Aerger im Bellona-Club
zu sagen, Sir. Ich hab gesagt: >Das ist doch eine merkwürdige Geschichte, nicht wahr, Miss, daß General Fentiman vergiftet worden ist.< Nur so hab ich das gesagt, und sie: >Vergiftet, Nellie? Du mußt dich irren.< Da hab ich ihr die Zeitung gezeigt, und ganz elend hat sie da ausgesehen.«
»Na ja«, meinte Parker, »es ist ja auch schrecklich, wenn man so etwas von einem Menschen hört, den man kannte. Das würde jeden aus der Fassung bringen.«
»Ja, Sir. Ich und Mrs. Mitcham waren ja auch ganz erschlagen. >Der arme alte Mann!< hab ich gesagt. >Warum sollte ihn nur einer ermordet haben? Er muß den Kopf verloren und es selbst getan haben<, hab ich gesagt. Meinen Sie, so kann es gewesen sein, Sir?«
»Es ist natürlich möglich«, sagte Parker freundlich.
»Vielleicht hat ihn der Tod seiner Schwester so mitgenommen, meinen Sie nicht? Das hab ich auch zu Mrs. Mitcham gesagt, aber sie hat gemeint, ein Herr wie General Fentiman bringt sich nicht einfach um und läßt seine Angelegenheiten so in Unordnung zurück. Ich hab gefragt: >Waren seine Angelegenheiten denn so in Unordnung?< Und da hat sie gesagt: >Es sind nicht unsere Angelegenheiten, Nellie, du hast also auch nicht darüber zu reden.< Und was meinen Sie selbst, Sir?«
»Ich bin noch nicht zu einem Schluß gekommen«, sagte Parker, »aber Sie haben mir sehr geholfen. Könnten Sie jetzt bitte mal zu Miss Dorland laufen und sie fragen, ob sie ein paar Minuten Zeit für mich hat?«
Ann Dorland empfing ihn im hinteren Salon. Er fand sie mit ihrer mürrischen Art und ihren uneleganten Bewegungen ausnehmend unattraktiv. Sie saß zusammengesunken in einer Sofaecke und hatte ein schwarzes Kleid an, das ihre fahle, fleckige Haut noch unvorteilhaft betonte. Sicher hat sie geweint, dachte Parker, und als sie sprach, war sie kurz angebunden, und ihre Stimme klang rauh und heiser und sonderbar leblos.
»Es tut mir leid, daß ich Sie belästigen muß«, sagte Parker höflich.
»Sie können wohl nichts dafür.« Sie wich seinem Blick aus und zündete sich am Stummel der letzten Zigarette eine neue an.
»Ich möchte von Ihnen so viele Einzelheiten wie möglich über General Fentimans Besuch bei seiner Schwester erfahren. Mrs. Mitcham hat ihn in Lady Dormers Zimmer geführt, wie ich höre?«
Sie nickte verdrießlich.
»Waren Sie dort?«
Sie antwortete nicht.
»Waren Sie bei Lady Dormer?« wiederholte er in etwas schärferem Ton.
»Ja.«
»Und die Schwester war auch da?«
»Ja.«
Sie wollte ihm in keiner Weise helfen.
»Was geschah dann?«
»Nichts. Ich habe ihn ans Bett geführt und gesagt: >Tantchen, hier ist General Fentiman.<«
»Dann war Lady Dormer also bei Bewußtsein?«
»Ja.«
»Aber natürlich sehr schwach?«
»Ja.«
»Hat sie etwas gesagt?«
»Sie hat gesagt: >Arthur!< – sonst nichts. Und er hat gesagt: >Felicity!< Darauf habe dann ich gesagt: >Sie möchten sicher allein sein< und bin hinausgegangen.«
»Und die Schwester blieb dort?«
»Ich konnte der Schwester keine Anweisungen geben. Sie mußte sich um ihre Patientin kümmern.«
»Richtig. Ist sie während des ganzen Gesprächs im Zimmer geblieben?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Nun ja«, sagte Parker geduldig, »aber Sie können mir sagen, ob die Schwester im Zimmer war, als Sie den Cognac brachten, ja?«
»Ja, da war sie drin.«
»Nun zu diesem Cognac. Nellie sagt, sie hat ihn zu Ihnen ins Atelier gebracht.«
»Ja.«
»Ist sie damit ins Atelier hineingegangen?«
»Ich verstehe die Frage nicht.«
»Ist sie ins Atelier getreten, oder hat sie an die Tür geklopft und Sie sind zu ihr hinausgegangen?«
Das rüttelte sie ein wenig auf.
»Wohlerzogene Dienstboten klopfen nicht an«, sagte sie in verächtlich barschem Ton. »Natürlich ist sie hereingekommen.«
»Ich bitte um Verzeihung«, antwortete Parker pikiert. »Ich dachte, an Ihrem Privatzimmer hätte sie vielleicht angeklopft.«
»Nein.«
»Was hat sie zu Ihnen gesagt?«
»Könnten Sie diese Fragen nicht ihr selbst stellen?«
»Das habe ich bereits getan. Aber Dienstboten sind nicht immer so zuverlässig mit ihren Antworten; ich möchte sie von Ihnen bestätigt haben.« Parker hatte sich wieder in der Gewalt und sprach vollkommen höflich.
»Sie sagte, Schwester Armstrong habe sie nach einem Glas Cognac für General Fentiman geschickt, weil er sich unwohl fühle, und ihr gesagt, sie solle nach mir rufen. Also habe ich gesagt, sie soll zum Telefon gehen und Dr. Penberthy anrufen, während ich den Cognac
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