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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Hetzerei. Man nahm sich damals noch die Zeit, sich umzusehen und rauszufinden, was hinter einem los war. Jetzt kennen die Leute nur noch Fernsehen und Autos...«
    Ich brummte zustimmend und bezahlte vierzig Pence. Als ich mich im Spiegel betrachtete, konnte ich feststellen, daß er von seiner Scherkunst noch nichts verlernt hatte. Nur wenige Millimeter meines bereits schütteren Haares waren ihm entkommen.
     
    Weißdornblüten hatte die Hecken verzaubert. Von unserem Schlafzimmerfenster aus hatte man den Eindruck, als wären die Felder und Wiesen durch Schneewälle eingezäunt worden. Wohin man auch sah, überall bot sich das gleiche Bild.
    Im Volksmund spielt der Weißdorn eine wichtige Rolle. So war zum Beispiel Willem ganz schockiert, als er Shirley und mir auf dem Weg begegnete und sah, daß sie Weißdornblüten in der Hand hielt.
    »Nimm das nicht mit ins Haus«, warnte er. »Wenn man Weißdorn ins Haus bringt, trägt man gleichzeitig das Unglück mit hinein.«
    »Wieso?« fragte ich voller Neugier.
    »Weil... nun, es ist halt so, jeder weiß das«, antwortete er.
    Wir entschlossen uns, nicht das Unheil heraufzubeschwören und warfen die Zweige fort.
    Nicht einmal unsere ältesten Freunde waren in der Lage, uns zu erklären, warum Weißdornblüten Unglück herbeizaubern konnten; aber keiner von ihnen hatte auch nur den geringsten Zweifel, daß es Wahnsinn wäre, die Zweige ins Haus zu stellen.
    Dieser kleine Dornenbusch, den man sehr häufig als Hecken in der Umgebung antraf, kam nochmals zur Sprache, als eine der Kühe beim Zusammentreiben auf den Hof gehumpelt kam und sich selbst sehr zu bedauern schien. Zunächst meinten wir, sie habe in einen Nagel getreten, aber nach einer Untersuchung des schmerzenden Hufes wurden wir bald eines besseren belehrt. Die Haut dort war geschwollen, und übel riechender Eiter lieferte uns den Beweis für etwas, was selbst wir erkennen konnten: sie hatte die Fußfäule.
    Sofort riefen wir beim Tierarzt an; nachdem wir ihm die Symptome beschrieben hatten, bestätigte er unseren Verdacht. Kompliziert wurde die Angelegenheit nur dadurch, daß er ein völlig überarbeiteter Mann und gerade im Begriff war, sich auf seine Runde im Bezirk zu machen. Sein Programm war voll ausgebucht, und sein Weg würde ihn nur etwa sieben Kilometer von uns entfernt vorbeiführen. Wir verblieben jedoch so, daß er eine fertige Spritze für uns zum Abholen bereitlegen würde, die wir dann selbst geben konnten. Er würde sie hinter einem Stein in der Ritze einer alten Steinmauer, die hinter einer bestimmten Telefonzelle auf dem Land entlanglief, verstecken. In der Vergangenheit waren wir bereits ähnlich verfahren.
    Shirley fuhr los, um sie zu holen. Als sie an dem Ort ankam, traf sie einen älteren Mann, der gerade ein Ferngespräch beendete; seine Frau wartete im Auto auf ihn. Beide waren äußerst erstaunt zu beobachten, als Shirley die Spritze hervorholte. Es sah wahrscheinlich wie illegaler Drogenhandel aus. Noch bei ihrer Ankunft zu Hause kicherte Shirley deshalb vor sich hin.
    Wir hatten die Kuh im Vorhof zurückbehalten. Innerhalb weniger Minuten hatten wir sie in ein Gehege gesperrt und ihr die Spritze mit dem Antibioticum genau nach Vorschrift in den Körper gejagt. Bereits am nächsten Abend konnte sie wieder ganz normal auftreten.
    Die tierärztliche Medizin hatte eine sofortige Wirkung; aber einige von den älteren Einheimischen behandelten Fäulnis auf ihre Weise.
    »Zuerst mußt du genau aufpassen, wohin die Kuh den kranken Huf stellt«, sagte Aaron, der oben am Berg wohnte. »Dann schneidest du mit einem Messer dieses Grasbüschel heraus. Mach dich auf die Suche nach einem Weißdornbusch und wirf das Grasbüschel so hoch, daß es in den Zweigen hängenbleibt. So wie das dort hängende Grasbüschel verdorrt und stirbt, so verschwindet auch die Fäulnis.«
    Mißbilligend schnaubte der Tierarzt, als ich ihn danach fragte. »Hexerei und Aberglaube — ebenso stopfen sie ganze Eier den Kälbern den Schlund hinunter, um auf diese Weise Durchfall zu heilen. Medizinisch ohne jegliche Grundlage.«
    »Aber, hilft das denn?«
    »Es scheint so«, gab er zögernd zu. »Was tatsächlich geschieht, ist, daß die Infektion allmählich von allein abklingt und verschwindet. Je trockener das Wetter ist, um so schneller verdorrt das Grasbüschel. Genauso ist es mit der Fäulnis: Je trockener das Wetter, um so schneller verschwindet sie. Insofern gibt es da eine Verbindung.«
    Irgendwann einmal, so meinte er

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