Aerzte zum Verlieben Band 41
nicht leisten. Denn sie wusste, dass sie nicht stark genug war, um es alleine zu schaffen. Sie liebte Ben. Ihr war jedoch auch klar, dass keine Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft bestand, wenn er sie nicht auch liebte. Natürlich durfte er am Leben des Babys Anteil haben. Aber ohne Liebe konnte sie nicht mit ihm zusammenleben.
Ben schaute auf die Uhr. Es wurde allmählich dunkel und kalt, und Maggie war schon fast eine Stunde fort. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Und das tat ihr mit Sicherheit nicht gut.
Er wollte sie finden, wusste aber nicht, wo er suchen sollte. Wo würde Maggie hingehen, wenn sie sich Sorgen machte? Er hatte keine Ahnung.
Doch er konnte nicht mehr länger warten. Er musste versuchen, sie zu finden. Ben nahm sich ihren Autoschlüssel. Er würde einfach die Straßen in der Umgebung abfahren. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
Schon bald entdeckte er Maggie. Sie war nur eine Straße von ihrem Haus entfernt. Da sie den Blick auf den Gehweg gesenkt hielt, sah sie ihn nicht kommen. Er hielt neben ihr an, und es dauerte einen Moment, bis Maggie ihren eigenen Wagen erkannte.
„Maggie, bitte steig ein.“ Ben stieg aus, kam auf ihre Seite und machte die Beifahrertür auf. Stumm folgte Maggie seiner Bitte. Sobald sie sich angeschnallt hatte, fragte er: „Willst du nach Hause?“
„Nein.“
Das passte gut, denn er hatte eine Idee.
Er fuhr zu seinem Hotel in The Rocks, einem der ältesten Stadtteile Sydneys, und hielt vor dem Eingang an. Dann half er Maggie beim Aussteigen und gab dem Hoteldiener den Autoschlüssel.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie.
„Das wirst du schon sehen.“ Ben führte sie durch die Hotellobby zu den Lifts. Er war der Ansicht, dass neutrales Territorium der beste Ort für das bevorstehende Gespräch war.
Schweigend fuhren sie bis ganz nach oben und traten auf die dunkle Dachterrasse hinaus. Vor ihnen erhob sich die Sydney Harbour Bridge. Maggie stieß einen bewundernden Laut aus, als sie das beleuchtete Bauwerk vor dem Nachthimmel erblickte. Es war egal, ob man sein ganzes Leben in Sydney verbracht hatte oder nicht. Der Anblick der Brücke war jedes Mal aufs Neue grandios.
Es war ein kalter, stiller Abend, und nur sehr gedämpft drangen die Geräusche des Feierabendverkehrs von der Brücke zu ihnen herauf. Zusammen gingen sie bis an die Brüstung vor. Dort stellte Ben sich hinter Maggie und legte die Arme um sie, sodass sie beide auf den Hafen hinunterschauten. Er war erleichtert, dass sie den Kontakt zuließ. Vielleicht brauchte sie ein bisschen Trost und Geborgenheit.
Er hoffte, dass es ihr hier leichter fallen würde, darüber zu sprechen, was sie so beunruhigte.
„Machst du dir Sorgen, ob du mit einem behinderten Kind zurechtkommst?“, fragte er.
„Nein. Ich habe Angst vor dem Testergebnis.“
„Was meinst du damit?“
„Ich habe Angst davor, was passiert, wenn die Blutuntersuchung bestätigt, dass es tatsächlich ein Problem gibt“, meinte Maggie. „Du hast die ganze Zeit so sehr darauf bestanden, dass die Nackenfurchenmessung bloß auf ein erhöhtes Risiko hinweist und dass bestimmt alles in Ordnung ist. Und wenn das nun nicht stimmt? Ich weiß, dass ich damit klarkomme. Aber was ist mit dir? Bist du bereit, ein Kind aufzuziehen, das eine Behinderung hat?“
„Selbstverständlich.“ Ben hatte den Blick auf die Scheinwerferlichter der Autos auf der Brücke gerichtet. Doch nun sah er Maggie an. „Warum zweifelst du daran?“
„Beruflich bist du die ganze Zeit damit beschäftigt, Menschen zu behandeln, damit sie schön und perfekt aussehen. Was ist, wenn dein Kind eben nicht perfekt ist und du es nicht richten kannst?“
Glaubte sie wirklich, dass er sein Kind zurückweisen würde, bloß weil es nicht perfekt war?
„Mir geht es nicht um Perfektion“, entgegnete er. „Mein Job ist es, das Leben von Menschen lebenswerter zu machen. Manchmal gelingt es mir, ihre Lebensqualität zu verbessern, manchmal ihre Selbstachtung. Aber es geht niemals um Perfektion. Ich bin auch nicht so egozentrisch zu glauben, dass ich Menschen vollkommen machen könnte. Ich weiß noch nicht mal, was Vollkommenheit ist. Aber ich kann mein Bestes tun, um Menschen heil zu machen. Manchmal auf der körperlichen Ebene und manchmal auf der seelischen. Im Moment versuche ich einfach nur, positiv zu denken. Das heißt nicht, dass ich abhauen werde, wenn es hart auf hart kommt.“
„Genau das meine ich ja. Du wirst an
Weitere Kostenlose Bücher