Aerzte zum verlieben Band 39
schüttelte sie den Kopf. âIch kann nicht. Wenn ich ihn so da liegen sehe, bringe ich nichts runter. Aber etwas trinken könnte ich. Was meinst du, wann verlegen sie ihn wohl auf die Intensivstation?â
âIn einer Stunde vielleicht. Soll ich dir etwas holen, Tee oder einen Kaffee?â
âTee wäre wunderbar. Macht es dir auch nichts aus? Ich möchte ihn nicht so gern allein lassen.â
âUnter einer Bedingung ⦠du setzt dich neben ihn und ruhst dich aus, und du isst, was ich dir mitbringe.â
âDu bist ein Tyrann, weiÃt du das?â, sagte sie, aber sie lächelte und nahm gehorsam auf dem Stuhl Platz, den er ihr hinstellte.
âIch achte auf dich.â Nick wandte sich zur Tür. âHast du besondere Wünsche?â
âTee, wie gesagt, und ein Sandwich, wenn es unbedingt sein muss. Aber ohne Käse bitte.â
âOkay, bin gleich wieder da.â
Er verlieà den Aufwachraum und eilte die Treppe hinunter. Auf halbem Weg musste er stehen bleiben, weil ihm plötzlich schwindlig wurde. Verdammt. Zwei Einheiten Blut spenden, aber nichts essen und trinken, um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen, da machte der Kreislauf schlapp. Bis auf die Kekse von Jack, einige Schlucke Tee und einen Becher Wasser hatte er heute nur einen Pulverkaffee und ein halbes Sandwich zu sich genommen. Und jetzt war es ⦠gütiger Himmel ⦠Mitternacht durch.
Kurz darauf stand er vor der Cafeteria. Alles dunkel. Ein Schild verwies die zu nächtlicher Stunde Hungrigen und Durstigen auf die Kantine. Also weiter über Flure und Treppen. Unterwegs kam er an einem Getränkeautomaten vorbei. Nick holte ein paar Münzen aus der Hosentasche, steckte sie mit bebenden Fingern in den Schlitz und drückte auf den Knopf, der ihm einen Energydrink versprach. Genau das Richtige, um seinem Blutzuckerspiegel wieder auf die Beine zu helfen.
Die Flasche kullerte ins Ausgabefach, er nahm sie und drehte den Deckel auf. Zu hastig, denn mit einem Zischen sprühte der Inhalt heraus und verteilte sich in feinen Tröpfchen auf seinen Händen. Nick schloss die Flasche schnell wieder.
Und auf einmal war ihm alles zu viel. Er lieà den Kopf gegen den Automaten sinken, drauf und dran, ihn frustriert gegen das bunte Metall zu schlagen. Aber damit hätte er sich nur noch mehr Kopfschmerzen eingehandelt.
âIst er schon wieder kaputt?â, erklang eine melodische Stimme neben ihm.
Nick hob den Kopf und sah die Frau an. âNun ⦠nein. Entschuldigung, wollten Sie hier ran?â
âNein, nein.â Sie musterte ihn prüfend. âGeht es Ihnen nicht gut?â
Im ersten Moment wollte er es abstreiten, doch dann überlegte er es sich anders. Die Frau war schlank und trotzdem sehr feminin. Nick schätzte, dass sie noch jünger war als Lucy. Ihr dunkles Haar hatte sie mit einem Clip hochgesteckt, und ihre smaragdgrünen Augen blickten ihn mitfühlend an.
âDer Sohn einer Freundin ist vor Kurzem hier eingeliefert wordenâ, beschränkte er sich auf die Hälfte der Wahrheit. âSie hatten einen Autounfall, und der Junge wurde schwer verletzt, Beckenfraktur. Ich wollte uns etwas zu essen besorgen, aber â¦â
âAch, das tut mir leid. War er im OP?â
âJa ⦠ja, er ist okay. Er liegt im Aufwachraum. Wir haben dieselbe Blutgruppe, B negativ, und die Vorräte waren aufgebraucht. Also habe ich zwei Einheiten gespendet, und â¦â
âUnd vor lauter Sorge haben Sie weder gegessen noch etwas getrunken, die Cafeteria ist geschlossen, und die Flasche da hat Ihnen eine unfreiwillige Dusche beschert, stimmtâs?â
Nick musste lächeln. âSo ungefähr.â Er streckte die Hand aus, betrachtete sie kurz und zog sie mit betretener Miene wieder zurück. âEntschuldigung, Sie würden wahrscheinlich festkleben. Ich bin Nick Roberts.â
âJacks Vater â natürlichâ, antwortete sie mit einem freundlichen Lächeln. âSie sehen sich sehr ähnlich. Ich bin Megan Phillips, Kinderärztin. Das heiÃt, ich werde den Sohn Ihrer Freundin auch zu sehen bekommen. Wie heiÃt er?â
âJeremiah Althorp. Jem.â
âIch werde ein Auge auf ihn haben.â
âDanke.â Er drehte den Flaschendeckel wieder auf, aber seine Hände zitterten so stark, dass er ihm aus den Fingern rutschte und zu Boden fiel. Megan hob ihn auf und reichte ihn
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