Aerzte zum verlieben Band 39
Pfefferstreuer los und versuchte, sich zu konzentrieren.
âAuf dem Schild drauÃen an der Tür steht âFrauenzentrumâ, und da wir mitten in der Innenstadt liegen, bleibt es nicht aus, dass nicht nur Immigrantinnen zu uns kommen. Anfangs waren es nur wenige, aber eine von ihnen, eine insulinabhängige Diabetikerin taucht regelmäÃig auf. Manchmal bringt sie eine Freundin mit, oder sie erzählt anderen bedürftigen Frauen von uns.â
âMeinen Sie Obdachlose?â
Der Pfefferstreuer war wieder gewandert, und Gemma schob ihn rasch zurück. Dann blickte sie ihren Besucher an. âIch weià nicht, wie es in Ihrem Land ist. Hier landen viele Menschen, die seelische Probleme haben oder suchtkrank sind, auf der StraÃe. Zwar helfen Behörden, Kirchen und Wohlfahrtseinrichtungen, wo es geht, und Obdachlose haben Anspruch auf freie Behandlung in Arztpraxen und Krankenhäusern. Dennoch â¦â
Sie zögerte weiterzusprechen. Yusef beobachtete, wie sie unruhig mit dem Salzstreuer spielte. Ihre langen, schlanken Finger mit den blassgoldenen Sommersprossen faszinierten ihn. Alles an dieser Frau faszinierte ihn â eigentlich ein guter Grund, sich nach jemand anderem umzusehen. Bei dem, was er vorhatte, konnte er eine Mitarbeiterin, zu der er sich stark hingezogen fühlte, nicht gebrauchen.
Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Blick immer wieder zu den roten Locken glitt, die dem Tuch entwischt waren und sich verführerisch von ihrem cremeweiÃen Hals abhoben. Und er musste aufpassen, dass er nicht auf ihre vollen Lippen starrte, während sie redete.
âIn diesen Einrichtungen soll ihnen geholfen werden, klar. Aber es läuft immer darauf hinaus, dass man ihnen vorhält, sie müssten ihr Leben ändernâ, sagte sie ernst. âDamit will ich nicht sagen, dass das falsch ist, doch manchmal brauchen diese Frauen nur ein Rezept oder wollen Hilfe bei einem kleinen alltäglichen Problem.â
War sie wirklich so naiv? âMan muss Suchtkranke doch darin unterstützen, sich aus der Abhängigkeit zu befreien.â
âSelbstverständlich, dafür gibt es ja Dutzende von sinnvollen Einrichtungenâ, erwiderte sie. âWir allerdings sehen unsere Aufgabe allein auf die medizinische Grundversorgung dieser Menschen beschränkt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir sind eine Anlaufstelle für Frauen, die sich im öffentlichen Gesundheitssystem nicht zurechtfinden oder es aus anderen Gründen meiden.â
âUnd dafür haben Sie ein Haus gekauft?â
Ein herausfordernder Ausdruck flammte in den grünen Augen auf, und Yusef fragte sich unwillkürlich, ob sie genauso leidenschaftlich glühten, wenn Gemma in den Armen eines Mannes lag â¦
Er stöhnte stumm auf. Seine heftige Reaktion auf sie musste darauf zurückzuführen sein, dass er lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen war. Während der vergangenen sechs Monate hatte er andere Dinge im Kopf gehabt.
âIch wohne in dem Hausâ, erwiderte sie kühl. âEs ist mein Zuhause. Wenn ich nach oben in den ersten Stock ziehe und das Untergeschoss in eine Praxis umwandle, so ist das allein meine Angelegenheit.â
Sie hatte wirklich das Temperament einer Rothaarigen â Feuer und Eis, ein reizvoller Kontrast â¦
âDas sollte keine Kritik sein. Im Gegenteil, ich finde Ihr Engagement bewundernswert, und das bringt mich zurück zu meiner Frage. Wären Sie bereit, all dies von heute auf morgen hinter sich lassen?â
Gemma musterte ihn prüfend. Da war es wieder, das verwirrende Gefühl, das sie jedes Mal empfand, wenn sie ihn anschaute. Aber sie wollte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen, auch wenn er der attraktivste Mann war, dem sie je begegnet war. Von solcher Anziehung wollte sie nichts mehr wissen. Sie führte nur zu Chaos, und darauf konnte sie gut verzichten.
âWarum fragen Sie?â, fragte sie schärfer als beabsichtigt. âWeil Sie glauben, dass das Frauenzentrum dann zum Scheitern verurteilt ist? Wollen Sie Ihre Spendenzahlungen einstellen?â
Die Frau war ein Vulkan! Ihre Wangen hatten sich gerötet, die grünen Augen sprühten Blitze. Yusef hatte Mühe, sich nicht ablenken zu lassen. Er musste sich konzentrieren und entscheiden, ob er ihr jetzt sein Vorhaben erklären sollte.
Besser noch nicht. Sie war zu misstrauisch.
âSie können sicher sein, dass ich Ihr
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