Aerzte zum verlieben Band 55
tropischer Strand vor seinem inneren Auge auf, er sah volle Brüste in einem leuchtend roten Bikini vor sich. Erregung erfasste ihn.
Es war lange her, dass sich in diesem Bereich seines Körpers etwas geregt hatte, und er verspürte flüchtig ein Gefühl der Erleichterung.
âNur eine weiter, dann wäre es richtig gewesenâ, sagte Hayley.
Es versetzte ihm einen Stich. Früher war er auf der ganzen Welt für seine wegweisenden neurochirurgischen Operationen bewundert worden. Jetzt brauchte er Hilfe, um mit einfachster Technik fertig zu werden! âStecken Sie einfach den verdammten Stecker in die Buchse.â
Sie murmelte etwas vor sich hin, das er vage verstand als: âStecken Sie ihn sich doch sonst wohin.â Gleich darauf drang Musik aus den Lautsprechern.
âGutâ, sagte er. âEs funktioniert. Danke.â
âKeine Ursache.â Sie schien froh zu sein, endlich gehen zu können. Tom hörte ihre Absätze auf dem LinoleumfuÃboden und dann die Schritte vieler Menschen, als seine Zuhörer in den Saal strömten.
Aus gutem Grund hatte er seine erste Vorlesung heute Mittag vor Medizinstudenten gehalten. Er brauchte den Ãbungslauf, bevor er sich seinen Kollegen stellte, die jetzt nach und nach im Auditorium Platz nahmen. Manche waren gekommen, um ihn reden zu hören, andere wollten sich bestimmt vergewissern, ob die Gerüchte stimmten und er auch wirklich blind war. Und es gab einige wenige, die sich daran ergötzten, dass der mächtige Tom Jordan vom Chirurgen-Olymp gestürzt war.
Tom ballte die Faust. Er durfte sich nicht den geringsten Patzer erlauben. Als er noch sehen konnte, hatte er es oft erlebt, wie tückisch die Technik sein konnte. Auf keinen Fall wollte er da vorn stehen und sich mitleidiges Getuschel anhören müssen, weil er nicht sah, dass er die falsche Grafik kommentierte.
Ein Griff zur Uhr verriet ihm, dass er bald anfangen musste. Der Techniker war immer noch nicht da. Was Tom befürchtet hatte, drohte einzutreten: Ohne Jared war er aufgeschmissen. Er dachte daran, wie er früher ein ausgesuchtes Team hoch spezialisierter Chirurgen und Krankenschwestern geleitet hatte. Ihre Operationen sorgten weltweit für Schlagzeilen.
Doch so war es nicht mehr. Alles hatte sich geändert. Tom packte das Rednerpult so fest, dass ihm die Kante in die Hand schnitt, und zwang sich, Worte auszusprechen, an denen er fast erstickte.
âIch brauche Sieâ, sagte er in die Richtung, in die Hayley gegangen war. âSie müssen mir die Augen ersetzen.â
3. KAPITEL
âNatürlich habe ich daran gedacht, dass der Eingriff zu Gehirnschäden führen könnte. Es gab diese Momente. Aber das gesamte Team war fest entschlossen, den kleinen Zwillingsjungen, deren Köpfe von Geburt an miteinander verwachsen waren, ein besseres Leben zu ermöglichen.â
Wie gebannt lauschte Hayley seiner tiefen, selbstbewussten Stimme, als Tom Jordan seinen spektakulärsten Fall beschrieb. Als ihr etwas auf die FüÃe fiel, blickte sie erstaunt zu Boden. Unbemerkt war ihr der Hefter mit dem Ausdruck seines Vortrags vom Schoà gerutscht. Bisher hatte Hayley jedes Mal eine Seite umgeblättert, wenn Tom auf die Fernbedienung drückte, um das nächste Bild seiner Präsentation aufzurufen. So wusste sie genau, an welcher Stelle seiner Vorlesung er war, falls die Technik versagen sollte.
Aber in den letzten Minuten war sie von seinen Ausführungen so fasziniert gewesen, dass sie nur bewundernd zuhörte. Tom und sein Team hatten Bahnbrechendes geleistet.
âZwei Jahre lang hatten wir uns auf diese Operation vorbereitet. Und wir waren nicht nur erfolgreich, sondern haben auch den Weg für andere Neurochirurgen bereitet. Anfang des Jahres wurde ein ähnlicher Eingriff in England durchgeführt.â
Hayley bückte sich, um den Hefter aufzuheben, und blickte zu Tom hoch. Vorhin noch, als er ihr erklärte, was sie zu tun hatte, war er angespannt und fast unerträglich pedantisch gewesen. Jetzt war er kaum wiederzuerkennen. Am Rednerpult stand ein erstklassiger Chirurg, seine schlanken, sonnengebräunten Hände ruhten auf dem in Blindenschrift verfassten Manuskript.
Doch er brauchte die Notizen nicht. Hayley wusste, dass er jedes Detail der Operation im Kopf hatte, und sein Vortrag war alles andere als langweilig. Er hatte seine Zuhörer in den Bann geschlagen. Niemand döste vor sich hin,
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