Aerzte zum verlieben Band 39
wenn sie ihn nur anblickte.
Sie schloss die Apartmenttür auf. Schon bedauerte sie, dass sie seine Einladung zum Essen nicht angenommen hatte. Wahrscheinlich würde sie ihre Wohnung nie wieder betreten können, ohne seine hochgewachsene, athletische Gestalt im Geiste vor sich zu sehen, das ebenmäÃige Gesicht mit den schwarzen Augen â¦
Jetzt werde bloà nicht albern! Gemma schüttelte die Gedanken ab und bedeutete ihrem Gast, ihr in den groÃen Raum zu folgen, der Wohnzimmer, Esszimmer und Küche zugleich war.
âKompakt und funktionalâ, bemerkte er nach einem kurzen Rundblick anerkennend. Anstatt sich in einen der bequemen Sessel zu setzen, ging er zur Küchentheke und lieà sich auf einem der hohen Barhocker nieder. âUnd eine Espressomaschine! Wunderbar. Machen Sie mir einen kräftigen Espresso?â
âGern.â Gemma stellte das Gerät an und nahm eine Tasse aus dem Schrank. âEin Geschenk meiner Cousineâ, erklärte sie verlegen. âIch konnte sie schlecht ans Frauenzentrum weitergeben.â
Seine Hoheit Scheich Yusef Akkedi lächelte. âDas muss Ihnen nicht peinlich seinâ, neckte er sie, und in ihrem Bauch flatterten plötzlich lauter Schmetterlinge. âGlauben Sie mir, in meinem Zelt in Mogadischu habe ich mir auch ein wenig Luxus gegönnt. Ich hatte zwar keine Espressomaschine, aber einen kleinen Kaffeetopf für den Gaskocher und gemahlenen Kaffee, den ich wie meinen Augapfel hütete.â
Gemma, die gerade Salat und Tomaten aus dem Kühlschrank holte, hielt inne und blickte ihn über die Schulter gewandt an. âSie sprachen vorhin schon von Afrika, und ich weiÃ, dass die Hilfsorganisationen dort GroÃartiges leisten, aber â¦â
âAber warum ausgerechnet ich?â, unterbrach er sie mit einem traurigen Lächeln. âSie haben gehört, wie Sahra mich Hoheit nannte, und wundern sich, dass jemand wie ich mit Flüchtlingen arbeitet?â
âEhrlich gesagt, ja.â Gemma reichte ihm die dampfende Espressotasse, sorgsam darauf bedacht, seine Finger nicht zu berühren. Es war schon verwirrend genug, seine Nähe zu spüren. âIch hätte auch nie vermutet, dass Sie Arzt sindâ, fügte sie hinzu.
âIch bin noch nicht lange Herrscher meines Landesâ, erwiderte er. âEs kam völlig unerwartet. Als unser Vater starb, erbte mein ältester Bruder den Titel. Leider wollte er ihn nicht. Er hatte sich schon jung einem spirituellen Leben verschrieben, heimlich zwar, um unseren Vater nicht zu enttäuschen, aber jetzt konnte er sich dazu bekennen.â
âUnd das beförderte Sie auf den Thron?â
âIch bin der drittälteste Sohn, eigentlich hätte dieser Platz dem zweitältesten gebührt. Aber er ist mit anderen Dingen voll ausgelastet. Schon vor dem Tod unseres Vaters arbeitete er mit ausländischen Firmen zusammen und holte sie zur Erdölsuche ins Land. Die von ihm ausgehandelten Verträge sollen unserem Volk Vorteile bescheren.â
Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. âDas klingt, als wären Sie davon nicht überzeugt. Erdöl hat doch schon andere Länder reich gemacht und ihnen den Fortschritt gebracht.â
âSicher, aber Reichtum ist nicht alles und Fortschritt nur eine Seite der Medaille. Traditionelle Werte gehen schnell verloren, wenn sich das Leben nur noch um Wohlstand und Profit dreht. Früher waren alle Angehörigen der Wüstenvölker füreinander da. Man übernahm Verantwortung für andere Menschen und teilte mit ihnen. Ich will einen Weg finden, diese Werte zu erhalten und mein Land gleichzeitig ins einundzwanzigste Jahrhundert zu führen.â
Jetzt lächelte sie. Ein hinreiÃendes Lächeln, das ihn mehr verwirrte als gerade eben noch ihr prüfender Blick.
âWo liegt Ihr Land eigentlich? In Afrika?â, wollte Gemma wissen.
âNein, in der Golfregion. Das Scheichtum Fajabal.â
Während Gemma Tomaten aufschnitt, überlegte sie. Sie kannte einige Golfstaaten, aber von Fajabal hatte sie noch nie gehört.
âFajabal?â, wiederholte sie. Der weiche Klang gefiel ihr.
âDer Name setzt sich aus fajr und jabal zusammen und bedeutet Berge der Morgenröte.â
âWas für ein wunderschöner Name, so poetisch.â
âEs ist auch ein wunderschönes Land. Stellen Sie sich rotgoldene Sandwüsten vor, zerklüftete schwarze
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