Ärger mit dem Borstenvieh
alle bedrohlich auf ihn zubewegten, drehte er sich um und führte uns hinaus, quer über den Viehhof und über den Zaun des Schweinegeländes.
Irgend jemand vor vielen, vielen Jahren hatte einmal ein Spalier gebaut, um die Mauer zu bedecken, die genau nach Süden hinüber zum Gerstefeld zeigte. Es war der wärmste Platz auf der ganzen Farm, und man erzählte sich, daß es mal eine Zeit gegeben habe, während der auf Egerton Trauben gewachsen seien und man Wein gemacht habe. Sicherlich war der Erdboden am Fuß der Mauer in der Vergangenheit kultiviert worden; auch zeigte eine Anzahl von Löchern, daß Nicholas versucht hatte, hier Pflanzen anzubauen, die von der Distel bis zum Radieschen variierten.
Wir fanden zwar keine Spuren von Weinlaub, aber — was viel besser war — das Spalier war von den breiten Blättern der Kletterbohnen dicht bewachsen; sogar mit verschiedenen roten Blüten, in denen die Bienen summten, und, welch unerwartete Rettung, mit vierzehn langen, prächtigen Bohnen.
»Die reichen aus für zwei verschiedene Einschreibungen«, meinte John.
Den kleinen Gärtner konnten wir durch unser Versprechen beruhigen, daß eine Einschreibung in seinem Namen geschehen würde und, falls wir einen Preis bekämen, sollte der ihm gehören.
Der alte Mann war hocherfreut, als wir ihn von unserem Vorhaben unterrichteten. Wenn wir an dem besagten Donnerstag morgens die Bohnen noch vor halb zehn zu ihm brächten, wollte er sich um alles übrige kümmern.
Grau und wolkenverhangen zog der Morgen des großen Tages herauf. Aber die Vorsehung war klug genug, keine Konfrontation mit Old Jonathon und seinen Freunden zu riskieren. Als der Vormittag halb herum war, tat die Sonne bereits ihre Pflicht, und als wir dann schließlich losfuhren, kurz vor Mittag, war das Wetter so gut wie perfekt.
Wir waren sehr überrascht beim ersten Anblick der Show: Sie war weitaus größer, als wir angenommen hatten. Das Gelände, von einem dort ansässigen Großgrundbesitzer zur Verfügung gestellt, wimmelte von Leuten, und die große Anzahl der Autos deutete darauf hin, daß >Außenseiter< der umliegenden Städte zahlreich erschienen waren. So wie wir hatten viele ein Picknick mitgebracht; man hatte ein Gelände, das leicht hügelig war und gar zu einer kleinen Anhöhe anstieg, extra dafür vorgesehen. Darauf lagen und saßen nun Familien in Gruppen und hatten Spaß an einer kleinen Mahlzeit im Freien.
Das Zentrum der Show bildete ein Ring, in dem später die Preisverleihung für Vieh sowie Vorstellungen mit Pferden und Ponies stattfinden sollten. Ganz ordentlich hatte man die Umgrenzung aus zusammengehakten Schafshürden gebildet, lediglich unterbrochen an einer Seite durch den Ein- und Ausgang. Entlang der einen Seite hatte man eine mit Zeltplanen überdachte Anlage errichtet, in der diverse Ausstellungen und Stände untergebracht waren. Auf der anderen Seite stand ein riesiges Zelt, an dem Schilder mit BAR oder TEE oder ERFRISCHUNGEN zu lesen waren.
Die dritte Seite, dem Parkplatz am nächsten, hatte man für die Gehege der Tiere reserviert. Als erstes gingen wir dorthin; wir bewunderten oder kritisierten die Zuchtböcke, Milchkühe oder Färsen.
Die größte Attraktion allerdings bildeten die enormen Zuchtbullen. Jeder von ihnen stand, an einem Nasenring festgebunden, in seinem eigenen Gehege, das mit Sackleinen seitlich behängen war. Dort gab es drei massige, kurzbeinige Herefords, an denen — wie Shirley sagte — das Fleisch nur so herunterhing; man hatte sie gewaschen, gekämmt und schöngemacht, bis kein einziges Härchen mehr in Unordnung war. Ihre Rivalen, in bezug auf die Zuchtrasse, waren durch zwei riesige weiße Charolais Bullen vertreten, gewaltige Kreaturen, die einen beeindrucken konnten durch ihre starke Ausstrahlung an Macht und Kraft.
Zwei Männer, offensichtlich Schlachter, verglichen die Tiere miteinander. »In dieser Züchtung liegt die Zukunft«, meinte der größere der beiden, ein älterer Mann mit schütterem Haar, behaupten zu können. Dabei wies er auf die Charolais Bullen.
Doch sein Begleiter, ein schlanker Mann in einem Cordanzug, widersprach ihm. »Niemals! Viel zu viele Knochen. Und sie machen viel zu große Kälber, was nicht gut für die Kühe ist.«
Die ganze Umgebung war gesprenkelt voll von Caravans, Ständen und Ausstellungen. Alles nur irgendwie Denkbare war vorhanden: Landmaschinen, verschiedene Wartungs- und andere Dienste, Versicherungen, Tiermedikamente, Kleidung, Düngemittel,
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