Aerzte zum Verlieben Band 42
Sie suchen Hilfe bei jemandem, der qualifizierter ist als ich.“
Er schnaubte ungläubig. „Bei einem Seelenklempner, meinen Sie? Tolle Idee, Anna.“
Sie ließ sich nicht beirren. Sie an seiner Stelle würde sich auch nicht gern sagen lassen, was sie zu tun hätte. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie operieren nur, wenn ich dabei bin. Und zwar zum Schutz aller Beteiligten.“
„Ich soll mich kontrollieren lassen? Von Ihnen?“
Fast hätte sie gekontert, dass er sie bei Colin Herberts Operation sehr wohl gebraucht hatte. Sie spürte, dass Luke die Konfrontation suchte. Doch wenn dieses Gespräch im Streit endete, hatte sie verloren. Zwischen ihnen würde sich ein Graben auftun, den sie vielleicht nie wieder überbrücken konnte.
Anna wurde bewusst, dass es das Letzte war, was sie wollte. Luke war ihr wichtig, und seitdem er ihren Kuss so leidenschaftlich erwidert hatte, fühlte sie sich noch mehr zu ihm hingezogen. Nicht dass sie ihm das jemals verraten würde, nein, sie hatte nicht einmal vor, diesen Gefühlen nachzugehen. Aber sie musste einen Weg finden, ihm zu helfen. Einen Weg, den auch er akzeptieren konnte.
„So würde ich es nicht sehen“, sagte sie ruhig. „Wir hätten beide etwas davon.“
„Ach ja? Ich bekomme also einen Aufpasser. Und Sie?“
„Einen Mentor. Die Möglichkeit, von jemandem zu lernen, dessen Können ich sehr schätze.“ Sie wagte es, zu lächeln, als er sie endlich wieder ansah. Ob es ihr gelungen war, ihn zu besänftigen? „Denken Sie darüber nach. Ich gehe wieder zur Party, ich muss unbedingt etwas essen.“
Eigentlich hätten ihn nicht einmal zehn Pferde zurück zu dieser Weihnachtsfeier gebracht, doch nach kurzem Zögern folgte Luke Anna. Er musste ihr einfach beweisen, dass er dazu in der Lage war. Und nicht nur ihr, sondern auch allen anderen, die sein merkwürdiges Verhalten sicher verwundert hatte. Am meisten jedoch musste er es sich selbst beweisen.
Luke sah Anna auf die Türen zugehen.
Ich brauche keinen Babysitter, dachte er. Und auch keine Hilfe. Und erst recht niemanden, der mich küsst, weil ich mich „auf einem anderen Planeten“ befinde. Aus Mitleid, also.
Nein, das stimmte nicht. Anna hatte gesagt, sie könnte von ihm lernen. Dass sie seine Fähigkeiten schätzte. Mitleid sah anders aus. Außerdem hatte der Kuss nichts Gezwungenes gehabt. Im Gegenteil.
Sie hatte ihn geküsst, weil sie ihn küssen wollte. Als er reagierte und den Kuss erwiderte, hätte sie sofort aufhören können, aber sie hatte es nicht getan. Was sie sagte, passte genauso wenig zu ihrem Verhalten wie ihre schicken Kostüme zu der farbbeklecksten Kleidung, in der er sie zu Hause gesehen hatte. Anna war ihm ein Rätsel, und das gefiel ihm. Es gab ihm zu denken und lenkte ihn von seinen Albträumen ab. Schon lange kam sich Luke vor wie ein Boot im Sturm, hin und her geschleudert von tobenden Elementen.
Anna war zu einem Anker geworden. Sicher hatte er auch ohne sie eine Zukunft, aber sie würde schwer werden.
Einsam.
Langsam ging er auf die Kantine zu. Stühle hielten die Türen weit offen, und das warme Licht von Kerzenschein und Glitzerdekoration ergoss sich in den Flur. Anna war inzwischen in der Menge der Feiernden verschwunden.
Im Schatten der Türen standen ein Mann und eine Frau. Luke hätte sie nicht weiter beachtet, wäre da nicht die Spannung gewesen, die von den beiden ausging.
Vielleicht spürte er sie auch nur, weil er die gleiche geladene Atmosphäre vor Kurzem erst erlebt hatte: verwundert, staunend nach Annas berauschendem Kuss, hatte er sie am ganzen Körper gefühlt.
Lustvolle Spannung.
Der Mann fuhr sich durchs Haar und rieb sich dann mit der flachen Hand die Stirn. Überrascht erkannte Luke, dass es Josh O’Hara war, der Chefarzt der Notaufnahme. Der Mann, der vorhin seiner Frau nachgerannt war, als sie weinend die Party verließ.
Aber es war nicht seine Frau, die jetzt bei ihm stand. Intim nahe.
Sie war schlank und sehr schön, mit langen dunkelbraunen Haaren, die locker zu einem Pferdeschwanz geschlungen waren.
„Ich habe sie weglaufen sehen“, sagte sie gerade. „Sie war völlig aufgelöst, Josh. Du solltest nach Hause fahren und mit ihr reden.“
„Das will ich auch. Aber als ich auf den Parkplatz kam, da war sie schon weg, und ich musste … Oh, Megan …“
Zwangsläufig schnappte Luke einen Teil des Gesprächs auf, und es wäre ihm lieber gewesen, er hätte nichts gehört. Zwischen den beiden lief etwas, aber er wollte nichts davon
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