Aerzte zum verlieben Band 48
Nacht mal nach dir sehen muss.“
Melora fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Warum ließ Daniel sie nicht selbst entscheiden? Natürlich konnte sie verstehen, wenn er Bedenken hatte, dass auch sie hier schlief, doch dass er ihr mit der Antwort zuvorgekommen war, kränkte sie. „Dein Daddy hat recht, Simone“, sagte sie jedoch sanft und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. „Hier ist wirklich viel zu wenig Platz, und dass dein Daddy bei dir ist, ist doch das Allerwichtigste, nicht wahr?“
Das Leuchten in Simones Augen verschwand schlagartig, und sie schob die Unterlippe vor, wie sie es immer tat, wenn ihr was nicht passte. „Aber du sollst auch hier schlafen, Melora. Du bist wie meine Mummy, und Daddy ist mein Daddy, und dann sind wir eine richtige Familie!“
Du bist wie meine Mummy, hatte sie gesagt. Simones Worte trieben Melora Tränen in die Augen, und sie hätte Daniel am liebsten angefleht, dass sie auch hier schlafen durfte. Melora liebte Simone sehr, und es tat ihr weh, dass sie den Wunsch des kleinen Mädchens nicht erfüllen konnte.
„Er geht wirklich nicht, mein Liebes, aber weißt du was?“, sagte sie schweren Herzens. „Ich komm gleich morgen früh zu dir, und dann erzählst du mir, wie eure abenteuerliche Nacht gewesen ist.“
Sie gab Simone noch einen liebevollen Kuss, dann verließ sie rasch die Klinik, weil sie es in Daniels Nähe einfach nicht mehr aushielt. Warum hatte er nicht Ja gesagt? Wäre es denn so schlimm gewesen, wenn sie dageblieben wäre? Simone hätte sich so sehr gefreut …
„Melora, warte!“ Daniel war ihr hinterhergelaufen und blieb nun bei ihr stehen. „Jalak hat mir erzählt, du hättest einen Anruf übers Satellitentelefon bekommen.“
„Ja, das stimmt.“
„Ging es … um deine Testergebnisse?“
„Ja.“
„Und?“, fragte Daniel mit klopfendem Herzen.
„Es ist alles in Ordnung, es waren keine Krebszellen mehr nachweisbar, und das bedeutet, dass mein Onkologe mich erst in zwölf Monaten wiedersehen will.“
„O Mel, das ist fantastisch!“ Am liebsten hätte Daniel sie jetzt hochgehoben und vor lauter Freude wild herumgewirbelt, doch er unterdrückte den Impuls und verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust. „Das … freut mich wirklich sehr für dich.“
„Mich auch.“
Melora fühlte wieder einen Stich im Herzen. Warum war Daniel nur so kühl und distanziert? Weshalb umarmte er sie nicht und sagte ihr, wie glücklich er über diese Neuigkeiten war? Dass sie jetzt, wo sie gesund war, doch für immer auf Tarparnii bleiben sollte, weil er sie so brauchte und Simone natürlich auch? Und dass sie vor allem ganz schnell ihren Schlafsack holen sollte, damit sie zusammen bei Simone schlafen konnten wie eine richtige Familie?
Doch er stand nur da und sagte nichts.
Warum ist sie nur so kühl und distanziert? fragte sich Daniel. Warum umarmt sie mich nicht vor lauter Freude und sagt mir, dass sie für immer auf Tarparnii bleiben will? Dass sie diese Insel liebt und sich ein Leben ohne Simone und mich nicht mehr vorstellen kann?
„Also dann …“, sagte Melora schließlich, um das unangenehme Schweigen zu brechen, „dann wünsche ich dir eine gute Nacht.“
„Ich dir auch. Schlaf gut, Mel.“
„Du auch.“
Melora wartete noch einige Sekunden, doch Daniel rührte sich noch immer nicht. Da wandte sie sich schweren Herzens ab und ging zurück in ihre Hütte. Dort legte sie sich auf die Matte und hüllte sich in ihre Decke ein. Ganz allein und ohne Daniel und Simone.
9. KAPITEL
Als Melora am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich schrecklich einsam ohne Daniel und Simone. Eigentlich war das völlig unverständlich, denn zu Hause in Australien lebte sie doch auch allein und kam damit zurecht. Aber hier war offensichtlich alles anders – Gedanken und Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse hatten sich geändert. Melora fehlten das gemeinsame Frühstück und die schöne Lesestunde mit Simone am frühen Morgen, und sie vermisste Daniel.
Wie sollte das nur werden, wenn sie später wieder in Australien war? Sie war nach Tarparnii gekommen, um ihr altes Leben abzustreifen und neue Erfahrungen zu sammeln, und das war ihr auch gelungen. Aber dass sie sich hinterher noch einsamer fühlen würde als vor ihrer Reise, damit hatte sie natürlich nicht gerechnet.
An ihren nahenden Abschied von Daniel und Simone wollte Melora lieber gar nicht denken. Die vielen schönen Stunden, die sie täglich mit den beiden verbrachte, hatten ihr
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