Ärger mit dem Borstenvieh
aufs Gras fallen und schlang gierig Käse- und Schinkenbrote hinunter, als sich Aaron, der oben am Berg seine Farm hatte, zu uns gesellte. Er schleppte einen großen Korb und war in Begleitung einer hübschen Frau mit rosigen Wangen, leicht ergrautem Haar und beachtlichem Umfang. Es konnte sich nur um seine Frau handeln. »Meine Missus Ria«, verkündete er stolz und wies dabei auf die Frau.
»Das ist Shirley, meine Missus«, sagte ich. »Tochter Vicky und Sohn John. Wir wollten gerade was essen; setzen Sie sich doch und bedienen Sie sich.«
»Ja, danke«, sagte sie mit einer Stimme, die rein walisisch klang. Dann sank sie mit einer grazilen Anmut aufs Gras, die man bei ihrem Umfang nicht erwartet hätte.
»Ria?« fragte ich. »Ein ungewöhnlicher Name.«
Sie lachte. »Mein Vater sagte, daß der Name von >Maria Marten in the Red Barn< kommt... aber er hat immer genauso viel geflunkert wie Aaron.«
Der stämmige Mann bemühte sich um ein entrüstetes Aussehen. »Nun mach aber mal ‘nen Punkt...«
»Wir haben selbst auch etwas mitgebracht«, sagte Ria und beachtete ihn gar nicht weiter. Dann machte sie sich daran, ausreichende Mengen an Eßbarem hervorzuholen: kaltes Huhn, aufgeschnittener Schweinebraten, hausgemachte Würste, Äpfel, ein Rosinenkuchen sowie zwei selbstgebackene Brotlaibe. Man hätte fast eine Kompagnie damit sattmachen können. Prompt drehten John und ich Shirleys sparsamen Angeboten den Rücken und begannen die Leckereien unseres Besuchs mit Wonne aufzufuttern.
Ursprünglich kam unser großzügiger Freund aus der Gegend um Snowdon, die uns noch aus unserer Zeit, bevor wir anfingen Kühe zu melken, während eines Urlaubs dort bekannt war.
»Es gibt da Berge, die so steil sind, daß man hintenüber fällt, wenn man nicht auf paßt«, erzählte Aaron.
Seine Lady ließ ein entzücktes Kichern vernehmen. »Haben Sie jemals einen solchen Lügenbold gesehen?«
Zehn Minuten später wurde unsere Runde noch größer — Howard mit Dilys und Old Jonathon.
»Ein paar Minuten werden die ohne mich auskommen müssen«, meinte der alte Mann. Er hatte zwei Sechspack-Kartons mit Bier mitgebracht. Das Fest begann sich allmählich über die Wiese auszubreiten.
»Braucht ihr noch Lose für das Schwein?«
Jeder beeilte sich, ihm zu versichern, daß man die Taschen bereits vollgestopft hatte mit solchen Scheinen.
»Alles ist für den Fond«, wollte er uns beschwatzen, aber es kam keine Reaktion mehr.
Heißhungrig und durchgeschwitzt landete Nicholas mit einigen seiner Freunde bei uns. Sie stürzten sich auf das Essen, und bald wurden kahle Stellen dort sichtbar.
»Es macht Spaß, gesunde Kinder zu sehen«, sagte Ria aufmunternd. Ihre eigene Familie war herangewachsen und hatte bereits das Haus verlassen. »Sind ausgeflogen wie die Amseln, ohne einen Blick zurückzuschicken«, erzählte sie. Aber sie waren nicht allzu weit geflogen; alle lebten nicht mehr als drei oder vier Kilometer weit entfernt.
Als sich unsere Tafelrunde schließlich auflöste, war die große Begeisterung für die Show eigentlich abgeklungen.
»Laß uns nur noch auf die Verlosung warten und dann gehen«, schlug Shirley vor.
Für halb vier war diese ursprünglich angesetzt, und nun war es bereits vier Uhr. Als dann endlich der Gewinner über den Lautsprecher verkündet wurde, hörten wir einen Namen, der für uns unbekannt war. John lachte und sagte: »Wahrscheinlich jemand aus der Stadt. Bin gespannt, was der mit ‘nem Schwein anfangen will.«
Wir saßen bereits im Auto, Shirley hinterm Steuer, als Old Jonathon zusammen mit seinem Knecht Big Billy, auf uns zugelaufen kam. Er hatte einen Jutesack in der Hand. Der große Mann hatte offensichtlich den Tag im Bierzelt verbracht. Er schenkte Shirley, die er sehr bewunderte, ein glückseliges Lächeln und sagte, daß er hoffe, sie hätte viel Spaß an der Show gehabt. Als Entgegnung holte sie ein in eine Papierserviette gewickeltes Paket mit Schinkenbroten hervor, das er dankbar annahm.
»Zum Aufsaugen der vielen Flüssigkeit«, sagte sie zu mir sotto voce.
Jonathon war ziemlich außer Atem, konnte aber noch hervorstoßen: »Wartet, wir haben was für euch!«
Sowohl Shirley als auch ich wußten bereits, was auf uns zukam, noch bevor Big Billy das Baby-Schwein aus dem Sack geholt hatte.
»Na, ist das nicht ein niedliches kleines Ferkel?« fragte der alte Mann.
Es war etwa zwei Wochen alt, hatte noch ganz rosige Haut, ein Winzling mit einem häßlichen, hervorstehenden Nabel. Es
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