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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Überall wimmelte es von gesunden Kindern mit frischen Gesichern. Unser Spielzeugstand war bald leer. Das Schaukelpferd bekam ein winziges zweijähriges Mädchen mit Löckchen, die so fein und zart waren wie Distelwolle. Ein anderes Mädchen erhielt den Puppenwagen, es war sechs Jahre alt und ging in Nicks Klasse. Unsere beiden wählten sich einen Stapel Bücher aus, die sie vorher noch nicht hatten lesen können, sowie ein paar abgegriffene Spiele. Als wir uns auf den Heimweg machten, hatte ich fast drei Pfund ausgegeben und konnte dafür lediglich eine Flasche Pepsi sowie eine kleine Schachtel Bonbons, die ich in der Tombola gewonnen hatte, vorweisen.
    Bei der Endabrechnung stellte sich ein Profit von dreiundneunzig Pfund vierzig heraus, was mehr als genug war, um damit den Ausflug an die Küste von Wales zu bestreiten.
    An dem Abend gingen Shirley und ich hinauf zur >Schmiede<. Ganz deutlich hing eine depressive Stimung in der Luft.
    »Man könnte fast meinen, der Himmel wäre eingestürzt«, sagte Howard; er wollte etwas Mut machen. »Rinder werden schon wieder ansteigen. Davon geht die Welt nich’ unter.«
    »Meinst du, ich hatte recht, unsere wieder mit nach Haus zu nehmen?«
    Auf dem Platz neben dem Kamin bewegte Matthew seinen gewaltigen Körper ein wenig und sagte: »Ohne Zweifel! Wart ein paar Wochen und bring sie dann wieder hin.«
    Willem, der noch immer seinen besten Anzug trug, saß still daneben und hielt einen Deckelkrug aus Zinn in der Hand. Als Shirley einen Augenblick lang außer Hörweite war, fragte er mich: »Ist deine Missus eine gute Köchin, Jacky?«
    »Und ob! Wieso?«
    »Weil wir bei uns einen riesig großen Kuchen von ihr haben — in der Schule gekauft.«
    Alle lachten.
    »Bei uns stehen drei große Gläser mit eingelegten Gurken in der Küche — und ich kann die Dinger doch nicht ausstehen«, sagte Howard schmunzelnd. »Hinterher ist mir dann immer schlecht, aber Dilys sagt, daß sie ganz billig waren.«
    »Falls irgend jemand irgend etwas aufgegessen haben möchte, kann er das zu uns rüberbringen«, meinte Old Jonathon. »Matthew und ich kochen uns selbst. Keine Weiber, die uns arme Teufel verwöhnen könnten.«
    Es stellte sich heraus, daß Howard richtig prophezeit hatte. Die Preise stiegen an. Drei Wochen später marschierten wir mit unseren sechs Färsen wieder den Weg hinauf. Diesmal war die Nachfrage nach ihnen gut. Zum Schluß wurden sechsundsiebzig Pfund für jedes Tier geboten, was als ausgezeichneter Preis galt. Mit Hilfe von Geduld und echten Freunden hatten wir sechzig Pfund insgesamt für alle sechs mehr verdient.
    »Denk dran«, sagte Old Jonathon, dem man seine Freude über unseren Erfolg deutlich ansah, »du darfst nie etwas bloß aus dem Grund verkaufen, weil du Geld brauchst.«
    Ein guter Rat. Nur schlugen wir uns ständig mit dem Problem herum, daß unsere Taschen sich von allein zu leeren schienen.
     

14

Heuernte im Regen
     
    A lle Anwesenden im Cafe am Markt waren sich einig: irgend etwas stimmte nicht. Der Juni war eigentlich ein Monat des Wachstums, das Gras müßte viel schneller schießen. Statt dessen war der Graswuchs auf den Weiden, die man für die Heuernte reserviert hatte, viel zu kümmerlich, um die Bauern zu begeistern, die auf das Heu als Winterfutter zählten.
    »Und was noch schlimmer ist — seht euch mal die Farbe an«, sagte Tall Stan, ein Freund, dem ich oft bei Auktionen begegnete, während er mit voller Wucht in ein Sandwich biß, das die Dicke einer Türschwelle aufwies. »Es ist gelb und verdorrt und sieht wie Bindfäden aus. Wir brauchen unbedingt Regen. Wenn Gras gut gedeihen soll, braucht es sowohl Regen als auch Sonne. Das eine ohne das andere taugt nichts.«
    Es kam allgemeiner Beifall von der Tischrunde.
    »Aber ihr werdet’s sehen«, fuhr er, ermutigt von der Reaktion, fort. »In dem Augenblick, wenn wir mit dem Schneiden beginnen, öffnet der Himmel seine Schleusen.«
    Seine Befürchtungen hatten eine schockartige Wirkung auf mich. In ihrer unbekümmerten, großstädtischen Ignoranz hatte die Holgate Familie sich von Herzen über die endlose Reihe von sonnigen Sommertagen gefreut. Die Lämmer gediehen und setzten Fett an, die Milchproduktion stieg an durch das Kalben der Kühe, das Schweinevölkchen, besonders die Ferkel, aalte sich mit Wohlbehagen in der Wärme. Alles lief so wunderbar, daß ich mir eigentlich hätte sagen müssen, daß es irgendwo einen Haken gab.
    Aaron, der oben am Berg seinen Hof hatte, blickte hinter

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