Aerzte zum verlieben Band 39
rührte einen Löffel Pulverkaffee und etwas Zucker hinein und setzte sich. âAisha kam schon zu Beginn ihrer Schwangerschaft zu uns, weil sie wusste, dass es eine schwierige Geburt werden könnte. Wir haben alle Möglichkeiten durchgesprochen, auch die eines Kaiserschnitts.â
Sie blies in den Kaffee, trank vorsichtig einen Schluck und warf ihrem Gegenüber einen Blick zu. âSie haben sich mit ihr unterhalten. Waren Sie schon einmal in Somalia?â
âIch habe dort einige Jahre in einem Flüchtlingslager gearbeitet.â
Das hätte sie nicht erwartet. Gemma verschluckte sich an ihrem Kaffee und musste husten.
âMan sollte einen Menschen nicht nach seinem ÃuÃeren beurteilen.â In seiner Stimme schwang ein tadelnder Unterton mit.
âNatürlich nichtâ, versicherte sie, als sie wieder sprechen konnte. âAnscheinend kennen Sie sich mit den dortigen Sitten und Gebräuchen aus. Die Frauen wollen eine groÃe Familie, viele Kinder â¦â
âUnd sie fürchten, dass sie nach einem Kaiserschnitt nicht mehr so viele Kinder bekommen können, wie es von ihnen erwartet wird, stimmtâs?â
âNicht alle, aber die meistenâ, bestätigte Gemma. âDeswegen hat Aisha sich eine ganze Weile nicht mehr hier sehen lassen, denke ich. Das gibt mir das Gefühl, versagt zu haben.â
âSie ist zu Ihnen gekommen, als sie Hilfe brauchte, das spricht doch für Sieâ, sagte er nachdrücklich.
âVermutlich.â Sein energischer Tonfall brachte sie dazu, ihn anzusehen, obwohl sie es bisher vermieden hatte. SchlieÃlich genügte ein Blick in diese obsidianschwarzen Augen, um verwirrende Gefühle in ihr auszulösen.
âNein, ganz sicherâ, widersprach er. âMan kann Patienten nicht zwingen, einen Arzt aufzusuchen!â
âSie kennen das?â
âIch bin Chirurg, besser gesagt, ich war Chirurg. Wenn man mit Flüchtlingen arbeitet, versucht man zu helfen, wo und wie man kann, aber sie müssen sich auch helfen lassen.â
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über sein Gesicht. Gemma fragte sich, was er Schreckliches gesehen haben mochte. Aber ihr Instinkt riet ihr, diese Frage unausgesprochen zu lassen.
âHat es etwas mit Ihrer Flüchtlingsarbeit zu tun, dass Sie unser Frauenzentrum so groÃzügig unterstützen?â
âJa, unter anderemâ, erwiderte er bedächtig, in Erinnerungen verloren.
Glücklicherweise kam Sahra in diesem Moment herein und erlöste Gemma von dem Problem, was sie als Nächstes sagen sollte.
âIch bringe Aisha und ihr Baby zu uns nach Hause. Meine Mutter wird sich um die beiden kümmern. Sollten irgendwelche Probleme auftreten, kann ich sie ins Krankenhaus fahren.â
âWunderbar, vielen Dankâ, meinte Gemma erleichtert und wandte sich an ihren Besucher. âSahra stammt ebenfalls aus Somalia, lebt aber schon länger in Australien. Sie ist hier zur Schule gegangen, hat eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und anschlieÃend eine Zusatzausbildung zur Hebamme. Für uns ist sie vor allem als Dolmetscherin sehr wichtig.â
Er stand auf und gab Sahra die Hand.
âScheich Yusef Akkediâ, stellte er sich vor.
Zu Gemmas Verblüffung machte die sonst schwer zu beeindruckende Sahra einen tiefen Knicks und küsste ihm die Hand. âVerzeihen Sie, Hoheit, dass ich Sie nicht gleich erkannt habeâ, sagte sie ehrerbietig, ohne den Kopf zu heben. âSie tragen keinen Bart mehr. Meine Familie lässt sich Zeitungen aus der Heimat schicken, deshalb weià ich, dass Sie vor Kurzem Herrscher Ihres Landes geworden sind.â
Als er sie hochzog, wirkte sie sehr verlegen. âEs ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennenzulernenâ, murmelte sie und verneigte sich noch einmal, ehe sie zur Tür eilte.
Gemma war nicht minder verwirrt. Ihr Wohltäter war ein echter Scheich?
âIch sehe kurz nach dem Paar und dem Baby, bin gleich zurückâ, entschuldigte sie sich hastig und verschwand nach drauÃen.
Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Doch dann sagte sie sich, dass es egal war, ob das Geld von einem Scheich kam oder nicht. Hauptsache, das Zentrum konnte seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen.
Aisha war bereits aufgestanden und wiegte ihr gewickeltes Baby in den Armen. Ihr Mann stand mit strahlendem Gesicht neben ihr, ganz der stolze Vater.
âSind Sie sicher, das
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