Ärger mit dem Borstenvieh
genaue Nachbildung des Posters war. Ich nahm ihn an mich und las ihn in Ruhe.
In unserer Gegend war der August ein bevorzugter Monat für Feste. Das Heu war in den Scheunen, die Gerste noch nicht ganz reif, und die Rinder waren noch draußen auf der Weide. Man hatte Zeit zum Entspannen.
Nachdem ich mich auf den Gedanken an ein derartiges Fest eingestellt hatte, mußte ich Shirley recht geben: Jeder sprach darüber. Viele unserer Freunde waren sogar bei den Hauptorganisatioren, und keiner durfte sich drücken.
»Die Missus wird doch bestimmt was für die Abteilung >Gartenprodukte< geben«, meinte Old Jonathon ganz zuversichtlich, als wir uns über einen Zauntritt hinweg unten an dem Fünf-Hektar-Feld unterhielten, wo unsere beiden Farmen aneinandergrenzten.
»Ich glaub’, wir haben schon das Beste aus unserem Garten selbst aufgegessen«, erwiderte ich ihm. »Aber sie kann sehr gut backen, vielleicht macht sie einen Kuchen.«
Er schnaubte und sah ganz enttäuscht aus. »Der Stand für Gartenbau ist immer der beste gewesen, alle sagen das.«
Als ich davon Howard, unserem Ex-Sergeant-Freund, berichtete, lachte er. »Jonathon ist voreingenommen, weil er den Gemüsestand organisiert. Gewinnt die meisten Preise, schon immer. Die Missus muß sich schon was einfallen lassen, oder er ist beleidigt.«
»Und was machst du?« fragte ich ihn.
Erstaunt sah er mich an, weil ich davon nichts wußte: »Schießen. Luftgewehre, was denn sonst?«
»Na, klar«, stimmte ich bei. »Soll ich auch was machen?«
»Du könn’st was spenden für den Fond, ‘n Pfund oder so«, sagte er und zog ein zerknittertes Heft aus der Tasche, worin die Spenden notiert waren. Er erleichterte mich um eine wohlbehütete Pfundnote.
Nach und nach kam heraus, daß Shirley und Vicky vorhatten, sich bei einem halben Dutzend Wettbewerben einzuschreiben; die meisten davon wurden von Willems Frau organisiert. Sie rechneten sich gute Chancen aus mit ihrem selbstgemachten Holzapfelgelee und den Strickarbeiten. Nicky bohrte sich Löcher in die Finger, als er versuchte, ein grotesk aussehendes Tier aus Wildleder zusammenzunähen. Liebevoll bildete er sich ein, daß es wie ein Schwein aussähe. John war genauso verwirrt wie ich.
»Und wo sollen wir das Gemüse finden?« fragte meine Frau ungehalten. »Alles was zu einer annehmbaren Größe heranwächst, wird doch von uns sofort aufgegessen!«
»Ach, laß uns doch einfach was auf dem Markt kaufen und es beisteuern«, schlug John vor. »Kein Mensch wird was merken.«
»Das wäre Schummelei!« meinte Shirley rechtschaffen. 1 »Außerdem würde man das rausfinden.«
»Aber nur wenn wir gewinnen, sonst nicht«, sagte ich und fing an, die Idee eigentlich ganz gut zu finden. »Sagen wir mal, wir kaufen zwei Kohlköpfe, keine besonders schönen, bringen sie zum Stand, gewinnen keinen Preis dafür, bringen sie wieder mit nach Hause und essen sie auf. Und alle sind glücklich, besonders Old Jonathon.« Das hörte sich ziemlich hohl an, sogar in meinen Ohren.
Shirley stand von ihrem Stuhl auf. »Kommt, wir sehen mal im Garten nach. Vielleicht finden wir etwas, was ansehnlich genug ist für die Ausstellung.«
Wir fanden nichts.
Die Show sollte an einem Donnerstag stattfinden, weil dann die Geschäfte früher schließen. An dem Montag davor gab ich einer Versuchung auf dem Wochenmarkt nach. Es wurden dort prächtig aussehende Kohlköpfe billig angeboten. Ich erstand vier davon, packte sie in einen Karton und wollte gerade mit Johns Hilfe zum Auto gehen, um sie zu verstecken.
Aber sobald wir einen Fuß ins Freie gesetzt hatten, stießen wir auf Howard, der rief: »Verkauf mir zwei! Wir haben zwar zu Hause Kohlköpfe so rund und dick wie’n Kopf vom Bobby. Aber ich darf sie nicht mal richtig ansehen, geschweige denn essen — die werden für die Show aufgehoben. Bei dir auch?«
»So ungefähr.«
Es war ganz klar, daß dies das Ende des geplanten Betrugs war. Wir gaben ihm zwei ab und gingen dann zusammen hinüber zum Parkplatz. Auf der Heimfahrt meinte John weise: »Nach ihrem Klang zu urteilen, hätten die sowieso keine Chance gehabt.«
Das mochte stimmen, aber sie hätten eine Freundschaft erhalten.
Mitten hinein in diese Atmosphäre ständig zunehmender Verzweiflung verkündete Nicholas unverhofft seine Absicht, sich bei dem Wettbewerb für Stangenbohnen einschreiben zu lassen.
»Womit?«
Über unsere Ignoranz runzelte der Sechsjährige die Stirn. »Ich hab’ doch Bohnen in meinem Garten.«
Da wir uns
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