Aerzte zum verlieben Band 55
âAnnabelle muss am Boden zerstört seinâ, erklärte eine sehr gefasste Kitty. âMeinen Sie, dass ich kommen soll?â
âKönnten Sie das denn?â, fragte Nick.
âIch bin gerade mitten in meinen Prüfungen, aber ich könnte einige verschieben. Wenn Annabelle das erfährt, wird sie mich allerdings umbringen, und dann hat sie niemanden mehr.â
Nick musste lachen. Kitty kannte ihre Schwester anscheinend sehr genau.
âAnnabelle hat mir neulich am Telefon erzählt, dass Eileen da istâ, fuhr Kitty fort. âUnd Sie ⦠Können Sie sich auch ein wenig um Annabelle kümmern? Ich weiÃ, sie kann mit Männern manchmal kratzbürstig sein. Daran ist nur dieser Drecksack Graham schuld, aber wenn Sie â¦â
âIch werde mich um sie kümmernâ, versicherte Nick ihr. Am anderen Ende hörte er ein leises Schluchzen. Ganz so gefasst nahm Kitty den Tod ihres Vaters wohl doch nicht auf.
âHaben Sie denn jemanden, der sich um Sie kümmert?â, fragte er.
âJa, Joe ist hier. Ich komme schon klarâ, sagte sie, obwohl es im Moment nicht danach klang. Als Joe jedoch ans Telefon kam, war Nick beruhigt. Der junge Mann hörte sich freundlich und vernünftig an und schlug sofort vor, Kitty zu ihrer Schwester zu fahren.
âIch melde mich wieder bei Ihnen und sage Bescheid, wenn es nötig istâ, sagte Nick. âUnd ich werde dafür sorgen, dass Annabelle bei Kitty anruft, sobald sie dazu in der Lage ist.â
Als er das Gespräch beendet hatte, ging er in Annabelles Zimmer.
Sie lag mit offenen Augen auf dem Bett und starrte ins Leere.
âKann ich dir etwas bringen?â, erkundigte er sich.
Sie schüttelte abwehrend den Kopf, also setzte Nick sich zu ihr aufs Bett und schloss sie in die Arme. Niemand sollte in seinem Kummer allein sein, die Nähe eines anderen Menschen war immer ein Trost.
Wann allerdings aus dem Trost etwas anderes wurde, hätte er hinterher nicht sagen können. Irgendwann jedoch wurden seine sanften Küsse auf ihre Stirn leidenschaftlicher, und als Annabelle den Kopf drehte, trafen ihre Lippen aufeinander.
Nick war klar, dass jeder Mensch seine Trauer anders zeigte ⦠oder sie zu verdrängen versuchte. Als er Annabelles Körper an seinem spürte, wusste er, dass er es beenden musste. Es war nicht richtig.
âBitte, Nickâ, flüsterte sie und klammerte sich an ihn. âEs wäre doch nur heute.â Sie atmete tief durch und schenkte ihm ein trauriges Lächeln. âIch weiÃ, ich sehe verheult aus und bin sowieso nicht dein Typ, aber ich spüre doch, dass dein Körper es im Moment ebenso will wie meiner.â
Mit rauer Stimme fuhr sie fort: âIch war bestimmt naiv, als ich mich in Graham verliebt habe, aber ich bin nicht so dumm, dass ich Trost mit Liebe verwechsle. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich mehr von dir erwarte. Ich weiÃ, dass du keine Beziehung willst, und wahrscheinlich bin ich auch gar nicht dafür geeignet, selbst wenn ich es mir wünsche. Es ist wirklich nur für heute.â
Nick begehrte sie so sehr, dass sein Körper schmerzte. Die bloÃe Vorstellung, wie er ihre Brüste küsste, ihren ganzen Körper liebkoste und erkundete, machte ihn verrückt. Er zog Annabelle an sich und küsste sie noch einmal, aber sanft. Er musste einen kühlen Kopf behalten, auch wenn es schwer war.
Annabelle verstand die Botschaft. Sie rückte ein Stück von ihm ab und lächelte etwas zittrig. âDenkst du, dass ich dich am nächsten Tag hassen würde?â, fragte sie. Ihre Stimme klang noch immer heiser von all den unterdrückten Tränen, aber sie war gefasst.
Er küsste sie noch einmal. âIch glaube eher, dass du dich selbst am nächsten Tag hassen würdest.â
Am nächsten Tag? Annabelle hasste sich schon jetzt! Sie hatte den Mann, den sie liebte, angefleht, mit ihr zu schlafen, und er hatte abgelehnt. Und sie würden noch einige Wochen lang zusammenarbeiten müssen â¦
Sie war so sehr in ihre trüben Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie Nick weitersprach.
âAber eigentlich habe ich an etwas anderes gedachtâ, sagte er gerade.
âAn was?â
âIch habe gedacht â¦â, murmelte er und küsste sie sanft auf die Stirn, â⦠was, wenn es gar nicht um Trost geht?â
Er konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt
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