Aerzte zum verlieben Band 48
Ich könnte dich zu einem Hotel bringen.“
Täuschte sie sich, oder war ein hoffnungsvoller Unterton dabei gewesen? Sicher würde Dante die erstbeste Gelegenheit nutzen, sie von der Liste zu streichen.
„Nein, ist schon in Ordnung.“ So leicht gab sie nicht auf. Trotzdem kam sie sich ziemlich verloren vor, als er sich verabschiedete und davonfuhr.
Die Nacht verbrachte Alice mit fünf anderen Frauen in einem Schlafsaal. Das Badezimmer, wenn man es so nennen wollte, lag am Ende eines langen Flurs und hatte nur eine einzige Dusche. Eine der Frauen schnarchte. Alice tat kaum ein Auge zu.
Und die Krönung erwartete sie am nächsten Morgen: Es wurde kein Frühstück serviert. Alle Mitbewohnerinnen hatten sich etwas zu essen mitgebracht. Zum Glück erbarmte sich eine der Frauen ihrer und teilte Kaffee und Brot mit ihr, sonst hätte sie noch schlechtere Laune gehabt.
Kein Wunder, dass sie auf Dante nicht gut zu sprechen war. Was wollte er eigentlich beweisen? Dass sie aufgab, bevor sie den ersten Schritt den Berg hinauf getan hatte? Das konnte er vergessen!
Als sie das Hostel verließ, wartete er schon ungeduldig. „Wir sollten sehen, dass wir loskommen.“ Ostentativ warf er einen Blick auf seine Uhr. „Es liegt noch ein langer Weg vor uns.“
Alice verkniff sich ein Aufstöhnen, als sie ihren Rucksack auf den Rücken hievte. Er wog glatt eine Tonne. Gott sei Dank hatte Dante sie dazu gebracht, die Hälfte wieder herauszunehmen. Beinahe wünschte sie sich, sie hätte sich nicht für dieses verrückte Abenteuer in Afrika beworben.
Eine Stunde später brachten die Schmerzen in den Beinen sie fast um – und erst der Rücken! Sie hatte das Gefühl, von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein. Und zwar nicht nur einmal! Das Haar klebte ihr am Kopf, und sie war sicher, ihr Gesicht hatte inzwischen die kräftige Farbe ihrer regendichten roten Jacke angenommen.
Regendicht war allerdings eine echte Frechheit. Seit sie sich um sechs Uhr morgens auf den Weg gemacht hatten, regnete es in Strömen, und sie war nass bis auf die Knochen. Das letzte Mal, dass sie so früh auf den Beinen gewesen war, war sie von einer Party nach Hause gekommen.
Zwei Stunden später hatte sie das Gefühl, einen Lastwagen auf dem Rücken zu tragen, und war den Tränen nahe. Welcher Teufel hatte sie nur geritten? Was wollte sie erreichen? Dass Dante sie bewunderte? Dass sie einmal etwas anderes als Verachtung in seinen Augen las? Andererseits, wenn sie diesen Berg schaffte, dann würde sie auch mit allem fertig werden, was Afrika an Herausforderungen bereithielt.
Und unter keinen Umständen würde sie Dante bitten, sie wieder zum Flughafen zu fahren!
Sie wischte sich den Regen aus den Augen und starrte missmutig auf den breiten Rücken vor ihr. Dante trug nicht nur seinen Rucksack, sondern zusätzlich ein Zelt, ihre beiden Schlafsäcke und alles andere, was für ihre zweitägige Wandertour benötigt wurde. Und das mit einer Leichtigkeit, als hätte er Luft im Gepäck!
Er hatte sich verändert. Wie und warum, konnte sie nicht sagen. Aber der immer gut gelaunte Dante vom letzten Jahr war zu einem wortkargen, grimmigen Mann geworden.
Auf einmal brannten ihr die Augen. Ob es wegen der schmerzenden Füße war, oder weil sie Dantes Verachtung nicht mehr ertrug, wusste sie nicht. Sie wollte nur noch, dass er sie wenigstens einmal anlächelte.
Da drehte er sich um und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Wir müssen schneller gehen, wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Lager aufschlagen wollen“, knurrte er. Im nächsten Moment glitt ein besorgter Ausdruck über seine harten Züge. „Du humpelst ja. Tun dir die Füße weh? Dio , warum sagst du denn nichts?“
Es lag ihr auf der Zunge zu sagen, dass sie wunderbar in ihren neuen Stiefeln laufen könne, aber das wäre kindisch und verantwortungslos gewesen. Wenn sie die Blasen an ihren Füßen weiterhin ignorierte, würde es nur noch schlimmer werden.
Alice schluckte ihren Stolz hinunter. „Du hattest recht mit den Stiefeln“, gab sie zu. „Ich glaube, an einer Ferse habe ich Blasen so groß wie Fußbälle. Du hast nicht zufällig Pflaster mitgenommen?“
Seine Mundwinkel zuckten. „Lass mich mal sehen.“ Er schwang den Rucksack von den Schultern, stellte ihn ab und deutete mit dem Kopf auf einen Felsblock. „Setz dich.“
Dankbar ließ sie sich auf den Stein sinken und musste sich beherrschen, nicht laut aufzustöhnen. Immerhin konnte sie ihrem schmerzenden Körper
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