Aerzte zum verlieben Band 39
âIch dachte, ich soll in seinem Leben eine Rolle spielen?â
âSchon, aber nicht so. Er hat mehr verdient als ab und zu ein bisschen Aufmerksamkeit von dir.â Auf einmal füllten sich ihre Augen mit Tränen. âIch kann nicht mehr, Nick. Bitte, lass mich gehen.â
Lass mich gehen â¦
Nick sah ihr in die Augen, sah erschrocken, wie die erste Träne auf den Boden tropfte. Kate weinte so gut wie nie. Er hielt es nicht aus, wenn sie weinte. So wie damals vor zwölf Jahren, in jener dunklen, stürmischen Nacht, als er Kate in die Arme genommen und gehalten hatte. In dieser Nacht war Jem gezeugt worden.
Gallebitter stieg Bedauern in ihm auf. Nick erhob sich, um seine unruhige Wanderung wieder aufzunehmen.
Er konnte Kate unmöglich gehen lassen.
Aber was sollte er tun, damit sie blieb?
3. KAPITEL
Die Türen schwangen auf, und Lucy und Jack kamen den kurzen Flur entlang.
âWie geht es ihm?â Lucy wandte sich an Kate, ohne ihren Vater anzusehen.
âEr ist noch im OP. Sie haben die Blutung stoppen können und operieren ihn jetzt am Becken. Anscheinend hat er noch Glück gehabt â¦â
Sie unterbrach sich, das Wort passte einfach nicht. Wie um Himmels willen konnte man das, was Jem passiert war, überhaupt als Glück bezeichnen? Kate spürte, wie Nick näher heranrückte und ihr den Arm um die Schultern legte. Seine Wärme gab ihr Geborgenheit, die scharfe Auseinandersetzung war im Augenblick vergessen, und Kate lehnte den Kopf an seine Brust. Sie hörte sein Herz schlagen, ein beruhigendes Geräusch, ganz im Gegensatz zu der angespannten Atmosphäre, die zwischen Nick und seinen Kindern herrschte.
âIch bin froh, dass ihr gekommen seidâ, sagte er zu Lucy.
âBen hat mich gebeten, dir die Autoschlüssel wiederzugeben. Der Wagen steht auf dem Personalparkplatz.â Sie lieà sie in seine Hand fallen. âAuÃerdem bin ich nicht deinetwegen hier, sondern wegen eines kleinen Jungen, der offensichtlich mein Bruder ist. Ich weià wirklich nicht, was ich sagen soll. Wie hast du dich aufgeführt, als Mum starb, Ben die Hölle heiÃgemacht, weil er sie nicht gerettet hat â und die ganze Zeit, hinter ihrem Rücken â¦â
âLucy, so war es nicht. Es war nur ein Mal, nach dem Sturm. Kate war verzweifelt, ich auch, und da ist es â¦â
âEinfach passiert, meinst du?â Sie klang ungewohnt hart. Völlig anders als die Lucy, die Kate kannte.
Aber wer reagierte in einer Situation wie dieser schon normal?
Nick lieà Kate los, und sie hob den Kopf, sah Jack und Lucy an.
âEs war nicht nur seine Schuld, sondern auch meine. Ich war auch verheiratet â und James war gerade im Meer ertrunken. Was wir getan haben, war unverzeihlich, aber glaubt mir, es ist nie wieder vorgekommen.â
âMit dir nicht, aber vielleicht mit anderen?â
Bei Jacks Frage holte Nick tief Luft. âNeinâ, entgegnete er bestimmt. âEs gab keine anderen. Bis auf dieses eine Mal, als Kate und ich vor Kummer und Trauer nicht wussten, was wir taten, habe ich eure Mutter niemals betrogen. Ich habe sie geliebt.â
âKomische Art, das zu zeigenâ, schnaubte Jack.
âNicht, Jackâ, bat Lucy. âEs spielt keine Rolle mehr. Aber was ich nicht verstehe â¦â, fuhr sie nach einer kleinen Pause fort. âWarum hast du uns nie erzählt, dass er unser Bruder ist? Warum hast du elf Jahre ein Geheimnis daraus gemacht?â
âZwei. Ich habe es erst vor ungefähr zwei Jahren erfahren.â
Die Augen der Geschwister richteten sich auf Kate.
âUnd du? Hast du es gewusst? Ich meine, wie konntest du sicher sein, dass er nicht von James ist? Hast du einen Gentest machen lassen?â
âJames ist nicht sein Vater. Du brauchst dir Jem nur anzusehen, Lucy. Die Augen, der Mund ⦠als Jem drei, vier Jahre alt war, sah er genauso aus wie Jacks kleiner Freddie. Und ich weià noch, wie deine Brüder in Jems Alter waren, die Ãhnlichkeit ist verblüffend. AuÃerdem hatten James und ich uns testen lassen, weil wir keine Kinder bekamen. Wir haben sogar darüber gesprochen, ein Kind zu adoptieren. Wozu dann ein Gentest? Abgesehen davon war James A positivâ, setzte sie hinzu. âDas ist wohl Beweis genug.â
Lucy lieà sich auf einen der Kunststoffstühle fallen. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie Kate anklagend ansah. âDas
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