong kam mir an der Tür entgegen und sagte: >Es geht ihm schon wieder besser<, und als ich hineinging, saß General Fentiman in einem Sessel und sah ganz eigenartig und grau aus. Er saß hinter einer spanischen Wand, wo Tantchen ihn nicht sehen konnte, sonst wäre es ein schwerer Schock für sie gewesen. Die Schwester sagte: >Ich habe ihm seine Tropfen gegeben, und ich glaube, ein Schlückchen Cognac bringt ihn wieder hoch.< Wir haben ihm also den Cognac gegeben – es war nur ganz wenig –, und danach sah er nicht mehr so totenblaß aus und schien auch leichter Luft zu bekommen. Ich sagte ihm, daß wir den Arzt rufen wollten, und er sagte, er wolle lieber selbst in die Harley Street fahren. Ich fand das etwas unbesonnen, aber Schwester Armstrong sagte, er sehe wirklich besser aus, und es sei falsch, ihn zu etwas zu überreden, was er nicht wolle. Also habe ich Nellie gerufen, sie soll dem Doktor nur Bescheid sagen und William nach einem Taxi schicken. General Fentiman schien dann wirklich wieder bei Kräften zu sein, und wir haben ihm die Treppe hinuntergeholfen, und er ist im Taxi fortgefahren.«
    Aus diesem Wortschwall pickte Parker sich das eine heraus, das er noch nicht gehört hatte.
    »Was für Tropfen waren das, die ihm die Schwester gegeben hat?«
    »Seine eigenen. Er hatte sie in der Tasche.«
    »Halten Sie es für möglich, daß sie ihm vielleicht zuviel gegeben hat? War die Dosis auf dem Fläschchen vermerkt?«
    »Keine Ahnung. Die Frage sollten Sie lieber ihr selbst stellen.«
    »Ja, ich möchte mit ihr sprechen, wenn Sie mir freundlicherweise sagen, wo ich sie finden kann.«
    »Ich habe die Adresse oben. Ist das alles, was Sie von mir wollen?«
    »Ich möchte nur noch, wenn ich darf, Lady Dormers Zimmer und das Atelier sehen.«
    »Wozu denn das?«
    »Nur eine Routinesache. Wir sind angewiesen, uns alles anzusehen, was es zu sehen gibt«, antwortete Parker in beruhigendem Ton.
    Sie gingen nach oben. Eine Tür im ersten Stock, der Treppe genau gegenüber, führte in ein hübsches, geräumiges Zimmer mit altmodischen Schlafzimmermöbeln.
    »Das ist das Zimmer meiner Tante. Sie war natürlich nicht wirklich meine Tante, aber ich habe sie so genannt.«
    »Verstehe. Wohin führt diese zweite Tür?«
    »Ins Ankleidezimmer. Schwester Armstrong hat dort geschlafen, solange Tantchen krank war.«
    Parker warf einen Blick ins Ankleidezimmer, sah sich im Schlafzimmer um und sagte, das genüge ihm.
    Sie ging wortlos an ihm vorbei, während er ihr die Tür aufhielt. Sie war

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