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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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gehabt hatten, ihn zu kaufen.
    Howard dagegen betrachtete das Tier sehr eingehend, bevor er seine Meinung zum besten gab. »Der ist ein richtiges Schwein«, meinte er schließlich. »So gut wie ich noch kaum eins gesehen habe. Ein richtiges Schwein.«
    Voller Stolz führte John die besonders hervorragenden Qualitäten des Ebers an. Doch sein besonderer Trick, die Herzen seiner Zuschauer zu gewinnen, war, den breiten Rücken des Tieres zu kratzen: Ein Ausdruck höchster Wonne legte sich über das Gesicht von Percy; ganz langsam knickten seine Beine ein und schließlich rollte er sich auf den Rücken, damit man ihm auch den Bauch kratzen konnte.
    Howard schüttelte den Kopf. »Der alte Eber von mir hätte einem die Hand abgebissen.«
    Einige Tage darauf erschien Howard mit einer Sau, die er auf seinem Schnellader transportiert hatte. »Wenn er nun schon mal da ist, sollte man deinen Playboy auch ausnutzen.«
    John, der sich um Percy kümmerte und ihn pflegte, erhielt das Deckgeld. Er überwachte das Unternehmen und steckte hinterher die Pfundnote in die Hosentasche.
    »Für Sie ist der Preis ein Pfund, für alle anderen sind’s zwei Pfund — aber sprechen Sie nicht darüber«, sagte er.
    Unser befreundeter Ex-Feldwebel war einverstanden. Da er keinen eigenen Sohn hatte, hatte er Spaß an dem unseren.
    Aber dieses Pfund war bei weitem nicht das letzte für John. Die Nachricht über Percy verbreitete sich schnell. Bald strömten regelmäßig Kunden herbei, die die männlichen Dienstleistungen des Ebers in Anspruch nehmen wollten.
    Drei Monate, drei Wochen und drei Tage lang dauert die Trächtigkeit von Schweinen. Es gab keine Fehlleistungen. Percy war nicht nur ein prächtiger Bursche, er war ebenso potent. Innerhalb von siebzehn Tagen hatten alle unsere Säue geworfen. Eine hektische Zeit; aber Egerton war für eine Herde dieser Größe gut ausgestattet, so daß wir zurechtkamen. Wir konnten buchstäblich in Ferkeln waten. Zusammen mit dem letzten Wurf erreichten wir die Endsumme von achtundachtzig. Nicht ein einziges Gehege stand leer.
    Gesund und munter zeigten sich unsere Neuankömmlinge. Man brauchte sie nur anzuschauen, um überzeugt zu sein, daß der Eber in der Tat die halbe Herde darstellte. Angefangen von den winzigen Ringelschwänzchen bis hin zu den Schnauzen und den Schlappohren, die über die Äuglein fielen, war jedes einzelne der kleinen Ferkel eine Miniaturausgabe von unserem Percy.
     

12

Erster Mai und Weißdornblüten
     
    A ls ich zum ersten Mal die Kühe von Price draußen auf der Weide sah, wurde mir bewußt, daß der 1. Mai war. Für Leute auf dem Land war dieses Datum von großer Bedeutung. Oft wurden Renten zu diesem Zeitpunkt fällig, Jahrmärkte wurden abgehalten und — wie unser schweigsamer Freund — warteten viele Einheimische auf diesen Tag, um ihre Rinder auf die frischen Weiden zu treiben.
    »Das ist halt der richtige Tag dafür«, erhielt ich auf mein Fragen zur Antwort.
    Der neue Graswuchs hatte aufgrund dieser Verzögerung natürlich Zeit, stark und saftig zu werden.
    Doch für uns kam das nicht in Frage. Jedes bißchen Profit, das wir aus dem Land gewinnen konnten, mußten wir wahrnehmen. Unsere Milchproduktion stieg ständig an, was ganz klar auf den Nutzen des Frischfutters zurückzuführen war.
    Es war ein Festtag für mich, als ich in der Lage war, fünf volle Kannen, das heißt ungefähr zweihundertfünfzig Liter Milch, auf die Plattform oben am Weg zu stellen. Little Jock, der Lastwagenfahrer der Genossenschaft für Milchproduktion, nickte billigend. »Bald werd’ ich ‘nen zweiten Laster nur für eure Milch brauchen.«
    Diese Sturzflut an Milchproduktion bedeutete für ihn zusätzliche Arbeit. Zur Unterbringung weiterer Kannen wurden mehr Regale auf seine Ladefläche montiert. »Trotzdem — es ist besser, mehr Arbeit zu haben, als schlechtes Wetter«, meinte er gutgelaunt. Wie alle von uns es auch empfanden, wollte er damit sagen, daß er die milden Maimorgen den Prüfungen des Winters vorzog.
    Er war ein gutmütiger kleiner Mann. Obgleich er nur einen Meter fünfundfünfzig groß war, hantierte er mit den sechzig Kilo schweren Kannen mit einer derartigen Leichtigkeit herum, daß sich meine eigenen mühevollen Anstrengungen dagegen sehr mickerig ausnahmen.
    Er dachte an die Zeit, wenn er demnächst in Rente gehen würde. An der Westküste Schottlands hatte er ein halb verfallenes Häuschen gekauft; im Sommer modernisierte er es und verbrachte seine Ferien dort

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