Aerzte zum verlieben Band 48
in der Hand herein.
„Guck mal, Mummy. Ich habe ein Foto von Ablito und meiner Großmutter von ihrer Hochzeit. Ablito sagt, dass du genau das gleiche Kleid anhast, und ich krieg von der Schneiderin auch eins gemacht, das genauso aussieht wie das von dem Mädchen mit dem Blumenkörbchen da vorn auf dem Foto.“
Caroline hatte sich das Foto angesehen und gewusst, dass Ella sich nichts sehnlicher wünschte, als so hübsch ausstaffiert zu werden.
So stand sie nun reglos in ihrem Zimmer und wartete geduldig darauf, dass die Schneiderin mit dem Abstecken fertig wurde.
Abends gingen sie mit Carlos und Ella spazieren. Als einige junge Musiker auf der Plaza anfingen, Gitarre zu spielen, zog Jorge Caroline mit sich. Eng an ihn gepresst folgte sie dem Tangotakt und spürte die Hitze seines Körpers. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als für immer in Jorges Armen zu liegen.
Es ist nur eine Farce! ermahnte sie sich selbst und ging entschlossen auf Abstand. „Wird auf Hochzeiten auch Tango getanzt?“, fragte sie besorgt und hoffte, dass Jorge das Zittern in ihrer Stimme nicht bemerken würde.
„Natürlich“, antwortete er, als sie zu Ella und Carlos zurückgingen, die neben einem Springbrunnen gewartet hatten. „Tango ist doch das perfekte Vorspiel.“ Dabei sah er ihr so tief in die Augen, dass Caroline vor Erregung ein leichtes Zittern verspürte.
„Dir ist kalt. Wir sollten heimgehen.“ Jorge schlüpfte aus seiner Jacke und legte sie ihr fürsorglich um die Schultern. Als sie den herben Duft seines Rasierwassers wahrnahm, wurde ihr Verlangen noch brennender.
Irgendwie gelang es ihr, sich auf dem Weg nach Hause nichts anmerken zu lassen. Irgendwie schaffte sie es, gelassen an Ellas Bett zu sitzen, während Jorge der Kleinen ein Märchen vorlas. Irgendwie trug sie Ella zum Fenster, um den Sternen und dem Mond gute Nacht zu sagen.
Doch als sie dann nach unten ging, um mit Carlos, Antoinette und Jorge zu Abend zu essen, war Caroline mit ihren Kräften am Ende.
Sie fand Antoinette in der Küche. „Mein Magen spielt gerade etwas verrückt“, erklärte sie ihr. „Könnte ich vielleicht eine Kleinigkeit zu essen mit auf mein Zimmer nehmen?“
Antoinette drehte sich um und nahm Caroline in den Arm. „Alle hier tun so, als ob eine Hochzeit etwas ganz Alltägliches wäre, aber für Sie muss es furchtbar anstrengend und emotional aufwühlend sein, nicht wahr?“
Es kostete Caroline all ihre Willenskraft, nicht in Tränen auszubrechen. Sie würde auf keinen Fall mit rotgeweinten Augen heiraten!
„Es geht schon“, beruhigte sie Antoinette, die schon damit beschäftigt war, auf einem kleinen Tablett allerhand Leckerbissen für Caroline zusammenzustellen.
„Sie brauchen auch Wein“, erklärte sie bestimmt. „Einen kräftigen Rotwein, der Sie gut schlafen lässt. Morgen früh helfe ich Ihnen dann beim Anziehen und mit Ella.“
Zu Carolines Überraschung legte ihr die alte Haushälterin die Hände auf die Schultern und sah sie eindringlich an. „Es gibt Schlimmeres, als jemanden zu heiraten, dessen Liebe man sich nicht sicher ist. Zumindest bekommen Sie die Chance, ihm zu zeigen, was Sie für ihn empfinden.“
Die Worte klangen in Carolines Kopf nach, während sie das Tablett nach oben trug.
War es so offensichtlich, dass sie Jorge liebte? Und konnte sie, Caroline, es wagen, Jorge ihre Gefühle zu offenbaren? Würde er ihre Liebe nicht erneut zurückweisen? Konnte sie dieses Risiko eingehen, nachdem er sie schon einmal so tief verletzt hatte?
Egal, wie sehr sie auch grübelte – sie konnte diese bohrenden Fragen nicht beantworten. Um sich abzulenken, dachte sie über Antoinette nach und bemerkte, dass ihr etwas entgangen war. Sie war so sehr mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt gewesen, dass es ihr gar nicht aufgefallen war. Antoinette liebte Carlos. Vermutlich schon seit einer Ewigkeit. Die Haushälterin wusste genau, wie es sich anfühlte, wenn Liebe nicht erwidert wurde und deshalb versteckt werden musste.
Und Carlos? Hing er noch immer an seiner Ella? Hatte er noch nicht bemerkt, dass Antoinette eine sehr attraktive Frau war?
„Kommst du nicht zum Abendessen herunter?“ Jorge trat gerade aus seinem Schlafzimmer, als Caroline vorbeiging.
„Ich bin etwas müde und habe keinen großen Hunger. Deshalb habe ich Antoinette um eine Kleinigkeit gebeten, die ich später in meinem Zimmer essen kann. Sie hat es allerdings gut gemeint und mir mehr mitgegeben, als ich schaffen
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