Aerger im Bellona-Club
auf denen alles herumtrampelt. Jedenfalls ist er einen Artikel wert. Es spielt keine Rolle, was man über ihn schreibt, Hauptsache ist, man schreibt überhaupt etwas über ihn. Sie könnten uns nicht ein paar Zeilen – wirklich nur ein paar – über Rigor mortis oder so was bringen? Es müßte nur schnell gehen.«
»Könnte ich nicht«, sagte Wimsey. »Ich habe nicht die Zeit und brauche das Geld nicht. Warum sollte ich auch? Ich bin weder Hochschulprofessor noch Schauspielerin.«
»Nein, aber Sie sind ein Thema für die Zeitungen. Das Geld können Sie mir ja geben, wenn Sie so elend reich sind. Sagen Sie mal, was wissen Sie überhaupt über den Fall? Ihr Freund von der Polizei hat uns ja nichts verraten. Ich möchte was darüber bringen, bevor eine Verhaftung stattfindet, denn danach wär's Eingriff in ein schwebendes Verfahren. Ich nehme an, es ist die Frau, hinter der Sie her sind. Können Sie mir über die was sagen?«
»Nein – ich bin heute abend hergekommen, um sie mir anzusehen, aber sie hat sich nicht blicken lassen. Könnten Sie nicht mal ihre trübe Vergangenheit für mich ausgraben? Die Rushworths wissen sicher etwas über sie. Sie hat gemalt oder so was. Könnten Sie da mal rangehen?«
Hardys Miene hellte sich auf.
»Waffles Newton weiß da wahrscheinlich etwas«, meinte er. »Mal sehen, was ich ausbuddeln kann. Vielen Dank auch, alter Schwede. Das hat mich auf eine Idee gebracht. Wir könnten auf der Rückseite eines ihrer Bilder bringen. Die alte Dame scheint ja eine komische Marke gewesen zu sein. Das Testament soll so merkwürdig sein, nicht?«
»Oh, darüber kann ich Sie genauestens aufklären«, sagte Wimsey. »Ich dachte nur, das wüßten Sie wahrscheinlich schon.«
Er erzählte Hardy die Geschichte Lady Dormers, wie er selbst sie von Mr. Murbles gehört hatte. Der Journalist war begeistert.
»Das ist ja prima!« rief er. »Das geht ans Herz. Romantik mit allem Drum und Dran. Das wird ein Knüller für den Yell. Entschuldigen Sie mich. Ich will das schnell durchtelefonieren, bevor jemand anders die Nase drankriegt. Erzählen Sie's keinem von den andern.«
»Die können es aber auch von Robert oder George Fentiman erfahren«, warnte Wimsey.
»Einen Dreck können sie«, erwiderte Salcombe Hardy im Brustton der Überzeugung. »Robert Fentiman hat heute morgen erst dem Barton vom Banner so eine gescheuert, daß er hinterher zum Zahnarzt mußte. Und George hat sich in den Bellona-Club verzogen, und die lassen keinen rein. Hier funkt mir keiner dazwischen. Wenn ich mal irgendwas für Sie tun kann, können Sie sich auf mich verlassen. Adieu!«
Er verzog sich. Peter fühlte eine Hand auf seinem Arm.
»Du vernachlässigst mich ganz abscheulich«, sagte Marjorie Phelps. »Und ich habe schrecklichen Hunger. Ich habe mir alle Mühe gegeben, für dich etwas herauszubekommen.«
»Das ist lieb. Paß auf, wir setzen uns draußen in die Diele, da ist es ruhiger. Ich stibitze uns was zu essen und bring's raus.«
Er häufte einige gefüllte Hörnchen, vier Tortenstückchen nebst etwas zweifelhafter Rotweinbowle und Kaffee auf ein Tablett, das er hinter dem Rücken der Bedienung entwendete, und trug es nach draußen.
»Danke«, sagte Marjorie. »Das habe ich mir mehr als redlich verdient, indem ich mich mit Naomi Rushworth unterhalten habe. Ich kann sie nicht ausstehen. Sie macht immer Andeutungen, weißt du?«
»Was für welche zum Beispiel?«
»Na ja, als ich mich nach Ann Dorland erkundigte, sagte sie, Ann komme nicht. Und als ich fragte, warum nicht, antwortete sie: >Sie sagt, es geht ihr nicht gut.<«
»Wer soll das gesagt haben?«
»Naomi Rushworth sagte, Ann Dorland habe gesagt, sie könne nicht kommen, weil es ihr nicht gut gehe. Aber sie hat gesagt, das sei natürlich nur eine Ausrede.«
»Wer?«
»Naomi. Wieso denn das, hab ich gefragt, und sie hat gemeint, sie will sich wahrscheinlich nicht vor den Leuten blicken lassen. >Aber ich denke, ihr seid so gute Freundinnen<, hab ich gesagt. >Ja, das schon<, meinte sie darauf, >aber du weißt doch, Ann war schon immer ein bißchen unnormal.< Ich sagte, das hörte ich zum erstenmal, und da sah sie mich so richtig gehässig an und meinte: >Nun, dann denk doch mal an Ambrose Ledbury. Aber damals hattest du natürlich andere Dinge im Kopf, nicht wahr?< Dieses Biest! Sie meinte Komski. Und dabei weiß doch jeder, wie sie diesem Penberthy nachgelaufen ist.«
»Ich fürchte, ich komme nicht ganz mit.«
»Na ja, ich war ziemlich verliebt in
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