Aerzte zum verlieben Band 55
Ausschnitt.
Sie zog das Laken etwas höher und raffte den Teil, der wie eine Schleppe hinter ihr lag, um sicherzugehen, dass Rücken und Beine anständig bedeckt waren. âHi, ich bin Hayleyâ, sagte sie forsch, damit er nicht merkte, wie peinlich ihr die Situation war.
âWeià ich. Tom hatâs mir gesagt.â Blaue Augen musterten sie amüsiert, so als hätte er mitbekommen, was sich vor sieben Stunden im Schlafzimmer abgespielt hatte.
Hayley wäre am liebsten im Erdboden versunken. âUnd Sie sind â¦?â
Er sprang auf, schien sich auf seine Manieren zu besinnen. âJared. Jared Perkins.â
âJared ⦠Ist Tom zu Hause?â
âNein.â
âErwarten Sie ihn bald zurück?â
âEr arbeitet. Um sieben, nach der letzten Vorlesung, hole ich ihn ab.â
âGut.â Oder auch nicht. Tom war um sieben fertig, sie fing um sieben an. âHat er eine Nachricht hinterlassen?â
âNein.â
Da stand sie nun mit nichts als einem Bettlaken bekleidet â für einen Mann, der nicht zu Hause war. Hayley unterdrückte die Enttäuschung und dachte: Zeit, zu gehen. Sie marschierte zurück ins Schlafzimmer, zog ihre zerknitterte Kleidung an, fand ein Zopfgummi in einer der Taschen und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz. Einen Blick in den Spiegel sparte sie sich.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, saà Jared wieder am Tisch und las in einem Fachbuch. Sandblond und braun gebrannt, in neonbunter Shorts und Surfer-T-Shirt, hätte er besser nach Bondi Beach gepasst als an einen mit Büchern übersäten Tisch. Wer war der Junge? Toms Bruder? Sein Neffe?
âWohnen Sie hier, Jared?â
âNein. Obwohl ich nichts dagegen hätte.â Mit weit ausholender Armbewegung deutete er zum Balkon. âIrre Aussicht.â
âStimmt. Arbeiten Sie für Tom?â
Vehementes Kopfschütteln. âAber ich mache dies und das für ihn. Fahren, Einkaufen, was immer er braucht.â
Hayley schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Seine Ausdrucksweise und die lässigen Umgangsformen lieÃen darauf schlieÃen, dass er nicht gerade in einer der gutbürgerlichen Gegenden von Sydney aufgewachsen war. Unter dem Aspekt fand sie es ungewöhnlich, dass er für einen wortkargen Blinden auf Abruf bereitstand, ohne sich dafür bezahlen zu lassen. âDas ist sehr nett von Ihnen.â
Jared straffte die Schultern. âTom ist ein klasse Typ, er hat mir das Leben gerettet.â
âJa, am Harbour sagt jeder, dass Tom ein brillanter Chirurg war.â
âEcht wahr.â Er fummelte an der aufgeschlagenen Seite, knickte die Ecke um.
Hayley wartete darauf, dass er noch mehr sagte, ihr erzählte, mit welcher Operation Tom ihn gesund gemacht hatte. Aber es kam nichts. Stattdessen legte er den Zeigefinger auf eine Textstelle und starrte stirnrunzelnd darauf.
Na schön. âMachen Sieâs gut, Jared.â Hayley ging zur Tür.
Sie hatte die Hand schon auf der Klinke, da sagte er: âSind Sie fit in Chemie?â
Hayley drehte sich zu ihm um. âVerzeihung?â
âChemie.â Jared schwenkte ungeduldig ein paar zusammengeheftete Blätter, die mit Rotstiftnotizen bedeckt waren. âDer Lehrer hat gesagt, wenn ich Medizin studieren will, brauche ich eine Eins in Chemie. Tom sagt, das ist einfach, aber ich findâs sauschwer. Sie sind doch Ãrztin, oder? Dann können Sie Chemie.â
Sie las in seinen blauen Augen widerstreitende Gefühle von âIch bin ein cooler Mackerâ bis hin zu âHilf mir, Mumâ. Es war ihm sichtlich schwergefallen, sie um Hilfe zu bitten.
Er erinnerte sie an Tom. Der gleiche Stolz.
Hayley kam an den Tisch zurück und legte ihre Handtasche auf einen Stuhl. âKönnen Sie Kaffee machen, Jared?â
âKlar. Tom hat da eine krasse Maschine in der Küche.â
Sie lächelte. âGroÃartig. Sie machen mir einen Latte, und ich lese mir mal den Test durch und sehe, wo ich Ihnen helfen kann. Abgemacht?â
Erleichtert grinste er bis zu den Ohren. âAbgemacht.â
âWenn wir uns etwas vom Imbiss mitnehmen, kann ich dir noch bei deinen Chemie-Aufgaben helfen.â Tom lieà den Sicherheitsgurt einrasten.
âDanke, aber das ist erledigt. Falls du mich trotzdem einladen willst, bleibe ich zum Essen. Vorausgesetzt, wir holen Pizza.â
âBist du mit Chemie schon
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