Aerzte zum verlieben Band 39
unergründlichen schwarzen Augen sie sofort in ihren Bann zogen. Er hatte ein schmales Gesicht, olivfarbene Haut, dunkle Brauen, eine gerade Nase und nicht zu volle, aber doch sinnliche Lippen, bei deren Anblick ihre Haut prickelte.
Ihre Haut prickelte? Sicher nur, weil sie wegen des wichtigen Besuchers schon seit Tagen nervös war.
âMr. Akkedi? Ich vermute zumindest, dass Sie es sind?â
Er nickte kaum merklich.
âEs tut mir leid, dass ich Sie nicht angemessen begrüÃen konnte. Leider habe ich auch jetzt wenig Zeit für Sie. Aisha müsste eigentlich ins Krankenhaus oder zumindest irgendwohin, wo man sich um sie und ihr Baby kümmern kann. Ich werde versuchen, einen Dolmetscher aufzutreiben, um â¦â
âKönnen Sie nicht einen Moment innehalten und sich über das Wunder der Geburt freuen?â
Auch wenn seine Bemerkung sicher nicht als Kritik gemeint war, so hatte Gemma doch das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. âEs fällt mir schwer, ehrlich gesagt. Sie hat unnötig Schmerzen erlitten und riskiert, dass sie ihr Kind verliert. Irgendwie müssen wir es schaffen, diesen Frauen die Angst vor einem Arztbesuch zu nehmen. Wir sollten â¦â
Sie bremste sich und schüttelte den Kopf. Wozu sich aufregen und dann auch noch in Gegenwart ihres Besuchers? Gemma lächelte entschuldigend. âSie haben natürlich rechtâ, lenkte sie ein. âDie Geburt eines Kindes ist immer ein Zeichen für das Gute in der Welt, ein Symbol der Hoffnung.â
Yusef betrachtete sie fasziniert. Das Lächeln veränderte ihr Gesicht völlig. Sein erster Eindruck von ihr war der einer abgekämpften jungen Frau in verwaschenem T-Shirt und abgewetzter Jeans gewesen, mit heller sommersprossiger Haut und wilden roten Haaren, die sie notdürftig mit einem Tuch zurückgebunden hatte. Unter ihren hellgrünen Augen, die ihn an das erste Frühlingsgrün der Mandelbäume in seiner Heimat erinnerten, lagen dunkle Schatten. Und doch lieà dieses wundervolle Lächeln ihr Gesicht erblühen und verlieh ihm eine betörende Anmut.
Hatte er den Verstand verloren? Da stand er in diesem schäbigen Haus und starrte diese junge Frau an, anstatt sich auf sein eigentliches Anliegen zu konzentrieren; zudem eine Menge Arbeit auf ihn wartete.
Ihr Lächeln erlosch, und der sorgenvolle Ausdruck beherrschte wieder ihre schönen Augen.
âErfahrungen wie die von Aisha werden den Frauen mit der Zeit helfen, ihre Ãngste zu überwindenâ, sagte er rasch und wünschte sich insgeheim, Gemma Murray noch einmal lächeln zu sehen.
âHoffentlich.â
Yusef nickte, auch wenn er sich über ihre offensichtlichen Zweifel wunderte. Alles, was er über diese Frau und das von ihr gegründete Frauenzentrum wusste, war, dass ihr die Patientinnen nicht nur am Herzen lagen, sondern dass sie auch deren Kultur und Herkunft achtete. Wie konnte sie annehmen, dass Frauen Angst vor ihr hatten?
In dem Moment öffnete sich die Eingangstür, und eine dunkelhäutige junge Frau stürzte herein. âWo ist Aisha?â, rief sie.
âSahra, ich wollte dich gerade anrufen. Aisha ist dort drinnen.â Gemma wies auf die Zimmertür. âMit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn. Kannst du bitte mit ihnen reden und herausfinden, wie es weitergehen soll?â Sie blickte in Yusefs Richtung. âDies ist Mr. Akkedi, unser groÃzügiger Sponsor. Ich habe einiges mit ihm zu besprechen, aber wenn es Fragen gibt, findest du mich in der Küche.â
Yusef folgte ihr. Als er in der Küche die alten abgenutzten Stühle und den ziemlich ramponierten resopalbeschichteten Tisch sah, runzelte er die Stirn. âWarum kaufen Sie von dem Geld keine neuen Möbel?â
âNeue Küchenmöbel oder ein Ultraschallgerät, wie hätten Sie entschieden?â, entgegnete sie. âMöchten Sie einen Kaffee?â
Ein Blick auf die Dose mit Pulverkaffee genügte, und es schüttelte ihn innerlich, auch wenn er diese Brühe bei seiner Arbeit in Afrika oft getrunken â und überlebt hatte. âNein danke.â
Aha, ein Mann, der nur echten Kaffee trank. Pech für ihn, dachte sie, während sie Wasser aufsetzte. Ich brauche dringend Koffein, in welcher Form auch immer, und zwar sofort.
âIst die junge Frau eine Ihrer Patientinnen?â, erkundigte er sich.
Gemma seufzte, füllte ihren Becher mit heiÃem Wasser,
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