Aerzte zum verlieben Band 48
Herz, als er die zwei so einträchtig nebeneinander sitzen sah. Melora las Simone gerade aus ihrem Lieblingsbuch vor, während das kleine Mädchen genüsslich einen Jogurt mit Honig und Melonenstückchen aß.
Simone liebte dieses Buch, das B’lana schon während ihrer Schwangerschaft gekauft und Daniel ihr schon unzählige Male vorgelesen hatte. Es handelte von einem kleinen Mädchen, das Angst vor der Schule hatte und sich nicht traute, sein Heimatdorf zu verlassen, im dem es sich so sicher und geborgen fühlte.
„Du wirst es ihr vorlesen, wenn ich nicht mehr da bin“, hatte B’lana gesagt und dabei liebevoll ihren Bauch gestreichelt. Daniel hatte das nicht hören wollen, denn er hatte sich mit B’lanas nahendem Tod einfach nicht abfinden können. Doch sie hatte nur traurig gelächelt und gesagt: „Ich möchte, dass du wieder eine Frau findest, Daniel. Irgendwo da draußen gibt es eine, die auf deine Liebe wartet und die Richtige für dich und Simone ist.“
„Nein, B’lana, nein!“, hatte er verzweifelt protestiert, doch vergeblich. Er hatte sie nicht retten können …
Simones fröhliches Gelächter brachte Daniel in die Gegenwart zurück. Er schüttelte die trüben Gedanken ab und sah wieder seinen beiden „blonden Mädchen“ zu.
„Noch mal, Melora!“, rief Simone mit leuchtenden Augen.
„Was sagt man denn ganz höflich, wenn man etwas möchte?“, fragte Melora mit milder Strenge.
„Bitte, Melora, liest du es mir noch mal vor?“
„Ah, so hört sich das schon besser an. Also dann …“
Simone schlug erneut die erste Seite auf. „Du liest sooo schön, Melora, und ganz anders als mein Daddy.“
Melora lachte und strich Simone zärtlich übers Haar. „Ich bin ja auch ganz anders als dein Daddy, und deshalb lesen wir auch ganz verschieden vor.“
Daniel war fasziniert davon, wie liebevoll Melora mit seiner kleinen Tochter umging. Beide schienen ihn noch gar nicht bemerkt zu haben, so vertieft waren sie in das Buch. Da blätterte Simone die erste Seite um, und sie sprachen angeregt über die bunten Illustrationen. Erst als Melora kurz aufblickte, um nach einem Stückchen Obst zu greifen, entdeckte sie Daniel an der Tür. Ihre Blicke trafen sich, und die ganze Welt schien plötzlich stillzustehen.
Melora sah in seine dunklen Augen und fühlte sich auf einmal wie berauscht. Was hatte dieser Mann bloß an sich, dass er sie derart faszinierte? Noch nicht einmal bei Leighton hatte sie so ein Gefühl gehabt, obwohl sie lange Zeit verlobt mit ihm gewesen war. Aber Daniel – wenn er sie ansah, fühlte sie sich so weiblich und begehrenswert …
„Daddy!“
Simones Ruf durchbrach den Zauber, und Melora spürte, wie sie rot wurde. Schon wieder hatte sie Daniel angehimmelt wie ein vernarrter Teenager – was mochte er bloß von ihr denken?
„Guten Morgen, ihr zwei Hübschen“, grüßte er mit einem Lächeln, das Melora zum Schmelzen brachte, und setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Was macht ihr denn gerade?“
„Melora liest mir vor“, erklärte Simone wichtig und tätschelte dabei liebevoll ihr Buch. „Und sie macht das sooo schön!“
„Das ist aber nett von ihr.“ Daniels Blick glitt wieder zu Melora und streichelte sie wie ein warmer Sonnenstrahl. „Danke, Mel.“
„Ach, das ist … doch nichts Besonderes“, stammelte sie verlegen und wurde nun noch röter. „Es ist wirklich ein sehr schönes Buch.“
„Mein Lieblingsbuch“, erklärte Simone und nickte dabei bekräftigend. „Meine Mummy hat es für mich gekauft, bevor sie gestorben ist, stimmt’s, Daddy?“
Melora fühlte einen leichten Stich im Herzen und suchte Daniels Blick. War es okay für ihn, über B’lanas Tod zu sprechen?
„Ja, das hat sie“, sagte er jedoch mit einer Selbstverständlichkeit, die Melora überraschte. „Sie würde sich sehr freuen, wenn sie sehen könnte, wie viel Spaß ihr beide damit habt.“
„Meine Mummy war sehr lieb, stimmt’s, Daddy?“
„Ja, sie war sehr lieb, mein Schatz.“
„Und sie war auch ganz doll hübsch und genauso blond wie ich, nicht, Daddy?“ Simone strich über ihre Zöpfe, die Melora ihr geflochten hatte.
„Ja, das war sie“, bestätigte Daniel erneut, und nun war Melora sicher, dass er nicht zum ersten Mal mit Simone über dieses Thema sprach, und sie fand es gut, dass sie sich gemeinsam an B’lana erinnerten.
Jetzt wandte sich Simone mit ernster Miene an Melora. „Weißt du, meine Mummy ist gestorben, als ich noch ganz klein war. Sie war furchtbar
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