Aerzte zum Verlieben Band 41
Mauer zu überwinden.
Sie brauchte jedenfalls erst einmal etwas Zeit, um die Ereignisse der letzten beiden Tage zu verarbeiten.
Ben hatte zwar erklärt, dass er am Leben seines Kindes teilhaben wollte, aber Maggie wusste, dass er sich immer noch wünschte, eines Tages wieder in Afrika zu arbeiten und um die Welt zu reisen. Mit einem gesunden Kind wäre das vielleicht sogar möglich, aber mit einem behinderten Kind? Durfte sie von ihm verlangen, dass er für immer auf seine Träume verzichtete? Denn genau das konnte es bedeuten. Würde Ben auch dann noch bleiben? Oder sollte sie ihn lieber gleich freigeben?
Vom Kopf her wollte sie, dass er diesen Flug nahm. Wenn Ben in ihrer Nähe war, konnte sie nicht klar denken. Doch sie musste nachdenken. Trotzdem hielt sie ihn fest. Vom Gefühl her wollte sie ihn bei sich behalten, so lange es ging. Jede Minute auskosten, falls sie ihn doch irgendwann gehen lassen musste. Jeder Augenblick könnte womöglich der letzte sein.
Maggie erinnerte sich an das, was Ben gestern gesagt hatte: Es ist nicht deine Entscheidung, ob ich bleibe oder nicht.
Er hatte recht. Es lag nicht in ihrer Macht zu bestimmen, ob er blieb oder ob er ging. Es war seine Entscheidung. Doch sie konnte ihm die Erlaubnis geben zu gehen. Vielleicht wartete er ja genau darauf. Sollte sie es tun, und wenn ja, wie?
Maggie begleitete Ben zur Abflughalle, wo gerade sein Flug aufgerufen wurde.
„Bist du da, wenn ich zurückkomme?“, fragte er.
„Natürlich“, antwortete sie sofort. Sie drückte ihn an sich, um sich dieses Gefühl einzuprägen, falls es doch ein Abschied werden sollte. Sie liebte ihn. Deshalb war diese Situation für sie so schwer. Wenn er sie doch nur auch lieben könnte! „Ich werde nirgendwohin gehen. Ich muss mir nur über einige Dinge Klarheit verschaffen.“
Ben löste sich ein wenig von ihr. „Kommst du zurecht?“
„Ja, sicher.“
„Bis bald.“
Maggie blieb stehen, als er sich abwandte, um zum Boarding zu gehen. Dabei hielt er ihre Hand fest, und sie streckte ihren Arm immer weiter aus, bis sie schließlich loslassen musste.
Sie wartete, während er der Stewardess seine Bordkarte zeigte. Die Stewardess musterte ihn bewundernd, was Maggie keineswegs entging. Als Ben sich am Ausgang noch einmal umdrehte, winkte sie ihm zu. Dann schaute sie ihm nach, bis er außer Sichtweite war.
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Sobald sie die Neuigkeit gehört hatte, eilte Maggie zum Gate zurück. Dort drängte sie sich bis zum Schalter vor. Auf die Passagiere in der Schlange hinter ihr achtete sie nicht.
„Entschuldigen Sie“, sagte sie zu der Stewardess. „Es geht um den Mann, der gerade ins Flugzeug gestiegen ist, Dr. McMahon. Sie müssen ihn wieder rausholen.“
„Gibt es einen Notfall?“
„Ich muss dringend mit ihm sprechen.“
„Tut mir leid, das ist kein Notfall“, gab die Stewardess ungerührt zurück.
Maggie hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. „Bitte, ich muss mit ihm sprechen. Er sitzt ganz vorne, Sitz 2A. Es dauert bloß eine Minute.“
„Ich kann ihn nicht zurückholen. Sein Gepäck ist eingecheckt, und er ist als geboardet registriert. Er kommt erst wieder aus dem Flugzeug, wenn wir in Melbourne sind.“
Mühsam riss Maggie sich zusammen. „Könnten Sie mich dann bitte mit an Bord lassen?“
„Haben Sie ein Ticket?“
„Sie wissen doch ganz genau, dass ich keins habe.“ Maggie war kurz davor zu explodieren.
„Sorry, dann kann ich nichts für Sie tun.“
„Gibt es noch freie Plätze? Dann kaufe ich eben ein Ticket.“ Sie musste unbedingt zu Ben.
„Ja, wir haben noch einige freie Plätze“, erwiderte die Stewardess. „Aber das Flugzeug startet, sobald alle Passagiere an Bord sind.“
Eine andere Stewardess kam Maggie zu Hilfe. „Sie können es beim Kundendienst an Gate vier versuchen. Wenn Sie Glück haben, schaffen Sie es noch.“
„Vielen Dank!“ Maggie fuhr herum und stürzte zum nächsten Gate, wobei sie zahlreichen Reisenden und deren Gepäck ausweichen musste.
Sie kaufte ein wahnsinnig teures Ticket, was sie aber angesichts der Tatsache, dass Sitz 2B noch frei gewesen war, nicht weiter kümmerte. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass es nicht zu spät war.
Maggie schaffte es gerade so eben. Sie hielt der unfreundlichen Stewardess ihre Bordkarte unter die Nase und rannte den Gang hinunter ins Flugzeug.
Ben saß bereits und las Zeitung. Maggie setzte sich neben ihn. „Entschuldigung, ist dieser Platz noch
Weitere Kostenlose Bücher