Aerzte zum Verlieben Band 41
Knöcheln im Schlamm versanken. Die Weinbergarbeiter waren dabei, Sandsäcke aufzutürmen und alles heranzuschaffen, was man sonst noch als Schutzdamm benutzen konnte.
Glücklicherweise war das Weingut höher gelegen, doch einige der Weinsorten wuchsen in der Flussniederung, wo es seit Jahrzehnten keine Überschwemmung mehr gegeben hatte, besonders gut.
Leos Blick fiel auf die üppigen blauen Trauben. „Wie groß ist die Gefahr von Mehltau?“
Stefano machte ein bedenkliches Gesicht. „Wenn wir nach diesem Regen wieder die übliche Hitze bekommen, dürfte der Petit Verdot in Gefahr sein. Falls der Weingarten nicht ohnehin überschwemmt wird und wir die gesamten Rebstöcke verlieren“, fügte er hinzu.
Leo hoffte, dass dieser Fall nicht eintreten würde. Die Vorstellung, dass das Lebenswerk seines Vaters vom Hochwasser zunichtegemacht wurde, tat ihm in der Seele weh. „Zumindest habt ihr die weißen Sorten schon geerntet.“
„Dafür sind wir auch dankbar.“ Stefano legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. „Aber wir sind schon mit schlimmeren Schicksalsschlägen fertiggeworden, deine Mutter und ich. Rebstöcke können ersetzt werden, Menschenleben nicht.“
Wieder hatte Leo das Unglück vor Augen, sah diesen riesigen Ast auf seinen Bruder hinunterkrachen, hörte Christinas Schreie. „Ich vermisse Dom immer noch“, kamen die Worte über seine Lippen, die er so lange nicht ausgesprochen hatte.
Stefano nickte verständnisvoll. „ Figlio mio , das tun wir alle. Deine Nonna sucht das Billabong auf, deine Mutter entzündet Kerzen, nur du … ich mache mir Sorgen um dich.“
Leo wurde die Brust eng. „Niemand braucht sich Sorgen um mich zu machen.“ Du verkriechst dich weiterhin in deinen Schuldgefühlen, statt dein Leben zu leben , glaubte er wieder Susans Stimme zu hören.
„Du bist zu lange weg gewesen. Du musst öfter nach Hause kommen und bei deiner Familie sein. Begrab deine Schuldgefühle und gedenk in Frieden deines Bruders.“
Frieden! Wie zum Teufel sollte er Frieden finden? Er schwieg, weil er nicht wusste, wie er die richtigen Worte finden sollte, um das Chaos in seinem Inneren zu erklären. Stattdessen begann er wie ein Wilder, Sand in die Säcke zu schaufeln.
Für eine Weile arbeiteten sein Vater und er schweigend. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bis Stefano schließlich das Schweigen brach.
„So schlimm scheint es für dich diesmal gar nicht zu sein, dass du nach Hause gekommen bist“, bemerkte er. „Susan McFarlane, wer hätte das gedacht. Für uns war es eine ziemliche Überraschung.
Sofort waren Leos Nerven zum Zerreißen gespannt. „Was meinst du damit?“
Sein Vater zwinkerte wissend. „Dass sie eine Frau ist, die dich glücklich machen kann. Keine wie diese oberflächlichen Modepuppen, hinter denen du immer her bist.“
Besten Dank, aber ich lehne dein Angebot ab , klang es Leo wieder in den Ohren. „Wirklich, Dad?“, gab er schneidend zurück. „Nun, sie glaubt jedenfalls nicht, dass ich sie glücklich machen kann.“
Stefano runzelte bei seinem bitteren Ton die Brauen. „Das tut mir leid. Ich habe die Liebe in ihrem Blick gesehen und war sicher, dass sie deinen Antrag annehmen würde.“
Leo hievte einen weiteren Sandsack auf den Damm. „Ich habe ihr keinen Antrag gemacht, sondern ihr lediglich vorgeschlagen, zu mir nach Melbourne zu ziehen. Aber sie hat abgelehnt.“
„Ah!“ Stefanos Tonfall sagte alles. „Frauen wollen geheiratet werden, Leo. Und sie wollen Babys.“
Alle aufgestauten Gefühle der letzten zwei Tage brachen aus ihm heraus. „Glaubst du, das weiß ich nicht? Ich habe eine traumatische Ehe hinter mir, deshalb hat es für mich seitdem nur noch lockere Beziehungen gegeben. Susan und ich waren uns einig, dass wir weder eine Ehe noch Kinder wollten. Deshalb war es für uns auch die perfekte Urlaubsaffäre.“
Stefano stützte sich auf seine Schaufel. Kummervoll blickte er auf seinen Sohn. „Wenn es euch nur um Sex gegangen ist, warum wolltest du dann, dass sie zu dir nach Melbourne zieht?“
Nur Sex . Ärger und Empörung stiegen in ihm auf. Er öffnete schon den Mund, um zu versichern, dass zwischen Susan und ihm mehr als nur Sex war, doch ungewollt kamen ihm andere Worte über die Lippen. „Weil sie schwanger ist.“
Erschlagen sank Stefano auf einen der Sandsäcke. „ Dio mio ! Ein Baby?“ Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas davon, dass Ärzte es doch eigentlich besser wissen müssten. „Sie erwartet
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