Aerzte zum verlieben Band 55
Genieà die freien Tage.â
âDanke, Lachâ¦â Aber er hatte schon aufgelegt.
Hayley schob das Handy in die Kitteltasche. Ob Tom noch im Vortragssaal war?
Du wirst ihm doch nicht hinterherlaufen?
Natürlich nicht. Ich muss sowieso daran vorbei, wenn ich nach Hause gehe.
Die Tür öffnen und in den Saal hineinsehen gehört nicht zum Nachhauseweg. Du wolltest Tom vergessen!
Sie nahm sich zusammen. Die Zeit mit ihm war wundervoll, aber anscheinend eine einmalige Sache gewesen. Und dieses seltsame Herzklopfen kam sicher davon, dass sie todmüde war.
Als sie Jacke, Tasche und ihren MP3-Player aus dem Spind holte, verspürte sie ein unangenehmes Brennen im Magen. Kein Wunder, sie hatte in den letzten Stunden kaum etwas anderes als Mandeln und Schokolade gegessen.
Bei dem Gedanken an ein opulentes Frühstück mit Schinken, Eiern, Tomaten, Würstchen und Buttertoast lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Hayley sah auf ihre Uhr. Kurz vor halb eins. Sie kannte nur ein Lokal, wo bis zum Nachmittag Frühstück serviert wurde, und das war das Café Luna. Mit dem Auto musste man vom Harbour lange fahren, aber mit der Fähre ging es sehr viel schneller.
Du musst schlafen und dann lernen.
Ihr Magen knurrte so laut, dass eine Krankenschwester, die drei Schränke weiter ihren Spind aufschloss, hell auflachte. âSie sollten schleunigst etwas essen!â, riet sie.
Hayley lachte auch. âOh ja.â Mit leerem Magen konnte sie weder schlafen noch lernen. Und wenn sie sich unterwegs einige Vorlesungen auf ihrem MP3-Player anhörte, verlor sie nicht zu viel Zeit.
Beflügelt von der Aussicht auf ein köstliches Frühstück, schloss sie ihren Schrank ab, steckte die weiÃen Kopfhörer in die Ohren und marschierte los.
Tom hatte Jared gebeten, ihn bei einem Café abzusetzen, in dem er früher oft gesessen hatte. Für den Rückweg würde er sich ein Taxi nehmen. Die Fahrt dauerte eine Weile, und Tom wollte nicht, dass Jared seinetwegen Unterricht verpasste.
Zum Glück fragte Jared nicht, warum es ausgerechnet dieses Lokal am anderen Ende von Sydney sein musste. Tom wusste es selbst nicht recht. Aber der Gedanke lieà ihm keine Ruhe mehr.
Vor dem Unfall hatte er sich sonntagmorgens sein Rennrad geschnappt und war hingefahren. Dann saà er da, las Zeitung, während um ihn herum das Leben tobte, und genoss das beste Frühstück in ganz Sydney.
Die glücklichen Erinnerungen im Sinn, nahm er an seinem Lieblingstisch auf der Terrasse Platz. Tom war ungewohnt aufgeregt, wie elektrisiert â ein Zustand, den er sonst nur vor seinen Operationen kannte. Und das war lange her.
Aber schon nach einer halben Stunde machte sich zunehmend Enttäuschung in ihm breit. Zwar war der Kaffee immer noch so stark und aromatisch, wie er ihn liebte. Auch die Eier auf dem knusprigen englischen Toast schmeckten köstlich. Aber er konnte nicht Zeitung lesen, und der Lärm und die Gerüche im Café überlagerten, was er eigentlich hier suchte: Ruhe und Entspannung am Strand.
Dabei war der keine drei Schritte von ihm entfernt.
Die Geräuschkulisse ging ihm auf die Nerven. Tom verfluchte sich dafür, dass er sich in diese Lage gebracht hatte.
âSir?â Die Kellnerin klang unsicher.
Er wandte ihr den Kopf zu, obwohl er sie nicht sehen konnte. Aber er wusste, dass Sehende das brauchten, weil sie sonst dachten, er hätte sie nicht gehört. âJa?â
âKann ich Ihnen etwas anderes bringen? Wir haben heute leckeren Obstkuchen.â
âIch nehme noch einen Kaffee.â Tom lehnte sich zurück und atmete tief ein, um eine Meeresbrise einzufangen. Und diesmal erspürte er einen Hauch salziger Luft. Er hörte den begeisterten Ausruf eines Kindes, aber die Stimmen, die ihm antworteten, verschwanden unter dem ohrenbetäubenden Klirren und Klappern von Geschirr. Er seufzte. Welch eine Ironie. Lärm war ihm in diesem Café nie aufgefallen, als seine Sinneswahrnehmung der Welt noch vom Sehkanal beherrscht wurde.
Sein Kaffee kam im selben Moment, als Tom den Dieselmotor der Fähre rumpeln hörte und das fröhliche Tuten des Schiffshorns. Bald danach wurde es im Café ruhiger. Endlich konnte Tom die Geräusche am Strand wahrnehmen, das Plätschern der Wellen und den belebenden Salzgeruch. Sekunden später mischte er sich mit dem flüchtigen Duft nach Sommerblumen. Sein Körper reagierte sofort.
Eine
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