Aerios Verlangen
zusammengebissenen Zähnen machte sie sich ans Werk, erst das Hemd und dann das Medaillon aus ihren Haaren zu entfernen. Sie schmiss das Hemd wütend auf den Boden und legte das Medaillon auf das Waschbecken.
„Toll“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Jetzt bist du nicht nur ein nervliches Wrack und eine Heulsuse, jetzt bist du auch noch ungeschickt!“
„Warum bist du abgehauen?“, erklang plötzlich Aerios Stimme von der Tür her.
Sie schrie erschrocken auf und wandte sich zu ihm um.
„Was machst du hier?“, fuhr sie ihn an. „Wie ... wie bist du hier reingekommen. Ich hatte die Tür verriegelt.“
Aerios grinste.
„Ich brauche keine Türen, um in deine Wohnung zu kommen, Serena.“
Sie starrte ihn an. Wie er so dastand, war er ihr unheimlicher als zuvor. Irgendwie war er anders. Der Humor, der sonst immer in seinen Augen stand, war einer grausamen Kälte gewichen. Selbst grinsend wirkte er nicht wie der jungenhaft schelmische Kerl, den sie kennengelernt hatte. Sie hatte einmal so etwas im Gericht erlebt. Ein Mörder mit gespaltener Persönlichkeit, der in einem Moment warm und herzlich wirkte und im nächsten Moment so unfassbar kalt und grausam. War Aerios ein Mann mit gespaltener Persönlichkeit?
„Wa-warum bist du hier, Aerios?“, fragte sie vorsichtig.
„Weil ich dich bei deinem Angebot nehmen will“, sagte er in einem Tonfall, der sich wie eine Drohung anhörte.
„Angebot?“
„Hast du mich nicht gebeten, dich zu ficken? Nun, hier bin ich, Sweetheart!“
„Aerios, ich finde das nicht komisch. Geh bitte, ehe ich die Polizei rufe.“
Ein kaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Und wenn ich dir keine Gelegenheit gebe die Polizei zu rufen?“
Angst kroch ihr in die Glieder als ihr klar wurde, dass er keinen schlechten Scherz machte. Er hatte wirklich vor, sie zu vergewaltigen. Es musste eine gespaltene Persönlichkeit sein, anders konnte sie sich diese Wandlung nicht vorstellen. Und wenn sein böses Ich im Moment die Oberhand hatte, gab es eine Möglichkeit an sein gutes Ich zu appellieren? Sie hatte zu wenig Wissen über diese Erkrankung.
„Aerios bitte. Du hast gesagt, dass ich dir vertrauen kann. Ich bin sicher, dass du jetzt nichts tun willst, das mein Vertrauen in dich zerstört“, versuchte sie zu argumentieren.
„Hab ich das gesagt?“, fragte er und tat so als müsse er angestrengt überlegen. Dann schüttelte er den Kopf. „Ich kann mich nicht erinnern.“
Er ergriff sie und zog sie an seinen harten Körper. Anstatt der prickelnden Gefühle, die seine Nähe zuvor ausgelöst hatte, verspürte sie jetzt nur noch Abscheu und Panik. Sie schrie, doch ein harter Schlag ließ sie verstummen. Ungläubig starrte sie ihn an. Er hatte sie tatsächlich geschlagen! Der Schock saß tief. Nie zuvor hatte jemand sie geschlagen. Und erst recht nicht jemand, dem sie wirklich vertraut hatte. Jemand, der ihr die unglaublichsten Gefühle verschafft hatte.
Er zerrte sie in Richtung Schlafzimmer und sie wehrte verzweifelt gegen ihn.
„Nein! Lass mich los!“, schrie sie. „Bitte Aerios, tu mir nicht weh“, bat sie, in einem hoffnungslosen Versuch, an den guten Aerios zu appellieren.
Sie waren bereits beim Schlafzimmer angekommen. Sie warf den Kopf zurück und traf ihn hart am Kopf. Fluchend lockerte er seinen Griff etwas und sie wand sich in seinen Armen und ohne nachzudenken rammte sie ihm ihr Knie in die Weichteile. Er schrie und sie schlug ihm hastig die Schlafzimmertür vor der Nase zu. Panisch drehte sie den Schlüssel um und sah sich hektisch im Schlafzimmer um.
Die Kommode!
Sie lief zur Kommode und schob das schwere Teil vor die Tür. Sie erwartete dass er gegen die Tür hämmern würde in dem Versuch, zu ihr zu gelangen, doch auf der anderen Seite der Tür war alles Nerv tötend still. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Wenn sie nur wüsste, was er jetzt tat. Was er vorhatte. War er noch da? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er einfach gegangen war. Oder war durch den Schmerz der gute Aerios wieder an die Oberfläche getreten? Serena spürte, wie ihr die Knie weich wurden. Langsam sackte sie in sich zusammen, bis sie auf dem Boden zu sitzen kam. Leise Tränen rannen über ihre Wangen. In was für ein Desaster war sie da nur hineingeraten?
***
Aerios materialisierte sich in seinem Appartement. Erleichtert stellte er fest, dass seine Erektion langsam nachließ und die bequeme Hose war sehr viel angenehmer zu tragen. Er ging in die Küche, um ein
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