Aerzte zum verlieben Band 39
einen Tee und etwas zu essen anbieten, dann könnte ich mit Bristow reden.â
Mit ihrem Vorschlag erntete sie einen erstaunten Blick. Wahrscheinlich hatte ihn noch nie jemand darum gebeten, einer Obdachlosen Tee und Essen zu servieren. Doch dann lächelte er und wandte sich wieder Jackie zu.
Bristow kauerte immer noch in ihrem Sessel im Foyer. Gemma hockte sich neben sie. âErzählen Sie mir, was geschehen istâ, bat sie.
Wie eine Schildkröte schob Bristow zaghaft den Kopf aus ihren Mantelschichten. âSie wollte meine Medizin klauen. Ich bring sie um, wenn sie das tut. Das hab ich ihr gesagt.â Tränen liefen ihr aus den rot geränderten Augen über die Wangen.
âSie wird es nicht tun.â Gemma tätschelte ihr tröstlich die Hand. âAber kommen sie doch mit in mein Sprechzimmer. Da Sie nun schon mal hier sind, kann ich Sie kurz untersuchen.â
âIch brauche mein Messer.â
âIch kann es Ihnen nicht zurückgebenâ, sagte sie sanft. âSie brauchen es nicht mehr, Bristow. Jackie wird Ihre Sachen bestimmt in Ruhe lassen.â
âMeine Sachen! Ich muss sie holen.â Aufgeregt rappelte sie sich hoch.
Die alte Frau würde keine Ruhe geben, bis sie nicht den rostigen Einkaufswagen voller Plastiktüten, in denen sie ihre Habseligkeiten verstaute, in Sicherheit wusste. Gemma half ihr, ihn hereinzuholen, und führte sie ins Sprechzimmer. Von nebenan drang leise die Stimme ihres Gönners durch die Wand. Wie gern hätte sie jetzt in der Küche Mäuschen gespielt â¦
Stattdessen überprüfte sie Bristows Blutzuckerwert und versicherte ihr, dass es richtig gewesen war, Jackie nicht an ihr Insulin zu lassen. Dann sie ermahnte sie noch einmal freundlich, dass sie ihre Medikamente nicht mit dem Messer verteidigen dürfe.
âSonst begreift sieâs doch nichtâ, murrte Bristow.
Gemma belieà es dabei. Sie war sicher, dass Jackie Bristows Sachen nie wieder anrühren würde.
âVielleicht können wir uns jetzt unterhalten.â
Gemma schloss die Tür hinter den beiden Frauen und drehte sich zu ihrem Besucher um. Den Häschenkittel hatte er ausgezogen, das Jackett aber nicht wieder übergestreift. Es hing über dem Treppenpfosten, darauf lag seine Krawatte. Mit dem offenen Kragen und den hochgekrempelten Hemdsärmeln, die kraftvolle, mit feinen dunklen Härchen bedeckte Unterarme enthüllten, wirkte er wie verwandelt.
Und noch viel attraktiver als ohnehin schon!
Ihr Instinkt riet ihr dringend, ihn schnellstmöglich zu verabschieden. Allerdings wäre das äuÃerst unhöflich gewesen.
âTut mir leid, dass wir unterbrochen wurdenâ, sagte sie. âEs ist Mittagszeit, und Beth ist gerade gekommen, um mich abzulösen. Was halten Sie davon, wenn wir in meine Wohnung gehen und eine Kleinigkeit essen? Dort sind wir ungestört. Oder haben Sie noch andere Termine?â
Yusef hatte nach seinem Besuch im Frauenzentrum noch viel erledigen wollen, war jedoch in seinem Hauptanliegen bisher keinen Schritt weitergekommen. Er musste also bleiben.
âGegen ein Mittagessen hätte ich nichts einzuwenden. Darf ich Sie einladen?â
âDas hört sich verlockend an, aber in einem Restaurant können wir uns kaum in Ruhe über Geschäftliches unterhalten. Sie hatten für dieses Treffen sicher nicht so viel Zeit eingeplant. Es erscheint mir sinnvoller, wenn wir einfach eine Tür weitergehen und schnell bei mir etwas essen.â
Sie verschwand kurz in einem der Sprechzimmer, sprach mit jemandem und kam zurück, ein Schlüsselbund in der Hand.
Auf dem Weg nach drauÃen griff Yusef nach seinem Jackett und der Krawatte und folgte Gemma die wenigen Stufen hinauf zur leuchtend rot gestrichenen Eingangstür.
âIst dieses Haus genauso geschnitten wie das nebenan?â Er schaute sich in dem schwarz-weià gefliesten Eingangsbereich um. Eine Holztreppe führte an der rechten Seite nach oben, und vom Flur links gingen mehrere Räume ab.
âJa, allerdings mit dem Unterschied, dass es unten nur ein Sprech- und ein Behandlungszimmer gibt. Die obere Etage habe ich zu einem Apartment umbauen lassen. Kommen Sie, gehen wir hinauf.â
Noch während sie es sagte, lief ihr ein prickelnder Schauer über den Rücken. Warum? Weil dieser Mann etwas in ihr auslöste wie keiner zuvor ⦠Etwas Intensives, Körperliches, sodass ihr heià wurde,
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