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Aerzte zum verlieben Band 48

Aerzte zum verlieben Band 48

Titel: Aerzte zum verlieben Band 48
Autoren: Meredith Webber , Anne Fraser , Lucy Clark
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zurechtgekommen und hatte oftmals improvisiert oder ihre Kollegen nach alternativen Behandlungsmethoden gefragt. Als sich die Patienten jedoch schon bei der geringsten Berührung vor Schmerzen krümmte, war Melora ziemlich ratlos, denn eine Möglichkeit zum Röntgen gab es nicht.
    „Bitte frag Daniel, ob er kommen kann, wenn er gerade frei ist“, sagte sie zu P’ko-lat. Die junge Frau nickte, und wenige Minuten später war Daniel auch schon da.
    „Gibt’s Probleme?“
    „Ich brauche eine zweite Meinung.“ Melora erläuterte ihm die Beschwerden der Patientin, und Daniel stellte ihr Fragen in ihrer Landessprache und übersetzte dann alles für Melora.
    „Was glaubst du, kann es sein?“, fragte er schließlich.
    „Ich würde sagen, Blinddarmentzündung, aber es gibt so viele andere Möglichkeiten. Die Symptome, die sie aufweist – krampfartige Bauchschmerzen und Erbrechen –, können auch auf einen Bruch, Darmverschluss oder Gastroenteritis hinweisen.“
    „Was schlägst du also vor?“
    „Da wir hier leider nicht die Möglichkeit haben, eine genaue Diagnose zu stellen, und die Frau schon seit Tagen nichts mehr essen konnte, würde ich den Bauchraum öffnen. Nur so können wir sehen, was wirklich Sache ist.“
    „Einverstanden.“ Daniel wandte sich an P’Ko-lat. „Hol Belhara her, er muss die Patientin narkotisieren. Sue soll als OP-Schwester fungieren, und ich werde Melora assistieren.“
    Melora runzelte die Stirn. „ Hier willst du operieren? Aber das ist …“
    „ Du wirst operieren, nicht ich“, korrigierte Daniel. „Du bist die Chirurgin.“
    Ein leichter Anflug von Panik erfasste Melora. Hier gab es nichts, was es in einer ordentlichen Klinik geben müsste – keinen Operationssaal, keine Überwachungsapparate und nicht annähernd das notwendige medizinische Equipment. „Aber wir haben hier keinen Operationsraum und …“
    „Das hier ist unser Operationsraum, es gibt nichts anderes, Melora. Das ist die sterilste Umgebung, die wir haben, und Meimii ist in einem Zustand, in dem wir sie unmöglich transportieren können.“
    Melora atmete tief in. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als den Eingriff vorzunehmen. Daniel arbeitete schon seit vielen Jahren in dieser Wildnis und kannte die Bedingungen. Er wusste um das Risiko von Infektionen, aber er wusste auch, was der Patientin drohte, wenn sie nicht schnellstmöglich operiert wurde.
    „Du wirst sie operieren, Melora, und zwar hier auf der Stelle“, sagte er bestimmt. „Es ist deine Pflicht, ihr Leben zu retten.“
    Melora sah ihm in die Augen, und da wusste sie, dass sie es schaffen konnte. Sein Blick erreichte ihre Seele und gab Melora Zuversicht und Selbstvertrauen. Sie straffte die Schultern und nickte. „Also gut, ich mache es.“
    Daniel atmete erleichtert auf. Er hatte schon befürchtet, Melora würde kneifen, doch als er die Entschlossenheit in ihren Augen sah, wusste er, dass sie für diesen Job geschaffen war. Melora kam aus einer völlig anderen Welt, hatte eine schwere Krankheit hinter sich, und doch brauchte sie nur wenige Minuten, um sich an problematische Verhältnisse anzupassen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Was für eine Frau!
    Schon bald hatte Belhara die Patientin narkotisiert, Sue zusammen mit Melora das Operationsbesteck vorbereitet und Daniel mit Hilfe von P’Ko-lat eine Trennwand aufgebaut und über dem Operationsfeld eine Gaslampe aufgehängt, die bessere Lichtverhältnisse schaffen sollte.
    Melora war so heiß, dass ihr der Schweiß aus allen Poren lief. Noch nie hatte sie unter derartigen Umständen operiert, aber es half nichts, sie musste damit klarkommen. Nachdem sie sterile Kleidung angezogen und die Hände desinfiziert hatte, streifte sie die OP-Handschuhe über und suchte entschlossen Daniels Blick.
    „Fertig?“
    Melora nickte. Sie musste sich dazu zwingen, die Fliegen und etlichen anderen Insekten zu ignorieren, die im Zelt herumschwirrten, und sich nur auf den Eingriff zu konzentrieren, der Meimiis Leben retten sollte. Daniel schien überzeugt davon zu sein, dass sie es schaffte, und gab Melora den Mut und die Kraft, die sie für diese schwierige und riskante Arbeit brauchte.
    „Los geht’s.“ Melora streckte die Hand in Sues Richtung aus. „Skalpell.“ Nachdem sie einen sauberen Schnitt gesetzt hatte, begann sie mit der methodischen Untersuchung, wobei Daniel jeden ihrer Schritte aufmerksam verfolgte.
    „Sieht ganz so aus, als lägest du mit deiner Vermutung richtig“, sagte er,
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