Aerzte zum verlieben Band 48
krank und wollte ihre Medizin nicht nehmen, weil ich noch in ihrem Bauch war. Meine Mummy hat gesagt, ich soll groß und stark werden, und jetzt bin ich groß und stark, stimmt’s, Daddy? Und das hat sie alles nur gemacht, weil sie mich ganz doll lieb gehabt hat, nicht, Daddy?“
„Ja, genau so ist es, Separ “, sagte er mit rauer Stimme.
„Und mein Daddy hat mich auch doll lieb“, erklärte Simone und sah Melora dabei wieder an.
Melora fühlte sich in ihrem Innersten berührt. „Das weiß ich, Kleines“, sagte sie, wobei ihr fast die Tränen kamen. „Du bist etwas ganz, ganz, ganz Besonderes für deinen Daddy.“
Da neigte Simone den Kopf zur Seite und sah Melora fragend an. „Bin ich auch was ganz, ganz, ganz Besonderes für dich?“
Meloras Herz machte einen Sprung vor Glück. „Natürlich bist du das“, bestätigte sie mit einem dicken Kloß im Hals und streichelte Simones zarte Wange. „Wir sind doch hier die einzigen zwei blonden Mädchen, stimmt’s?“
„Ja, und darum sind wir zwei auch was gaaanz Besonderes!“ Simone klatschte fröhlich in die Hände, und ihre Augen strahlten vor Begeisterung.
Daniel jedoch war ernst geworden, denn in seinen Ohren läuteten sämtliche Alarmglocken. Simone war jetzt schon ganz vernarrt in Melora, und das war alles andere als gut. Wenn das so weiterging, wie sollte sie es dann verkraften, wenn Melora zurück nach Australien flog?
Da er den beiden jedoch die Freude nicht verderben wollte, sagte er nichts, sondern stand wieder auf und nickte ihnen zu. „So, Separ , wenn du mit dem Frühstück fertig bist, geh bitte zu Nandi. Sie wartet schon auf dich, weil sie dir und deinen Freundinnen heute zeigen will, wie man Brotteig macht.“
„Yay.“ Simone ließ sich von der Holzbank gleiten und kroch dann unterm Tisch hindurch, um zu ihrem Vater zu gelangen. Sie umarmte ihn kurz und wollte danach gleich davonlaufen, doch Daniel hielt sie zurück.
„Wo bleiben deine guten Manieren, junge Dame?“ Er wies zuerst auf das Buch und dann auf Melora.
Die Kleine lächelte verlegen. „Dankeschön fürs Vorlesen, Melora.“
„Gern geschehen.“
„Liest du mir heut Abend wieder vor?“, kam prompt die nächste Frage.
„Nun lass gut sein, Simone“, ermahnte Daniel sie mit leichter Strenge. „Melora hat nicht immer Zeit zum Lesen.“
„ Yay , Daddy.“ Simone nahm folgsam ihr Buch vom Tisch, dann lief sie aus der Hütte und ließ Melora mit Daniel allein.
„Ich weiß nicht, ob dir klar ist, was du damit angerichtet hast“, meinte er lächelnd. „Simone ist ein Bücherwurm und lässt sich für ihr Leben gern vorlesen. Du hattest Glück, dass sie die letzten zwei Abende zu müde war, um dich danach zu fragen.“
Melora erwiderte sein Lächeln. „Es ist doch schön, wenn Kinder Bücher mögen, dabei können sie viel lernen. Und mir macht es riesig Spaß, Simone vorzulesen, weil ich selbst so eine Leseratte bin. Außerdem finde ich es toll, dass sie mit zwei verschiedenen Sprachen aufwächst, die sie jetzt schon fließend spricht. Dadurch wird sie es in jeder Schule leicht haben, ganz gleich, ob ihr auf Tarparnii bleibt oder nach England geht. “
Melora überlegte kurz. „Warum schickst du Simone nicht einfach auf die lokale Dorfschule und lässt dir zusätzlich Lehrmaterial aus England kommen?“
„Daran hab ich auch schon gedacht, aber ich bin mit meiner Arbeit so beschäftigt, dass ich bei Weitem nicht genügend Zeit hätte, mich so intensiv mit Simone zu beschäftigen, wie es nötig wäre. Ich mag einfach keine halben Sachen. Simone lernt mit Begeisterung, und ich will ihr nicht die Chance auf eine gute Bildung nehmen.“
„Das stimmt, sie ist ein sehr begabtes und wissbegieriges Kind, und das sollte man natürlich fördern. Du wirst die richtige Lösung für sie finden, Daniel. Es ist ja noch genügend Zeit, um alle Möglichkeiten gründlich durchzuspielen, bevor du dich entscheidest.“
„Das Internat in England könnte sie in sechs Monaten aufnehmen, andernfalls müsste sie noch ein ganzes Jahr warten.“
Melora merkte Daniel deutlich an, wie sehr ihn der Gedanke an eine Trennung von Simone belastete, und sie wünschte, sie könnte ihm irgendwie helfen. „Wäre es denn so schlimm für sie, aufs Internat zu gehen?“
Er atmete tief ein. „Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall will ich nicht, dass sie so leiden muss wie damals ich.“
„Woher willst du denn im Voraus wissen, ob sie leiden würde? Vielleicht findet sie es gar nicht schlimm,
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