Aerzte zum Verlieben Band 41
dich und das Kind in Melbourne haben möchte, wo mein Arbeitsplatz ist.“
Susan warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Damit du dich hinter deiner Arbeit verschanzen und das Baby ab und zu sehen kannst, wenn es gerade in deinen Terminkalender passt?“ Bitterkeit und Ärger schwangen in ihrer Stimme. „Besten Dank, aber ich lehne dein Angebot ab. Ich habe etwas Besseres verdient. Unser Baby hat etwas Besseres verdient.
Wir werden nicht irgendwo im Hintergrund geduldig warten, bis du dich entschieden hast, ob du uns lieben kannst oder nicht, und uns letzten Endes dann doch verlassen wirst. Damit könnte ich nie leben.“
Susan wandte sich zur Tür, und etwas zerriss in seinem Inneren. Leo durfte sie nicht gehen lassen. Nicht mit seinem Kind unter dem Herzen. „Wie kannst du so egoistisch sein und unserem Baby die Chance nehmen, in einer Familie aufzuwachsen?“
Sie wirbelte herum. Eine seltsame Mischung aus Liebe und Verachtung lag in ihrem Blick. „Ich werde in Bandarra bleiben. Unser Baby wird seine Familie bekommen – deine Familie, Leo, zu der du immer auf Distanz bedacht bist.“ Susan strich sich die Locken aus der Stirn. „Ich werde Alistair bitten, dir eine Kopie des Ultraschallbildes zu schicken. Leb wohl, Leo.“
Ein hilfloser Zorn stieg in ihm auf. „Du kannst nicht einfach davonlaufen! Wir haben noch keine Entscheidung getroffen.“
„Meine ist bereits gefallen.“ Damit ging sie aus der Tür.
11. KAPITEL
Susan starrte aus dem Fenster. Seit drei Tagen ließen die schweren Regenfälle nicht nach. Die anfängliche Freude der Einwohner über den lang ersehnten Niederschlag war Unbehagen und Furcht gewichen. Im ganzen Gebiet wurden Hochwasserwarnungen gegeben, und am Flussufer wurden Dämme von Sandsäcken errichtet, die den Ort vor einer Überschwemmung bewahren sollten. Seit 1970 war der Wasserpegel des Murray River nicht mehr so beängstigend hoch gewesen.
Susan machte sich Sorgen, dass sie evakuiert werden mussten. Sie hatte bereits Vorbereitungen getroffen und die wichtigsten medizinischen Geräte zusammengepackt, doch hauptsächlich war sie mit ihren Gedanken bei ihrem Baby. Und bei Leo.
Gestern hatte sie sich die Spirale entfernen lassen, und Dr. Macklin hatte ihr versichert, dass mit dem Baby alles in Ordnung war. Susan legte sich die Hand auf den Bauch, wo das neue Leben heranwuchs. Durchsetzungsfähig wie sein Vater, dachte sie unwillkürlich bei der Tatsache, dass der Embryo sich trotz Spirale in ihrer Gebärmutter eingenistet hatte.
Sie hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, die ihr ohnehin recht locker saßen, seit sie Leo aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte. Es war die schwerste Entscheidung gewesen, die sie jemals gefällt hatte. Doch was hätte sie sonst tun sollen?
Das Klingeln des Telefons unterbrach ihre Gedanken. „Susan McFarlane.“
„Susan, hier ist Jackie Casterton in Riverflats.“ Die Anruferin klang ganz außer sich vor Angst und Sorge. „Hugh hat hohes Fieber und starke Schmerzen in seinem linken Ohr. Ich wollte ihn zu Ihnen bringen, aber mein Auto springt nicht an!“
Sofort vergaß Susan alle persönlichen Probleme. „Ich komme sofort, Jackie. Wie ist die Straße zu Ihnen hinaus?“
„Immer noch befahrbar, soviel ich weiß.“
„Gut. Ich bringe Medikamente.“
„Vielen Dank, Susan. Hupen Sie, wenn Sie am Tor sind.“
Susan gab in der Ordination Bescheid, wo sie hinfuhr. Dann warf sie sich ihre Regenjacke über und ging zu ihrem Auto.
Zum hundertsten Mal betrachtete Leo das Bild auf seinem Handy. Gestern hatte er den ganzen Tag Dienst gehabt und sich in die Arbeit vergraben, damit er an nichts anderes denken musste als an Krankheitssymptome, Diagnosen und Prognosen. Doch es hatte nicht wirklich geholfen. Noch immer machte ihm Susans Abfuhr schwer zu schaffen. Statt erleichtert zu sein, dass sie nicht zu ihm ziehen würde, tobte ein Strudel der Gefühle in ihm.
Gerade Susan müsste doch wissen, dass ein Kind beide Eltern braucht!
Er las den Text noch einmal, den Alistair Macklin ihm zusammen mit dem Ultraschallbild geschickt hatte. Alles ist in Ordnung . Leo blickte auf das erbsengroße Etwas, das sein Kind war.
„Leo, beeil dich!“ Sein Vater kam aus der Tür zur Weinkellerei gestürzt und winkte ihm aufgeregt zu. „Wir brauchen jede Hand beim Füllen der Sandsäcke.“
Leo ließ sein Handy in der Tasche verschwinden und folgte ihm. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch die langen Reihen der Rebstöcke, wobei sie bis zu den
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