Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
den Arzt schon, Nellie?< Ich hab zurückgerufen: >Nein, Miss, noch nicht, der Doktor ist in der Harley Street.< Da hat sie gemeint: >Aha. Wenn du ihn hast, sag ihm, daß General Fentiman einen Anfall gehabt hat und jetzt gleich zu ihm kommt.< Ich hab gefragt: >Soll denn der Doktor nicht herkommen, Miss?< – >Nein<, sagt sie, >dem General geht es schon wieder besser, und er sagt, er möchte lieber selbst hin. Sag William, er soll ein Taxi rufen.< Dann ist sie wieder zurückgegangen, und gerade in dem Moment bin ich zur Praxis durchgekommen und habe zu Dr. Penberthys Diener gesagt, der Doktor soll jeden Moment General Fentiman erwarten. Und dann kam er die Treppe herunter, gestützt von Miss Dorland und Schwester Armstrong, und er sah aus wie der Tod, der arme alte Mann. William – das ist der Diener – kam in dem Moment und sagte, daß er ein Taxi hat; da hat er General Fentiman hineingesetzt, und dann sind Miss Dorland und die Schwester wieder nach oben gegangen, und damit war es zu Ende.«
    »Aha. Wie lange arbeiten Sie schon hier, Nellie?«
    »Drei Jahre – Sir.« Das »Sir« war eine Konzession an Parkers freundlichen Ton und gebildete Sprechweise. »Ein richtiger Herr«, wie Nellie hinterher zu Mrs. Mitcham sagte, die darauf erwiderte: »Nein, Nellie – er mag wie ein Herr auftreten, das will ich nicht leugnen, aber ein Polizist ist eine >Person<, und ich hoffe, dich nicht noch einmal daran erinnern zu müssen.«
    »Drei Jahre? Das ist heutzutage eine lange Zeit. Ist es eine angenehme Stelle?«
    »Nicht schlecht. Von Mrs. Mitcham einmal abgesehen, aber mit der werde ich schon fertig. Und die gnädige Frau – also, die war wirklich in jeder Beziehung eine Dame.«
    »Und Miss Dorland?«
    »Ach, die macht keinen Ärger, außer wenn man hinter ihr aufräumen muß. Aber sie redet immer nett mit einem und sagt >bitte< und >danke<. Ich kann mich nicht beklagen.«
    »Begeisterung mit Vorbehalten«, dachte Parker. Offenbar hatte Ann Dorland nicht die Gabe, stürmische Liebe zu entfachen. »Das ist ja kein sehr lustiges Haus hier, für ein junges Mädchen wie Sie.«
    »Stinklangweilig«, gab Nellie freimütig zu. »Miss Dorland hat manchmal sogenannte Atelierparties gegeben, aber die waren nicht aufregend, fast nur junge Damen – Künstlerinnen und so.«
    »Und seitdem Lady Dormer tot ist, ist es sicher noch viel stiller geworden. Hat ihr Tod Miss Dorland sehr mitgenommen?«
    Nellie zögerte.
    »Es hat ihr natürlich sehr leid getan; die gnädige Frau war der einzige Mensch, den sie auf der Welt hatte. Und dann hat sie sich Sorgen gemacht wegen dieser ganzen Anwaltsgeschichte – irgendwas mit dem Testament. Das wissen Sie wahrscheinlich, Sir?«
    »Ja, darüber weiß ich Bescheid. Sie hat sich also Sorgen gemacht?«
    »Ja, und wütend war sie – das können Sie sich nicht vorstellen. Eines Tages war Mr. Pritchard da, daran erinnere ich mich besonders, denn an dem Tag hab ich in der großen Eingangshalle Staub gewischt, und sie sprach so schnell und so laut, daß ich es gar nicht überhören konnte. >Ich kämpfe mit allen Mitteln<, hat sie gesagt, und >Das ist – äh – irgendwas zum Betrug.< Was war das jetzt noch für ein Wort?«
    »Ein Komplott?« schlug Parker vor.
    »Nein, eine – eine Konspiration, das war's. Eine Konspiration zum Betrug. Und dann hab ich weiter nichts mehr gehört, bis Mr. Pritchard herauskam und zu ihr sagte: >Also, Miss Dorland, wir werden unabhängige Ermittlungen führen.< Und Miss Dorland sah so entschlossen und wütend aus, daß ich mich nur wundern konnte. Aber das scheint dann alles irgendwie wieder verraucht zu sein. Sie war die letzte Woche wie umgewandelt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie denn das noch nicht selbst bemerkt, Sir? Sie ist so still geworden, fast als ob sie Angst hätte. Als wenn sie einen Schock gehabt hätte. Und sie weint so furchtbar viel. Das hat sie anfangs nicht getan.«
    »Seit wann ist sie so?«
    »Also, ich glaube, das fing an, als diese schreckliche Sache herauskam, daß der arme alte Mann ermordet worden war. Ist das nicht furchtbar, Sir? Glauben Sie, daß Sie den erwischen, der es getan hat?«
    »Ich nehme es an«, sagte Parker gutgelaunt. »Das hat Miss Dorland also einen Schock versetzt, ja?«
    »Also, ich würde sagen, ja. Es stand was in der Zeitung darüber, Sir, über Sir James Lubbock, der herausgefunden hatte, daß er vergiftet worden war, und als ich am Morgen Miss Dorland rufen gegangen bin, hab ich mir herausgenommen, etwas darüber

Weitere Kostenlose Bücher