Aerzte zum verlieben Band 48
Möglichkeit Caroline verletzte, hatte sie durchaus Verständnis für ihn. Schließlich hatte sie ihm einige sehr verletzende Dinge gesagt …
„Ich habe heute mit dem Arzt meines Vaters gesprochen.“ Drei Tage nach ihrem unseligen Abendspaziergang hatte Jorge sie gesucht und in der großen, gemütlichen Bibliothek seines Vaters gefunden. Er setzte sich ihr gegenüber in einen Ledersessel. „Bei unserer Ankunft kam er mir verändert vor, und so habe ich seinen Arzt angerufen. Er hatte in den letzten Monaten mehrere TIAs.“
Transistorische ischämische Attacken – natürlich wusste Caroline, was das zu bedeuten hatte. Diese leichten Schlaganfälle, die meist nur eine oder zwei Minuten dauerten, verursachten Verwirrung und Müdigkeit. Das Problem war, dass etwa ein Drittel der Patienten irgendwann einen richtigen Schlaganfall bekam.
„Nimmt er einen Gerinnungshemmer?“
Jorge nickte.
„Hat er seine Lebensgewohnheiten verändert? Ich habe ihn nicht rauchen sehen. Und er trinkt nie mehr als zwei Gläser Wein. Hat er eine kardiologische Vorgeschichte? Oder Gefäßerkrankungen?“
Zu Carolines Überraschung antwortete Jorge ihr nicht, sondern lächelte sie stattdessen an. „Ist dir klar, dass du wie auf Knopfdruck in den Arzt-Modus wechseln kannst?“
Sie runzelte die Stirn, verwirrt von seinem Lächeln, doch nicht bereit, es sich anmerken zu lassen. „Warum auch nicht?“, fragte sie unfreundlich.
Jorges Lächeln verschwand. Gut so. Es war viel leichter, mit einem mürrischen Jorge zurechtzukommen. Trotzdem machte sie sich Sorgen um Carlos. Der alte Herr war ihr während der letzten Tage sehr ans Herz gewachsen.
„Wie ist die Prognose für deinen Vater?“
„Ganz positiv. Aber du weißt ja genauso gut wie ich, dass die Gefahr eines Schlaganfalls besteht. Deshalb wollte ich auch mit dir sprechen. Stress ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Und auch wenn er es nicht zeigt – im Augenblick ist er sehr gestresst.“
Caroline musste zugeben, dass sie Carlos kaum kannte. Doch was sie über ihn wusste, gefiel ihr, und je besser sie ihn kennenlernte, desto mehr mochte sie ihn.
Ihre Sorge um ihn ließ ihre Worte schärfer klingen als beabsichtigt. „Ist unser Besuch hier zu viel für ihn? Ist er deshalb gestresst?“
Jorge sah sie unbehaglich an und rutschte in seinem Sessel hin und her. Schließlich stand er auf und fing an, auf und ab zu gehen. „Das genaue Gegenteil ist der Fall“, erklärte er schließlich. „Unsere Anwesenheit – vor allem Ellas – hat ihm neuen Lebensmut gegeben. Es hört sich etwas abgedroschen an, aber ich möchte gern, dass er noch viele Jahre möglichst gesund leben kann, um die Zeit mit seiner Enkelin zu genießen.“
„Natürlich. Das wäre auch für Ella schön.“ Caroline wusste nicht genau, worauf Jorge hinaus wollte. „Sie ist schon jetzt ganz vernarrt in ihn.“
Jorge wandte sich zu Caroline um. „Er hat sich selbst um mich gekümmert, als meine Mutter starb. Es kam für ihn nie in Frage, mich den Angestellten oder auch Antoinette zu überlassen. Er hat mich wieder auf die Beine gebracht, als ich aus Frankreich zurückkam, hat mich nachts im Arm gehalten, wenn mich Albträume plagten. Zum Dank bin ich fortgegangen und habe ihn allein gelassen, obwohl er sich furchtbare Sorgen um mich gemacht haben muss – um meine körperliche und seelische Gesundheit. Doch er hat nie ein Wort gesagt. Hat nie versucht, mich zurückzuhalten. Ich war immer das Wichtigste in seinem Leben.“
Caroline schluckte. Jorges Worte hatten sie tief berührt. „Erzählst du mir das alles, weil du denkst, du wärst deinem Vater etwas schuldig? Ich wünschte, ich könnte dir dabei helfen, ihm etwas von seiner Liebe zurückzugeben.“
„Das kannst du“, erklärte Jorge und blieb vor ihr stehen. Er griff nach ihren Händen. „Ich weiß, es ist eine große Bitte. Aber es ist nun einmal sein innigster Wunsch. Er ist ein altmodischer Mann mit sehr traditionellen Wertvorstellungen. Deshalb ist es ihm so wichtig.“
Verständnislos schüttelte Caroline den Kopf. „Ich kann dir nicht so ganz folgen“, erklärte sie, obwohl sie sehr wohl ahnte, in welche Richtung das Gespräch ging.
„Er hat gleich an unserem Ankunftstag davon gesprochen“, erinnerte Jorge sie. „Mein Vater findet, dass wir heiraten sollten. Es schmerzt ihn, dass seine Enkelin ein uneheliches Kind ist. Wir beide wissen, dass dies eine lächerlich altmodische Einstellung ist, aber so ist er nun mal. Er macht
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