Aerzte zum Verlieben Band 52
Vorhin haben mir die ganze Zeit die Hände gezittert, und meine Beine waren wie aus Gummi.“
„Das hast du dir aber nicht anmerken lassen.“
„Ich hatte Angst, dass dieses Kind auch nicht überlebt. Und dass die Eltern mir dann die Schuld geben.“
Ein besseres Stichwort hätte er sich nicht wünschen können. „Hast du mir die Schuld gegeben, als wir Andrew verloren haben?“
Leah blieb abrupt stehen. „Warum denn das?“
„Weil ich nicht bei dir war, als die Blutungen einsetzten.“
„Nein.“ Sie ging weiter. „Es war deine erste Reise seit Monaten, und meine Gynäkologin hatte gesagt, dass mit meiner Schwangerschaft alles in Ordnung sei. Es gab keinen Grund, bei mir zu Hause zu bleiben. Außerdem …“, Leah lächelte bei der Erinnerung, „… hast du mich fast verrückt gemacht mit deiner Fürsorglichkeit.“ Sie wurde wieder ernst. „Aber ich frage mich oft, ob du mir die Schuld gegeben hast.“
„Wie kommst du darauf?“
„Vielleicht habe ich mich an dem Morgen übernommen. Ich wollte dir zeigen, dass ich zwar schwanger, aber nicht völlig nutzlos bin. Vielleicht hätte ich nicht auf die Leiter klettern und die Glühbirne auswechseln sollen. Wenn ich mich nun zu sehr gereckt habe, um an die Lampenfassung zu kommen und …“
Sie klang so niedergeschlagen, dass er nach ihrem Arm griff. „Hör auf, Leah“, sagte er eindringlich, als sie stehen blieb. „Es war nicht deine Schuld. Es hätte auch passieren können, wenn du den ganzen Tag lang auf dem Sofa gelegen hättest.“
Tränen glänzten in ihren Augen. „Vom Verstand her weiß ich das, aber hier …“, sie legte die Hand auf ihr Herz, „… fühlt es sich anders an. Ich habe doch gemerkt, dass du es in meiner Nähe nicht mehr ausgehalten hast. Deswegen dachte ich, du hältst mich für schuldig …“
„Nein, ich war einfach hilflos. Du warst voller Kummer und Schmerz, und ich wusste nicht, wie ich zu dir durchdringen sollte.“ Gabe sah sie an. „Leah, es war eine schwere Zeit für uns, das gebe ich zu. Aber eine Scheidung kam für mich nie infrage.“
„Ich hielt es für das Beste. Du solltest frei sein, dir das zu suchen, was du immer haben wolltest.“
„Was ich will, steht direkt vor mir.“
„Es ist lieb von dir, dass du das sagst, Gabe.“ Sie ging weiter, und er blieb dicht neben ihr.
„Ich meine es ernst“, bekräftigte er. „Ich sage es nicht, weil ich lieb sein will, Leah.“
Sie schwieg eine Weile.
„Ich habe dich nicht gehasst, Gabe“, sagte sie unerwartet. „Das war nicht der Grund, warum ich die Scheidung wollte. Ich wollte, dass du glücklich wirst, weil ich dich liebte. Das ist mir in den letzten Tagen klar geworden.“
„Und jetzt?“ Gabe wagte kaum zu atmen, als er auf ihre Antwort wartete.
„Ich liebe dich immer noch“, gestand sie. „Und ich wünsche mir, dass es zwischen uns wieder so wird wie früher – auch wenn es mir noch ein bisschen schwerfällt, daran zu glauben.“
„Wir haben eine Zukunft“, versprach er ihr. „Ich werde es dir beweisen.“
„Ich will alles, Gabe. Liebe, Leidenschaft, Romantik, Ehrlichkeit, füreinander da sein … alles!“
„Du bekommst es. Und noch mehr.“
Sie hatten den Eingang des Waisenhauses erreicht. Leah blieb stehen. „Ich will, dass unsere Zukunft hier und jetzt beginnt, Gabe. Nicht erst, wenn wir wieder zu Hause sind. Ich habe lange genug diese Leere in mir gespürt. Das will ich nicht mehr.“
Er zögerte, musste sich vergewissern, dass er sie richtig verstanden hatte. „Heißt das, dass ich die Scheidungspapiere zerreißen kann?“
„Ja, das kannst du.“
„Und wir führen wieder eine richtige Ehe, von diesem Moment an?“
Leah lächelte aufreizend. „Es sei denn, du bist zu müde.“
Schlagartig vergaß Gabe, wie kaputt er war. „Ich und müde? Nie im Leben“, antwortete er und grinste verwegen.
Ihr fiel etwas ein. „Du hast bestimmt den ganzen Tag nichts gegessen. Vielleicht sollten wir …“
„Hunger habe ich schon. Aber nur auf dich.“
Gabe nahm ihre Hand und zog Leah mit sich. Sie musste ein Lachen unterdrücken, als er mit langen Schritten durchs Waisenhaus lief, vorbei an Schlafzimmern und Aufenthaltsräumen.
„Gabe!“, flüsterte sie. „Wenn uns jemand sieht, denkt er, es brennt hier irgendwo.“
„Tut es ja auch“, gab er zurück und zwinkerte ihr dabei zu.
Zum Glück begegneten sie niemand. Als sie in ihrem Zimmer waren, drückte Gabe die Tür ins Schloss und schob den Riegel vor.
„Damit uns
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