Aerzte zum verlieben Band 39
Behandlungszimmer öffnete.
Der Fremde lieà seine Last auf eine der Liegen gleiten, aber die junge Frau schrie und fuchtelte mit den Armen und wäre von der Liege gefallen, hätte ihr Mann sie nicht im letzten Moment festgehalten.
âSie will auf den FuÃbodenâ, erklärte er schweratmend.
Gemma hatte nichts dagegen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau sich zum Gebären hinhocken wollte. Ihrer Erfahrung nach waren somalische Männer bei der Geburt ihrer Kinder jedoch nie dabei. Das war reine Frauensache.
Wer der elegant gekleidete, ernste Mann wohl sein mochte, der Aisha hereingetragen hatte? Sicher nicht Gemmas groÃer Wohltäter. Sie hatte sich immer einen gebrechlichen Achtzigjährigen vorgestellt und ganz bestimmt keinen umwerfend gut aussehenden, modebewussten Gönner, der keinen Tag älter zu sein schien als vierzig.
Allerdings blieb keine Zeit, sich um die Männer zu kümmern. Aisha brauchte sie. Gemma hockte sich neben sie, stützte sie mit einer Hand und legte ihr die andere auf den Bauch. Deutlich fühlte sie die Kontraktionen, und auch wenn die junge Frau nur unterdrückte Laute von sich gab, wusste Gemma, dass sie starke Schmerzen hatte.
âWas ist passiert?â, fragte sie ihren schmächtigen Begleiter.
âDie Frauen sagen, das Baby stirbt. Sie haben meine Aisha einfach allein gelassen. Deshalb habe ich sie hergebracht.â
Gemma nickte anerkennend und begann, den vorgewölbten Bauch der Schwangeren behutsam abzutasten. Da begriff sie, warum die Frauen Aisha aufgegeben hatten. Das Kind lag in SteiÃlage und war schon zu tief in den Geburtskanal gerutscht, als dass man es hätte drehen können. Sie zögerte.
âSie müssen ihr helfenâ, flehte Aishas Mann sie an. âSie hat schon so viel gelitten, meine Aisha. Sie müssen das Baby holen. Das Baby ist ihr Leben.â
âEr übertreibt nichtâ, mischte sich da der Fremde ein, als könnte er Aishas Gedanken lesen. âRetten Sie das Kind.â
Der teure MaÃanzug hinderte ihn nicht daran, neben der werdenden Mutter in die Hocke zu gehen. Als er in einer fremden Sprache beschwichtigend auf die werdende Mutter einzureden begann, musterte Gemma ihn verwundert. Er sprach Somali?
Da fing er Gemmas Blick auf. âIch werde ihren Puls und die Atmung kontrollieren. Tun Sie, was zu tun ist.â
Wusste er etwa, was für eine Prozedur Aisha erwartete?
âWir schaffen es schonâ, sagte sie mehr zu sich selbst. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie hier im Frauenzentrum einem Baby auf die Welt geholfen hatte.
Gemma schob eine dicke Gummimatte neben die Gebärende, die immer noch darauf bestand, ihr Kind in Hockstellung zu bekommen. Aber das würde nicht gelingen. Mit Hilfe des Fremden legte Gemma sie vorsichtig rücklings auf die Unterlage und spritzte ihr ein Lokalanästhetikum, ehe sie einen kleinen Schnitt setzte. AnschlieÃend befreite sie erst ein Beinchen aus seiner hinderlichen Lage, dann das zweite, nutzte die nächste Presswehe, bis der Po zu sehen war, drehte behutsam die Schulter und suchte den Mund des Babys, um den Kopf für die letzte entscheidende Pressung in der richtigen Position zu halten.
Endlich war es geschafft. Der winzige Junge brüllte aus Leibeskräften, und Gemma hielt ihn erleichtert seinem Vater hin. Der legte das Neugeborene der Mutter auf die Brust.
âMöchten Sie die Nabelschnur durchtrennen?â, bot Gemma an.
âTun das die Männer hier in Australien?â Mit glänzenden schwarzen Augen blickte er sie erstaunt an.
âViele schonâ, erwiderte sie, aber als Gemma ihm die Schere in die Hand drückte, protestierte Aisha heftig und redete in ihrer Sprache auf ihn ein.
âLassen Sie mich das machenâ, meldete sich der Fremde zu Wort.
Gemma lieà ihn gewähren, wickelte den Kleinen dann in ein warmes, weiches Tuch und legte ihn seiner Mutter in die Arme.
âWas für ein süÃer Kerlâ, sagte sie lächelnd.
Als auch die Nachgeburt ausgestoÃen war, säuberte Gemma die junge Mutter und beschloss, der kleinen Familie etwas Ruhe zu gönnen. Mit einem kurzen Kopfnicken in Richtung Tür bedeutete sie dem Fremden, ihr nach drauÃen zu folgen.
âDie drei sollten jetzt ein bisschen für sich seinâ, erklärte sie und blickte ihn zum ersten Mal richtig an. Mehr noch, sie hätte ihn fast angestarrt, weil seine
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