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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Komski. Und ich hatte schon so gut wie versprochen, mit ihm zusammenzuleben, bis ich erfuhr, daß seine letzten drei Frauen alle nach einer Weile die Nase voll hatten und ihn verlassen haben, und da hab ich mir gedacht, mit einem Mann, der dauernd verlassen wird, kann ja wohl was nicht stimmen, und seitdem habe ich dann auch erfahren, daß er ein schrecklicher Tyrann ist, wenn er erst mal seinen rührenden treuen Hundeblick ablegt. Ich bin also noch einmal davongekommen. Aber wenn man sich ansieht, wie Naomi das letzte Jahr immer um Penberthy herumgeschlichen ist wie eine Spanielhündin, die fürchtet, daß sie verprügelt wird, frage ich mich, wie sie dazu kommt, mir Komski vorzuwerfen. Und was Ambrose Ledbury angeht, in dem hätte sich ja nun jede täuschen können.«
    »Wer war Ambrose Ledbury?«
    »Ach, das war der Mann, der sein Atelier über Boulters Pferdestall hatte. Seine große Masche war Kraft und Über-den-weltlichen-Dingen-Stehen. Er war ungehobelt und grob und malte ungeschlachte Schlafzimmerszenen, aber farblich hervorragend. Er konnte wirklich malen, und dafür sahen wir ihm vieles nach, aber er war ein professioneller Herzensbrecher. Er schloß einen so richtig hungrig in seine großen Arme, und das ist ja immer ziemlich unwiderstehlich. Aber er war kein bißchen wählerisch. Es war bei ihm bloße Gewohnheit, und seine Affären dauerten auch nie lange. Aber Ann Dorland war geradezu überwältigt. Sie versuchte sich selbst in diesem ungeschlachten Stil, aber der lag ihr überhaupt nicht – sie hat keinen Sinn für Farben, und so war eben nichts da, was ihre schlechte Technik ausgeglichen hätte.«
    »Sagtest du nicht, sie hatte keine Affären?«
    »Das war auch keine Affäre. Ich nehme an, Ledbury hat sie sich mal geangelt, als gerade niemand anders zur Hand war, aber für etwas Ernsthaftes verlangte er schon gutes Aussehen. Vor einem Jahr ist er mit irgendeiner Natascha Dingsda nach Polen gegangen. Darauf hat Ann Dorland dann die Malerei nach und nach an den Nagel gehängt. Das dumme war, daß sie alles zu ernst nahm. Ein paar kleine Flirts hätten sie zu einem normalen Menschen gemacht, aber sie war nicht der Typ, mit dem ein Mann gern geflirtet hätte. So linkisch. Ich glaube nicht, daß sie sich wegen Ledbury so sehr den Kopf zerbrochen hätte, wenn das nicht die erste und einzige Episode in ihrem Leben gewesen wäre. Denn, wie schon gesagt, ein paar Versuche hat sie ja gemacht, es aber nie geschafft.«
    »Aha.«
    »Aber das ist für Naomi kein Grund, sich so aufzuspielen. Die kleine Kröte ist nämlich so stolz darauf, einen Mann an Land gezogen zu haben – und einen Verlobungsring –, daß sie jetzt am liebsten auf alle andern herabgucken möchte.«
    »So?«
    »Ja. Außerdem sieht man von jetzt an alles mit Walters Augen, und natürlich ist Walter zur Zeit nicht gut auf Ann Dorland zu sprechen.«
    »Warum nicht?«
    »Mein Lieber, du bist wieder die Diskretion persönlich. Natürlich sagt alle Welt, daß sie es war.«
    »Ach ja?«
    »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    Wimsey sah ein, daß dies wirklich jedermann denken mußte. Er neigte ja selbst nur zu sehr zu dieser Ansicht.
    »Wahrscheinlich ist sie deswegen nicht gekommen.«
    »Natürlich. Sie ist ja nicht dumm. Sie weiß es doch.«
    »Stimmt. Hör mal, könntest du etwas für mich tun? Noch etwas, meine ich.«
    »Was?«
    »Nach allem, was du sagst, sieht es so aus, als ob Miss Dorland in nächster Zeit nur wenige Freunde haben würde. Wenn sie zu dir kommt –«
    »Ich werde sie nicht aushorchen. Und wenn sie fünfzig alte Generäle vergiftet hätte.«
    »Das verlange ich auch nicht von dir. Aber ich möchte, daß du unvoreingenommen bist und mir sagst, welchen Eindruck du hast. Ich will da nämlich keinen Fehler machen. Und ich selbst bin nicht unvoreingenommen. Ich will Miss Dorland als die Schuldige sehen. Das bringt die Gefahr mit sich, daß ich mir einrede, sie war's, während sie es in Wirklichkeit nicht war. Verstehst du das?«
    »Warum willst du sie als die Schuldige sehen?«
    »Ich hätte das vielleicht nicht sagen sollen. Natürlich will ich sie nicht als schuldig ansehen, wenn sie es nicht ist.«
    »Na schön. Ich will nicht in dich dringen. Und ich werde versuchen, mit Ann in Verbindung zu kommen. Aber ich werde nicht versuchen, ihr etwas herauszulocken. Das ist mein letztes Wort. Ich stehe zu Ann.«
    »Meine Liebe«, sagte Wimsey, »du bist nicht unvoreingenommen. Du glaubst, daß sie es getan hat.«
    Marjorie Phelps

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